
© REUTERS/Yves Herman
Neuer Weltklimarat-Bericht: Auf direktem Weg zu einer 3 Grad wärmeren Welt
Der IPCC warnt vor einer deutlichen Erderwärmung und fordert sehr viel höhere CO2-Einsparungen. Spätestens in drei Jahren müssten die Emissionen sinken.
Stand:
An diesem Montag hat der Weltklimarat seinen neuen Bericht vorgestellt, in dem es um die noch mögliche Minderung der Klimakrise geht. Die Vorstellung, die Sie hier im Blog nachlesen können, hatte sich deutlich verzögert, weil bis zuletzt hart verhandelt wurde. Im Bericht wird deutlich, dass bei gleichbleibenden Anstrengungen der Staaten eine Erderwärmung von über 3 Grad droht. „Man sieht, dass die ganze Sache jetzt ernst wird“, so der Klimaökonom Ottmar Edenhofer.
Die Welt am Scheideweg
Die Pressekonferenz des Weltklimarats ist vorbei, wichtige Aspekte des neuen Klimaberichts sind unter anderem:
Wenn die Menschheit nicht weiter gegensteuert, droht mit dem jetzigen Kurs eine globale Erwärmung um mehr als 3 Grad. Das würde die Folgen der Klimakrise verstärken – zum Beispiel, was Dürren, Überschwemmungen und Hitzewellen angeht.
Die globalen Emissionen müssen spätestens ab 2025 sinken, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad oder 2 Grad zu begrenzen. Das sind die Zielmarken des Pariser Klimaabkommens von 2015, auf die sich die Weltgemeinschaft geeinigt hat.
Kohle hat keine Zukunft in den 1,5-Grad-Szenarien. Demnach müsste die globale Nutzung von Kohleenergie um 95 Prozent gegenüber dem Niveau von 2019 sinken. Aber auch in den 2-Grad-Szenarien würde der Anteil um durchschnittlich 85 Prozent sinken.
Der IPCC-Bericht fordert auch große Änderungen des individuellen Lebensstils, etwa bei Wohnen, Mobilität oder Energieverbrauch. Die Welt müsse die Nutzung von Öl und anderen fossilen Brennstoffen stark drosseln, die Elektrifizierung von Fahrzeugen vorantreiben, Wasserkraft und andere alternative Möglichkeiten der Stromgewinnung ausbauen und wesentlich energieeffizienter wirtschaften.
Die globalen CO₂-Emissionen sind auf dem höchsten Niveau in der Geschichte der Menschheit. Allerdings sind die Emissionen zuletzt langsamer gewachsen, was einen Hinweis auf Fortschritte beim Klimaschutz darstellt - vor allem beim Energie- und Industriesektor. (rec)
Globales Geld fließt noch zu langsam in den Klimaschutz
Die internationalen Finanzströme fließen noch zu langsam in den Klimaschutz, erklärte der Forscher Ramón Pichs-Madura bei der virtuellen Pressekonferenz des Weltklimarats. „Unsere Auswertung zeigt, dass die Finanzströme um den Faktor 3 bis 6 geringer sind als notwendig für das Jahr 2030, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad oder 2 Grad zu begrenzen.“
Dabei gebe es genug globales Kapital und bereitstehende Gelder, um diese Investitionslücken beim Klimaschutz zu schließen. „Die größte Herausforderung beim Schließen von Investitionslücken ist bei den Entwicklungsländern, weil sie nur begrenzte Kapazitäten dafür haben.“ (rec)
Reichsten zehn Prozent der Haushalte für bis zu 45 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich
Mit der Förderung eines klimafreundlichen Konsums bei Energie und anderen Gütern und Dienstleistungen könnten die Regierungen den Treibhausgasausstoß bis 2050 um 40 bis 70 Prozent verringern. Dies sei ein "bedeutendes ungenutztes Potenzial", erklärte der Co-Vorsitzende der zuständigen IPCC-Arbeitsgruppe, Priyadarshi Shukla.
Mehr zu Fuß zu gehen und Rad zu fahren hilft Klimaschutz besonders
Individuelle Lebensentscheidungen können beim Klimaschutz helfen, erklärte die Forscherin Diana Ürge-Vorsatz bei der virtuellen Pressekonferenz des Weltklimarates am Montag. „Es gibt hier ungenutztes Potential, die globalen Emissionen zwischen 40 und 70 Prozent bis 2050 zu senken.“ Das sei aber nur möglich, wenn auch die Infrastruktur vorliegt und die politischen Rahmenbedingungen stimmen.
„Von den 60 individuellen Maßnahmen, die wir für den Bericht ausgewertet haben, ist der größte Beitrag zum Klimaschutz der Umstieg aufs Laufen, Radfahren und die Nutzung elektrifizierter Transportmöglichkeiten.“ Zu den effektiven Maßnahmen gehöre, weniger zu fliegen und das eigene Haus für den Klimaschutz umzurüsten. „Auf eine pflanzenbasierte Ernährung umzusteigen, ist ebenfalls eine Option.“ Gerade reichere Menschen könnten viel zum Klimaschutz beitragen – als Investoren, Konsumenten, Vorbilder und im Beruflichen. (rec)

Große Veränderungen bei Mobilität, Wohnen oder Energieverbrauch notwendig
Klimaziele nur bei CO2-Neutralität in frühen 2050ern oder 2070ern erreichbar
Jim Skea, Co-Leiter der Arbeitsgruppe III beim Weltklimarat, erklärt bei der virtuellen Pressekonferenz in Genf: „Die Temperaturen werden sich stabilisieren, wenn wir netto null bei den CO2-Emissionen erreichen.“ Die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen setze voraus, dass die Weltgemeinschaft in den frühen 2050ern netto null CO2-Emissionen erreicht. Für das 2-Grad-Ziel müssten die CO2-Emissionen entsprechend bis in die frühen 2070er Jahre auf netto null sinken. (rec)

Mehr Wind- und Solarenergie kann Emissionen relativ günstig senken
Die Weltgemeinschaft könnte mit mehr Wind- und Sonnenenergie relativ kostengünstig große Mengen an klimaschädlichen Emissionen reduzieren, heißt es in dem neuen Teilbericht des Weltklimarats vom Montag. Demnach würden mehr Solaranlagen und mehr Windräder zu einem durchschnittlichen Preis von weniger als 20 US-Dollar pro Tonne CO₂ eine große Menge an Treibhausgasen reduzieren.
Zu den kostengünstigen Methoden, um Emissionen zu reduzieren, gehören auch energieeffizientere Geräte und Gebäude, eine geringere Umwandlung von natürlichen Ökosystemen in Ackerflächen und die Reduktion von Methan-Emissionen durch weniger Kohle-, Öl- und Gasabbau. Insgesamt ließen sich die globalen Emissionen mit weniger als 100 US-Dollar pro Tonne CO₂ um mindestens die Hälfte bis 2030 reduzieren. In jedem Fall nutze es der globalen Wirtschaft mehr, die globale Erwärmung und ihre Folgen auf 2 Grad zu begrenzen, als der dafür notwendige Klimaschutz Kosten verursacht. (rec)
Globale CO₂-Emissionen sind auf dem höchsten Niveau in der Geschichte der Menschheit
Jim Skea, Co-Leiter der Arbeitsgruppe III, erklärte bei der Pressekonferenz die Ergebnisse des neuen Klimaberichts. „Die Realität ist: Treibhausgasemissionen, die die globale Erwärmung verursachen, sind auf ihrem höchsten Niveau in der Geschichte der Menschheit.“
Die Emissionen im Jahr 2019 sind Skea zufolge 12 Prozent höher als sie noch 2010 waren und 45 Prozent höher als im Jahr 1990. Aber es gebe Belege dafür, dass der Klimaschutz vorankommt. „Das jährliche Wachstum an Emissionen hat sich im Schnitt verlangsamt: von 2,1 Prozent im Jahrzehnt davor auf 1,3 Prozent pro Jahr zwischen 2010 und 2019.“ Dieser verlangsamte Wachstum sei besonders bemerkbar im Energie- und Industriesektor. (rec)
Führender Meteorologe befürchtet sinkendes Interesse an Klimaschutz als Folge des Ukraine-Kriegs
Petteri Taalas, Generalsekretär der Weltwetterorganisation
Höhepunkt der Treibhausgasemission vor 2025 absolut notwendig
Zum Erhalt einer "lebenswerten" Erde hat die Menschheit laut Weltklimarat IPCC nur noch drei Jahre Zeit, um den Trend bei den Treibhausgasemissionen umzukehren. Der weltweite Treibhausgasausstoß müsse vor 2025 seinen Höhepunkt erreichen, heißt es im IPCC-Sachstandsbericht zu Maßnahmen gegen die Erderwärmung, der am Montag in Genf veröffentlicht wurde.
Mit massiven Anstrengungen könnten CO2-Emissionen noch ausreichend gesenkt werden

Kohleenergie hat keine Zukunft in 1,5-Grad-Szenarien
Wenn die Menschheit die globale Erwärmung langfristig auf 1,5 Grad begrenzen will, dürfte sie im Jahr 2050 kaum noch Kohle verfeuern. Das zeigen Szenarien in einem neuen Bericht des Weltklimarats. Dem Forschungsstand zufolge würde der Anteil der genutzten Kohleenergie durchschnittlich um 95 Prozent gegenüber dem Niveau von 2019 sinken.
Öl und Gas würden in den berücksichtigten 1,5-Grad-Szenarien einen Anteil von 60 beziehungsweise 45 Prozent bei der Nutzung einbüßen. Auch in den 2-Grad-Szenarien des Klimaberichts würde die Nutzung von fossilen Energien bis 2050 massiv zurückgehen – bei der Kohle um 85 Prozent, bei Öl um 30 Prozent und bei Gas um 15 Prozent. (rec)

1,5-Grad-Grenze würde ohne entschlossenen Klimaschutz gerissen
Die Menschheit muss die Treibhausgasemissionen sofort und stark reduzieren, um die globale Erwärmung langfristig auf 1,5 Grad zu begrenzen. Das ist das Ergebnis eines am Montag erschienenen Berichts des Weltklimarats. Für das Klimaziel müssten die Emissionen spätestens 2025 ihren Höhepunkt erreichen und bis 2030 um 43 Prozent sinken. Doch selbst wenn das passierte, würde die Erwärmung die 1,5-Grad-Grenze zumindest zeitweise überschreiten, heißt es in dem Bericht."Die wirklich gefährlichen Radikalen sind die Produzenten fossiler Energien"
UN-Generalsekretär António Guterres sagt in einer Videobotschaft am Montag: „Klimaaktivisten werden manchmal als gefährliche Radikale dargestellt. Die wirklich gefährlichen Radikalen sind die Länder, die die Produktion von fossilen Energien erhöhen. In die Infrastruktur von fossilen Energien zu investieren, ist wirtschaftlicher und moralischer Irrsinn. Solche Investitionen werden bald Investitionsruinen sein – ein Klecks auf der Landkarte und eine Plage für Investment-Portfolios.“ (rec)
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