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Die Meereisbedeckung ist in diesem Jahr auf ein historisches Minimum gesunken. Den Eisbären im Nordpolarmeer wird damit die Lebensgrundlage entzogen.

© dpa/Ulf Mauder

Weltweit geringste Meereisbedeckung gemessen: Was das neue Rekordtief bedeutet

Im Februar 2025 erreichte die globale Meereisbedeckung ein Rekordtief. Welche Rolle spielen Klimaerwärmung und Wetter – und was erwarten Experten für die Zukunft?

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Die globale Meereisbedeckung hat im Februar einen historischen Tiefstand erreicht. In der Arktis lag sie acht Prozent unter dem langjährigen Mittel und erreichte damit einen Negativrekord für diesen Monat. In der Antarktis schrumpfte die Meereisfläche auf den viertniedrigsten Februarwert, 26 Prozent unter dem Durchschnitt.

Ursache ist nach Ansicht von Forschenden die globale Erwärmung: Der Februar 2024 war weltweit der drittwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen, 1,59 Grad wärmer als in der vorindustriellen Zeit. 19 der letzten 20 Monate lagen über der 1,5-Grad-Marke. Das Copernicus-Programm der EU überwacht die Entwicklung mit Satelliten und Modellrechnungen.

Wenig Eis im Frühsommer erhöht die Wahrscheinlichkeit starker Schmelze und eines neuen Minimums.

© dpa/---

Wir haben drei Expertinnen und Experten nach ihrer Einschätzung gefragt.

Alle Folgen unserer Serie „3 auf 1“ finden Sie hier.


Dramatischer Rückgang

Im März erreicht die meereisbedeckte Fläche in der Arktis jedes Jahr ihr winterliches Maximum. In über 40 Jahren schrumpfte diese Fläche um rund 2,5 Prozent pro Dekade. Starke Schwankungen führen immer wieder zu Rekordminima, wie im Februar und wohl auch im März 2025.

Rekordminima sind beim abnehmenden Trend der winterlichen Meereisausdehnung und starken Schwankungen daher zu erwarten. Solche Minima treten zufällig auf, da Winde, Strömungen, Ozeanwärme und Lufttemperaturen zu komplex sind, um einzelne Ursachen zu bestimmen.

Der Eisrückgang ist besorgniserregend, da er sehr sensibel den langfristigen Einfluss des Klimawandels deutlich zeigt. Genauso ist es im Sommer. Wenig Eis im Frühsommer wie jetzt, erhöht die Wahrscheinlichkeit starker Schmelze und eines neuen Minimums, trotzdem können Wettereinflüsse dies noch verhindern. Auch wenn Wetter- und Ozeanbedingungen das Schmelzen verlangsamen oder regional variieren können, ändert das nichts am langfristigen Rückgang des Meereises. 


Meereis schrumpft seit 2016

Die Tatsache, dass die globale Meereisausdehnung im Februar einen neuen historischen Tiefstand erreicht hat, unterstreicht die signifikanten Auswirkungen des Klimawandels auf die Polarregionen und gibt Anlass zu ernster Besorgnis. Meereis hat aufgrund seiner hohen „Albedo“, der Rückstrahlung der einfallenden Sonnenstrahlung durch seine weiße Farbe, einen wichtigen Rückkopplungseffekt auf das Klima.

Die Meereisdecke in der Arktis wird jedes Jahr dünner. Hier das deutsche Forschungsschiff Polarstern 2020 bei der einjährigen Mosaic-Expedition .

© dpa/Markus Rex

Die rekordverdächtig geringe Meereisausdehnung in der Antarktis folgt auf die Minima in den beiden Vorjahren. Sie waren die geringsten in dem Zeitraum, für den Satellitendaten zur Verfügung stehen. Damit setzt sich eine Reihe von Jahren mit geringer minimaler Meereisausdehnung fort, die 2016 mit einem starken Rückgang begann. Normalerweise nimmt die Meereisausdehnung in der Antarktis vor Ende Februar wieder zu, wenn die Tage im Südpolarmeer kürzer werden. Aber in diesem Jahr zeigten die Daten sogar an mehreren Tagen im März keine signifikante Meereisneubildung.


12 Grad zu warm

Jeden Februar verliert die Arktis durchschnittlich 42.000 Quadratkilometer Meereis, das entspricht der doppelten Fläche von Wales. In Teilen der hohen Arktis lagen die Temperaturen im Februar bis zu 12 Grad Celsius über dem Durchschnitt , während in den USA und Kanada Frost herrschte. Dies zeigt, dass sich die Wärme vorübergehend von einem Ort zum anderen verlagern kann.

Im Mittel über alle Regionen ist der Trend zur globalen Erwärmung eindeutig: Im Februar 2025 wird die Temperatur um mehr als 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau liegen und damit ein Temperaturniveau erreichen, das mit einer Ausnahme in jedem der letzten 20 Monate beobachtet wurde. Und dies trotz eines schwachen kühlenden Einflusses des La Niña-Phänomens im Pazifik.

Die langfristigen Aussichten für das arktische Meereis sind düster, da sich die Region weiterhin rasch erwärmt und nur durch eine schnelle und massive Reduktion der Treibhausgasemissionen gerettet werden kann.

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