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Der wichtigste deutsche Wissenschaftspreis geht 2026 an die Philosophin Barbara Vetter und den KI-Experten Klaus-Robert Müller.

© Fotos: Christoph Sapp; BIFOLD/ Gestaltung: Tagesspiegel

Wichtigste Auszeichnung der Wissenschaft : Informatiker und Philosophin aus Berlin bekommen Leibniz-Preise

Der KI-Experte Klaus-Robert Müller und die Philosophin Barbara Vetter erhalten den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft für 2026. Damit gehen zwei der zehn vergebenen Ehrungen nach Berlin.

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Der Physiker und Informatiker Klaus-Robert Müller von der Technischen Universität Berlin (TU) und die Philosophin Barbara Vetter von der Freien Universität Berlin (FU) wurden mit dem Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für das Jahr 2026 ausgezeichnet. Damit gehen zwei der zehn Auszeichnungen dieses Jahres nach Berlin.

Müller ist Direktor des Nationalen Kompetenzzentrums für KI-Forschung (BIFOLD) und gilt als ein wichtiger Wegbereiter des Maschinellen Lernens. Und zwar, indem er „bereits in den 1990er-Jahren gemeinsam mit Vladimir Vapnik die Grundlagen auf dem Gebiet der sogenannten Support-Vector-Machines“ legte, wie die DFG in ihrer Begründung mitteilt.

Er verbinde in seiner Forschung „formales mathematisches Denken mit einem stark anwendungsorientierten Vorgehen“, heißt es weiter. Zudem habe er herausragende theoretische und praktische Arbeiten zu tiefen neuronalen Netzwerken geleistet.

Klaus-Robert Müller leitet das Berlin Institute for the Foundations of Learning and Data (BIFOLD).

© BIFOLD

An der TU entwickelte er zum Beispiel Gehirn-Computer-Schnittstellen, mit denen schwer gelähmte Patient:innen wieder mit ihrer Umwelt interagieren können, indem sie Maschinen über die Kraft ihrer Gedanken steuern. Der „Tagesspiegel“ nahm Müller für seine Leistungen bereits zweimal in die „100 Köpfe der Berliner Wissenschaft“ auf.

In seiner jüngeren Forschung befasst sich der TU-Professor laut DFG-Mitteilung damit, die Arbeitsweise von AI-Systemen zu verstehen und zu erklären, wie Lernalgorithmen zu ihren Vorhersagen kommen.

Metaphysik der Möglichkeiten

Barbara Vetter ist auf Erkenntnistheorie und analytische Philosophie spezialisiert und beschäftigt sich vor allem mit der Frage, wie Möglichkeiten entstehen und wie wir uns zu bestimmten Handlungen entscheiden. Die analytische Philosophie geht heute überwiegend von einem Modell aus, das eine Vielfalt möglicher Welten voraussetzt. Man stellt sich vor, es gebe viele denkbare Welten, in denen Dinge anders laufen könnten, und vergleicht diese miteinander, um über Möglichkeiten zu sprechen.

Auch die Philosophie-Professorin Barbara Vetter wird mit dem Leibniz-Preis 2026 geehrt.

© Christoph Sapp (denXte)

Vetter habe ein alternatives Konzept hierzu entwickelt, schreibt die DFG in ihrer Begründung. Sie lege den Fokus auf die „Potenzialität“: Sie nimmt also die Möglichkeiten selbst, und wie sie entstehen, in den Blick. Das schließt auch die individuellen Fähigkeiten mit ein. „Mit ihren Arbeiten trägt Vetter dazu bei, Deutschland zu einem international interessanten Ort einer zeitgenössischen analytischen Metaphysik, Erkenntnistheorie und Handlungstheorie zu machen“, lobt die DFG.

Zehn Preise in ganz Deutschland vergeben

Weitere Leibniz-Preise für das Jahr 2026 erhalten der Physiker Klaus Blaum (Max-Planck-Institut für Kernphysik, Heidelberg), die Psychologin Christian Doeller (Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, Leipzig), der Energieverfahrenstechniker Christian Hasse (TU Darmstadt), der Archäogenetiker Johannes Krause (Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig), die Strukturbiologin Julia Mahamid (European Molecular Biology Laboratory, Heidelberg), der Physiker Frank Pollmann (TU München), der Chemiker Armido Studer (Universität Münster) und die Germanistin Cornelia Zumbusch (Universität Hamburg).

Der Leibniz Preis gilt als wichtigste Ehrung in der deutschen Wissenschaft. Er bedeutet für die Ausgezeichneten nicht nur viel Renommee, sie erhalten auch jeweils bis zu 2,5 Millionen Euro, die sie frei für ihre Forschung einsetzen können. Insbesondere Nachwuchswissenschaftler sollen auf Anregung der DFG davon gefördert werden.

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