zum Hauptinhalt
Die drei großen Berliner Unis wollen gemeinsam antreten. Im Bild der Lichthof der TU.

© Pressestelle TU Berlin/Jacek Ruta

Update

Vorentscheidung in der Exzellenzstrategie gefallen: Berliner Unis sind fürs Elitefinale qualifiziert

Der Verbund von FU, HU und TU qualifiziert sich mit gleich sieben Clustern für das Finale um den Exzellenztitel. Bei der Vergabe kam es zum Eklat.

„Es ist großartig für Berlin, dass wir an so breiter Front in so vielen Disziplinen siegen konnten“, sagt TU-Präsident Christian Thomsen. Gleich sieben Cluster, also große Forschungsprojekte, haben Berlins Unis am Donnerstag in Bonn in der bundesweiten „Exzellenzstrategie“ über die Ziellinie gebracht. Damit qualifizieren sich die Freie Universität (FU), die Humboldt-Universität (HU) und die TU Berlin für das prestigeträchtige Finale des Wettbewerbs im Juli 2019. Dann werden bis zu elf Exzellenzunis gekürt. Jährlich sollen insgesamt 533 Millionen Euro fließen.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller sprach von einem „Riesenerfolg“: „Das ist eine tolle Grundlage für die Entscheidung im nächsten Jahr“, sagte er dem Tagesspiegel.

19 Unis und Verbünde qualifizieren sich fürs Finale

Berlins Unis wollen als Verbund ins Rennen gehen, ebenso die Uni Hannover und die Medizinische Hochschule Hannover. Verbünde brauchen mindestens drei Cluster, um sich um den Exzellenztitel bewerben zu können, jede einzelne Unis zwei. 17 Unis nahmen neben den beiden Verbünden diese Hürde, darunter elf der jetzigen Eliteunis. Bremen war schon vorher wegen fehlender Cluster ausgeschieden.

Auffällig ist eine Konzentration der Cluster auf bestimmte Standorte. Die Uni Bonn brachte sechs Cluster durch, die beiden Münchner Unis gemeinsam vier. Ebenfalls vier Cluster gewannen die Uni Hamburg, die Uni Köln und der Hannoveraner Verbund. Nur mit der Mindestanzahl von zwei Clustern schafften es Heidelberg, Karlsruhe, Stuttgart, Kiel, Freiburg, Münster, Bochum, Konstanz und Braunschweig.

Diese Unis haben sich fürs Elitefinale qualifiziert.
Diese Unis haben sich fürs Elitefinale qualifiziert.

© Fabian Bartel/Tsp

TU-Präsident Thomsen erklärt den Berliner Cluster-Triumph so: „In Berlin gibt es eine außerordentliche Vernetzung, die Wege sind kurz, wir haben gute Menschen, die sich für Wissenschaft begeistern, Kreativität und Vielfalt.“

Die Auswahl der Cluster fiel in einem zweistufigen Verfahren. Zuerst bewerteten 39 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Projekte. Auf der Basis dieser Empfehlung fällte dann die Exzellenzkommission am Donnerstag ihre Entscheidung: neben den wissenschaftlichen Gutachtern auch die Wissenschaftsminister von Bund und Ländern. Berlins Staatssekretär für Wissenschaft Steffen Krach twitterte aus der Sitzung ein Foto des elektronischen Abstimmungsgeräts, dass jeder vor sich hatte: Für jedes Cluster ließ sich der rote Button („nein“), der grüne („ja“) oder der gelbe („Enthaltung“) anklicken.

Bei der Sitzung "knallte" es zwischen Bund und Ländern

Unmittelbar vor Ende der Sitzung soll es nach Darstellung von Teilnehmern zwischen Bund und Ländern „richtig geknallt“ haben. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) setzte demnach mit den 16 Stimmen des Bundes in der Kommission durch, dass sämtliche Cluster um ein finanzielles Volumen von 26 Prozent gekürzt werden. Damit wollte Karliczek erreichen, dass die Cluster, die von den wissenschaftlichen Gutachtern nicht klar bewertet worden waren (Berliner Cluster waren nicht darunter), noch in die Förderung aufgenommen werden.

Die Entscheidungskommission hatte die strittigen zwölf Cluster zuvor in eine Rangliste gebracht. Da bereits 47 Cluster auf "grün" standen, hätten noch weitere fünf, höchstens weitere acht gefördert werden können. Die Kommission einigte sich darauf, dass ein Cluster aus Aachen nicht gefördert werden sollte, ein Hamburger Cluster zur Klimaforschung aber schon. Karliczek soll dann jedoch die übrigen zehn "im Hauruckverfahren" mit ihren Stimmen in die Exzellenz befördert haben. Davon hätten besonders unionsregierte Länder profitiert, hieß es: NRW und Niedersachsen gewannen auf diesem Weg je vier Cluster, Baden-Württemberg zwei.

Geförderte Projekte müssen nun abspecken

Die Mehrheit der (nicht profitierenden) Länder habe das Vorgehen abgelehnt, ebenfalls etwa die Hälfte der Wissenschaftler. Karliczek habe sich darüber jedoch einfach hinweg gesetzt. Die geförderten Projekte müssen nun Teilbereiche abspecken. Besonders für die ostdeutschen Länder, die nur vier Cluster gewonnen haben, seien die finanziellen Einbußen schmerzhaft, hieß es aus der Kommission.

Wie weiter in Berlin? Auch FU-Präsident Günter M. Ziegler spricht von einem „großartigen Ergebnis“. Die Aufgabe sei nun, die neuen Cluster „ erfolgreich aufs Gleis“ zu setzen. „Es handelt sich um große und anspruchsvolle Projekte.“ Ziegler selbst hat am Antrag für den Mathecluster mitgeschrieben.

"Grandioses Ergebnis", heißt es aus den Unis

Zu dem durchgefallenen Antikencluster Topoi sagt Ziegler: „Wir bedauern es sehr, dass der Antrag nicht vollständig überzeugen konnte.“ Berlin sei in den Altertumswissenschaften einzigartig aufgestellt und habe Weltgeltung. Die schon erfolgreich etablierten Strukturen auf diesem Gebiet würden aber ungeachtet der Entscheidung weiterentwickelt.

Das wünscht auch Peter Frensch, Vizepräsident für Forschung der HU. Das Antikencluster Topoi dürfe jetzt nicht „eingestampft werden“. FU und HU würden nun beraten, wie es damit weitergeht. Insgesamt sei das Ergebnis aber „ grandios“.

Zur Startseite