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In der Geschichte von Pinocchio sind Lügen noch leichter zu erkennen.

© Getty Images/EyeEm/Valentina Bielli / EyeEm

Wir Lügendetektoren: Wie Menschen erkennen, dass andere flunkern

Unser Körper reagiert oft, wenn wir belogen werden. Doch laut einer kanadisch-amerikanischen Studie merken wir in der Regel nichts davon.

Stand:

Ein Forscherteam um Leanne ten Brinke von der University of Columbia ließ 71 Studenten zunächst einschätzen, ob eine Tonfolge dem gleichen Takt folgte wie ihr Herzschlag. Lagen sie dabei richtig, wurde das als Zeichen für eine gute Interozeption gewertet, also auf eine gute Wahrnehmung der eigenen Körpersignale.

Danach spielte man ihnen 32 Videos vor, in denen entweder gelogen oder die Wahrheit gesagt wurde. Parallel dazu maß man die Hautdurchblutung der Probanden.

Das Ergebnis: Bei 68 Prozent aller Probanden ging die Hautdurchblutung zurück, wenn man ihnen eine Lüge auftischte. Ihr Körper zeigte also eine deutliche Reaktion. Doch sie merkten nichts davon – und das galt auch für die körperlich Sensiblen unter ihnen. Denn allesamt lagen sie in der Einschätzung der Videos nur in 55 Prozent der Fälle richtig und damit exakt beim gleichen Wert wie diejenigen, die keine Hautreaktion gezeigt hatten. Und gerade mal fünf Prozent mehr, als wenn sie in ihrem Urteil dem Werfen einer Münze gefolgt wären.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin“, resümiert ten Brinke, „dass Menschen selbst dann, wenn sie Zugang zu Körpersignalen haben, die auf eine Täuschung hinweisen, diese nicht in ihr Urteilsvermögen einbeziehen.“ Für diese Ignoranz könnte es, so die Psychologin, mehrere Ursachen geben. Etwa, dass die Menschen in einer „entkörperlichten“ Welt generell zum Ausblenden ihrer Körpersignale neigen. Oder auch, dass die Hemmschwelle sehr hoch ist, jemanden als Lügner zu bezeichnen, weil damit auch ein eigener Reputationsverlust in Richtung „Denunziant“ verbunden ist.

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