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Weltbevölkerung auf Rekordkurs: Was bedeutet das für die Zukunft?
Derzeit leben acht Milliarden Menschen auf der Erde. Bis 2084 wird die Zahl weiter steigen, sagen die UN voraus. Die demografische Entwicklung hängt ab von hohen Geburtenraten und einer jungen Bevölkerung in Subsahara-Afrika.
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Die Weltbevölkerung wird bis zum Jahr 2084 auf etwas mehr als zehn Milliarden Menschen anwachsen, bevor die Zahl zu schrumpfen beginnt. Das geht aus einer Prognose der Vereinten Nationen (UN) hervor, die am heutigen Weltbevölkerungstag, dem 11. Juli, um 18.30 Uhr deutscher Zeit in New York veröffentlicht werden soll.
Derzeit leben mehr als acht Milliarden Menschen auf der Erde, Tendenz steigend. Doch nun zeichnet sich ein gegenläufiger Trend ab: Weltweit bekommen Frauen heute im Durchschnitt ein Kind weniger als 1990.
Der Geburtenrückgang hat in den vergangenen Jahrzehnten alle Regionen erfasst. Heute bekommen Frauen weltweit im Durchschnitt 2,2 Kinder. Aufgrund der Trägheit demografischer Prozesse wird es aber noch bis in die 2080er Jahre dauern, bis die weltweite Bevölkerung nach Erreichen des Maximums von rund zehn Milliarden Menschen abnehmen wird.
Hoffnungsvolles Signal
Bei den Vereinten Nationen geht man davon aus, dass die Weltbevölkerung nach einem Höchststand von rund 10,3 Milliarden Menschen um 2084 bis zum Ende des Jahrhunderts langsam auf etwa 10,2 Milliarden Menschen zurückgehen wird. Das wären 700 Millionen weniger als noch vor zehn Jahren prognostiziert.
Der voraussichtlich frühere und geringere Höhepunkt des Weltbevölkerungswachstums als bisher angenommen sei ein hoffnungsvolles Signal, sagte der UN-Untergeneralsekretär für Wirtschaft und Soziales, Li Junhua. Möglicherweise würden dadurch die Auswirkungen menschlichen Handelns und Konsums auf die Umwelt geringer ausfallen. Das bedeute aber nicht, dass sie nicht weiter reduziert werden müssten.
Die Zukunft der Weltbevölkerung hängt wesentlich von der Entwicklung in Afrika südlich der Sahara ab.
Frank Swiaczny, Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB)
Bis zum erwarteten Rückgang der Bevölkerungszahlen in den 2080er Jahren wird die absolute Zahl der Menschen weltweit weiter steigen, so die mittlere Variante der UN-Prognosen. Als Schlüsselregion identifiziert Frank Swiaczny vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) Subsahara-Afrika. Dort liege das Geburtenniveau bei durchschnittlich 4,3 Kindern pro Frau.
Bis zum Ende des Jahrhunderts wird die Bevölkerung von heute 1,2 auf 3,4 Milliarden Menschen anwachsen, selbst wenn die Geburtenrate auf zwei Kinder pro Frau sinkt. „Die Zukunft der Weltbevölkerung hängt wesentlich von der Entwicklung in Afrika südlich der Sahara ab“, sagte Swiaczny laut einer Mitteilung des BiB.
Gleichberechtigung ist Schlüssel für nachhaltige Bevölkerungsentwicklung
Grund für die Bevölkerungsexplosion in Subsahara-Afrika ist nach Einschätzung der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) die extrem junge Altersstruktur: Mehr als 40 Prozent der dort lebenden Menschen sind jünger als 15 Jahre, erklärte DSW-Geschäftsführer Jan Kreutzberg. Viele Mädchen bekämen sehr früh Kinder, was oft das Ende ihrer Schullaufbahn bedeute und ihnen Chancen auf Bildung und Einkommen nehme. Investitionen in Bildung, Aufklärung und Zugang zu Verhütungsmitteln seien daher Investitionen in Stabilität und Sicherheit.
Catherina Hinz, Direktorin des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung, betont die Bedeutung der Gleichberechtigung von Frauen für eine nachhaltige Bevölkerungsentwicklung in Subsahara-Afrika. Mädchen und Frauen müssten gleichberechtigten Zugang zu Bildung, Arbeit und Gesundheitsversorgung haben, um ein selbstbestimmtes Leben führen zu können, insbesondere im Hinblick auf Familienplanung.
Auch in Regionen mit niedrigen Geburtenraten müsse die Gleichberechtigung verbessert werden. „Nach wie vor stecken mehrheitlich Frauen bei der Erwerbstätigkeit zurück, um Kinder und Ältere zu betreuen, zu erziehen und zu pflegen.“ Eine gerechtere Verteilung der Betreuungsaufgaben sei wichtig, um besser auf die Alterung der Bevölkerung vorbereitet zu sein.
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