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Wie wirkt sich der Wunsch nach weniger Besitz auf die CO₂-Bilanz aus? Das erforscht ein Projekt an der TU Berlin.

© Getty Images/iStockphoto

Weniger Besitz: Nützt der Minimalismus-Trend dem Klima? 

Ausmisten à la Marie Kondo: Wie wirkt sich der Wunsch nach weniger Besitz auf die CO₂-Bilanz aus? Das erforscht ein Projekt an der TU Berlin.

Die Japanerin Marie Kondo machte es vor. In Büchern zeigte sie Millionen von Menschen, wie sie sich vom Überfluss in ihren Kleiderschränken und Schubladen befreien können. Ein Minimalismus-Trend, der sich seitdem in zahlreichen Ratgebern fortgesetzt hat. Doch trägt der Lifestyle-Trend auch zum Klimaschutz bei? Wie wirkt sich der Wunsch nach weniger Besitz tatsächlich auf die CO₂-Bilanz aus?

Das wollen Forscher:innen der Technischen Universität Berlin herausfinden und haben bereits erste Erkenntnisse gesammelt. Im vergangenen Jahr starteten sie das Citizen-Science-Projekt „Mein Ding. Ich bin, was ich (nicht) habe!“, bei dem Bürger:innen die Dinge in ihrem Besitz genauer untersuchen und aussortieren.

„Das Interesse war weit größer als wir uns vorgestellt hatten“, berichtet Viola Muster, Sozialwissenschaftlerin am Fachgebiet Nachhaltiger Konsum der TU. Mehr als 1000 Menschen meldeten sich. Als Motivation gaben diese nicht unbedingt ökologische Gründe an. Sie erhofften sich vor allem einen psychologischen Effekt: Befreiung von unnötigem Ballast, mehr Klarheit und Übersicht, weniger Aufwand und dadurch mehr Zeit.

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Die Wissenschaftler:innen gaben Tipps zum Ausmisten und Reflektieren und werteten Erfahrungsberichte und Interviews aus, die die Teilnehmenden auch untereinander führten. Dabei gab die Mehrheit an, dass sich der freigewordene Platz nach dem Ausmisten bald wieder gefüllt habe. „Es geht oft mehr um das unmittelbare Ausmisten und zu wenig darum, wie man seine Konsumpraktiken in Zukunft verändern will“, sagt Viola Muster. Auf diese Weise könne sich der Konsumismus sogar beschleunigen.

In der Reflexion steckt Potenzial für individuelle Änderungen im Konsumverhalten.

Viola Muster, TU-Sozialwissenschaftlerin

Bei Minimalisten beliebt ist das „One-in-one-out“-Prinzip an: Sobald ich etwas Neues kaufe, muss etwas Altes meine Wohnung verlassen. Das hält die Wohnung dauerhaft aufgeräumt, heißt aber gerade nicht, dass man insgesamt auch weniger Produkte kauft, sondern vielleicht sogar mehr.

Im bewussten Nachdenken über den eigenen Besitz sehen die Forscher:innen jedoch eine Chance. So nimmt man bei der Aufräum-Methode nach Marie Kondo jeden Gegenstand bewusst in die Hand und fragt sich: Brauche ich das wirklich? Warum benutze ich es gar nicht? Was kann ich daraus für mein zukünftiges Konsumverhalten lernen?

„Wir glauben, dass in dieser Art der Reflexion durchaus Potenzial für individuelle Änderungen im Konsumverhalten steckt“, sagt Viola Muster. Klar sei aber auch, dass permanente Kaufanreize in unserer Konsumgesellschaft es den Einzelnen schwer machten, aus der Konsumspirale auszubrechen.

Auch Marie Kondo hat vor kurzem zugegeben, dass es in ihrem Zuhause gerade alles anderes als aufgeräumt aussieht. Seit sie drei Kinder hat, hat sich wieder so einiges angesammelt.

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