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Ein Labortechniker bearbeitet Proben von Choleraverdachtsfällen in einem medizinischen Labor.

© Foto: dpa/ Anas Alkharboutli

Update

Wohl größter Ausbruch seit zehn Jahren: Bereits 39 Menschen in Syrien an Cholera gestorben

Die WHO zeigt sich alarmiert über die Ausbreitung von Cholera. Allein in Syrien sind mehr als 500 Fälle bekannt.

Stand:

In Syrien sind bei dem schwersten Cholera-Ausbruch seit mehr als zehn Jahren bereits 39 Menschen an der Krankheit gestorben. In elf der 14 Regionen des Landes wurden seit Ende des vergangenen Monats insgesamt 584 Fälle der Krankheit festgestellt, wie das Gesundheitsministerium am Dienstagabend erklärte.

Die Situation entwickele sich in den betroffenen Gebieten auf „alarmierende Weise“ und die Krankheit breite sich schnell aus, warnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Die meisten Toten wurden in der nördlichen Region Aleppo gezählt. Zunächst war nicht klar, ob die Todesfälle in der Gesamtzahl der Krankheitsfälle enthalten waren.

Die extrem ansteckende Infektion wird in der Regel durch verunreinigte Lebensmittel oder Wasser übertragen und führt zu Durchfall und Erbrechen. Die Krankheit kann sich in Wohngebieten ausbreiten, in denen es keine funktionierende Kanalisation und Trinkwasserversorgung gibt.

Nach jahrelangem Krieg sind in Syrien nach UN-Angaben fast zwei Drittel der Wasseraufbereitungsanlagen, die Hälfte der Pumpstationen und ein Drittel der Wassertürme beschädigt.

Grund ist verunreinigtes Wasser

Auslöser des jüngsten Cholera-Ausbruchs ist vermutlich das verunreinigte Wasser des Euphrat, auf das laut UNO mehr als 18 Millionen Menschen in dem Land als Trinkwasserquelle angewiesen sind. Niedrigwasser aufgrund von Dürre und von der Türkei gebauten Staudämmen haben das Problem noch verschärft.

Der Ausbruch ist umso alarmierender, da zahlreiche Syrer in Flüchtlingslagern leben - unter miserablen hygienischen Bedingungen und ohne Zugang zu sauberem Wasser.

Die Zahl der Cholera-Ausbrüche ist in diesem Jahr auch weltweit gestiegen. In den ersten neun Monaten hätten 27 Länder Ausbrüche gemeldet, berichtete der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, am Mittwoch in Genf.

Die Europäische Gesundheitsbehörde (ECDC) berichtete Mitte September von knapp 40.000 neu gemeldeten Fällen innerhalb eines Monats. Die WHO rechnet mit einer hohen Dunkelziffer, weil aus vielen Regionen keine verlässlichen Zahlen vorliegen.

WHO besorgt über weltweite Entwicklung

Die Entwicklung sei besorgniserregend, sagte Tedros. Es gebe nicht nur mehr Ausbrüche, sondern es kämen dabei auch mehr Menschen um. Die Todesrate sei in diesem Jahr fast dreimal so hoch wie im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre.

Cholera breite sich aus, wo Armut und Konflikte herrschten und Menschen mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen hätten, sagte Tedros. Die WHO habe 2013 ein Notlager für Cholera-Impfstoffe eingerichtet.

Das Material reiche aber nicht. „Wir rufen die führenden Impfstoffhersteller auf, mit uns darüber zu sprechen, wie wir die Impfstoffproduktion ankurbeln können“, so Tedros. 

Laut WHO kann eine Cholera-Infektion binnen wenigen Stunden tödlich enden, wenn sie nicht behandelt wird. Patienten müssen rasch mit Flüssigkeit versorgt werden, entweder durch eine oral verabreichte Rehydrierungslösung, in schwereren Fällen sind eine intravenöse Flüssigkeitszufuhr und Antibiotika nötig. (AFP, dpa)

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