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Wollnashörner mit braunem Fell erreichten ein Gewicht von zwei Tonnen. Vor etwa 14 000 Jahren starben die Großsäuger aus.

© AFP PHOTO /ALBERT PROTOPOPOV/HANDOUT

Ausgestorbene Megafauna: Wollnashörner wurden nicht von menschlichen Jägern ausgerottet

Am Ende des Eiszeitalters verschwanden die Wollnashörner. Genetische Untersuchungen zeigen, warum sie ausstarben.

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Eine kurze und schnelle Klimaerwärmung am Ende der letzten Eiszeit hat vermutlich zum Aussterben der Wollnashörner geführt. Die Bejagung durch den Menschen spielte wohl allenfalls eine untergeordnete Rolle für das Verschwinden der charakteristischen Eiszeit-Tierart, berichten Forscher im Fachmagazin „Current Biology“.

Die Wissenschaftler hatten über genetische Untersuchungen festgestellt, dass die Population der Wollnashörner auch noch Jahrtausende nach Ankunft des Menschen stabil und genetisch vielfältig war.

Wollnashörner bewohnten bis vor etwa 14.000 Jahren die Steppen des nordöstlichen Sibiriens. Sie gehören wie auch die Wollhaarmammuts oder Höhlenlöwen zur den eiszeitlichen Großtieren der Megafauna.

Für das Aussterben dieser Tierarten wird häufig der Mensch verantwortlich gemacht, der die Bestände durch Jagd dezimierte. Zumindest im Fall des Wollnashorns scheint es aber nicht so eindeutig zu sein.

Keine Inzucht

Die Forschenden um Edana Lord vom Centre for Palaeogenetics in Stockholm hatten Erbgutsequenzen aus Kernen und Organellen, Mitochondrien, von Zellen von Wollnashörnern entziffert.

Das mitochondriale Erbgut wird nur von den weiblichen Tieren an den Nachwuchs weitergegeben und wird unter anderem zur Untersuchung der Populationsgrößen und der Verwandtschaftsbeziehungen herangezogen. Die untersuchten Tiere lebten im Nordosten Sibiriens in einer Zeit von vor 50.000 bis vor etwa 18.500 Jahren.

Die Forscher untersuchten, wie sich die Bestände im Laufe der Zeit entwickelt hatten und ob Inzucht die genetische Vielfalt der Populationen beeinträchtigt hatte. „Wir fanden, dass die Population der Wollnashörner nach einem Anstieg zu Beginn einer Kälteperiode vor etwa 29.000 Jahren stabil blieb und Inzucht zu diesem Zeitpunkt gering war“, erläutert Mitautor Nicolas Dussex laut einer Mitteilung des Fachmagazins.

Weitgehend entlastet: menschliche Jäger

Neueren Untersuchungen zufolge tauchten Menschen bereits vor etwa 30.000 Jahren in der Region auf. Sie scheiden als maßgebliche Treiber für das Verschwinden der Tiere aus, nehmen die Forscher an. „Wir können nicht völlig ausschließen, dass der Mensch am Aussterben beteiligt war, vermuten aber, dass das Klima dafür verantwortlich war“, sagt Lord. Konkret nennen die Wissenschaftler die Bölling-Alleröd-Interstadial, eine kurze Warmperiode gegen Ende der Eiszeit. Sie falle zeitlich mit dem Aussterben der Wollnashörner zusammen.

Es müssten nun weitere erhaltene DNA-Schnipsel von Tieren aus der Zeit vor dieser Warmperiode untersucht werden. Ab einem gewissen Punkt werde man sicherlich ein Schrumpfen der Populationen feststellen können, so die Forscher. (dpa)

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