zum Hauptinhalt
Solche Staubwolken aus Afrika sorgen in Deutschland für einen milchigen Himmel und zeitweise erhöhte Feinstaubwerte.

© imago images/Stefan Zeitz/stefan zeitz via www.imago-images.de

Wüstenluft im Anmarsch: Saharastaub sorgt für trübe Sonne und Blutregen

Eine Wolke aus der Sahara erreicht erneut Teile Deutschlands – der Himmel zeigt sich milchig, die Luft trüb. Neben sichtbaren Spuren auf Autos und Fenstern können die Partikel auch die Luftqualität belasten.

Stand:

Wer heute zum Himmel blickt, könnte ein ungewöhnlich gedämpftes Licht erleben: Die Sonne erscheint blass, ihr Schein wirkt matt – ein feiner Schleier legt sich über das Land. Verantwortlich ist erneut Saharastaub, der am heutigen Freitag mit einer kräftigen Südströmung nach Deutschland zieht.

Ab dem heutigen Mittag breitet sich die Staubwolke vor allem über der Mitte und dem Süden des Landes aus, bevor sie im Laufe des Samstags ostwärts abzieht. Solche Staubwolken hatten bereits im März und April dieses Jahres in Deutschland für milchige Himmel und teilweise erhöhte Feinstaubwerte gesorgt.

Spitzenwerte bereits im März

Anders als im März, als Spitzenwerte von über 2200 Mikrogramm pro Quadratmeter in der Höhe gemessen wurden, rechnet das Skiron-Modell der Universität Athen diesmal mit deutlich geringeren Konzentrationen. Rund 800 Mikrogramm pro Quadratmeter werden erwartet – und nur ein Bruchteil davon dürfte tatsächlich bodennah die Atemluft belasten.

Der Staub sorgt nicht nur für eindrucksvolle orange-rote Sonnenauf- und -untergänge – er kann auch die Sonneneinstrahlung verringern und so die Temperaturen leicht senken.

© dpa/Thomas Warnack

Wenn kräftige Winde über die Sahara ziehen, wirbeln sie Milliarden Tonnen feinen Staubs auf, der mit südlichen Höhenströmungen bis nach Mitteleuropa gelangt. Besonders bei südlichen bis südwestlichen Großwetterlagen zeigt sich der Saharastaub auch hierzulande: Ein milchiger Schleier legt sich über den Himmel, manchmal entstehen daraus dünne Schleierwolken, die das Sonnenlicht trüben. Die Staubteilchen können auch als Kondensationskeime wirken und so zur Wolkenbildung beitragen.

Saharastaub über Europa in Milligramm pro Quadratmeter. Vorhersage der Universität Athen für Samstag, 3. Mai gegen 8 Uhr (Stand 2. Mai 11 Uhr)

© Universität Athen

Der Staub sorgt nicht nur für eindrucksvolle orange-rote Sonnenauf- und -untergänge – er kann auch die Sonneneinstrahlung verringern und so die Temperaturen leicht senken.

Feinstaubwerte steigen

Das Phänomen des Saharastaubs ist eher selten. In der Regel tritt es zwischen März und Juni sowie Oktober und November auf. Neben der sichtbaren Trübung hat der Saharastaub auch messbare Auswirkungen auf die Luftqualität: Die Grenzwerte für Feinstaub werden bei solchen Wetterlagen zum Teil deutlich überschritten – manchmal um das Zwei- bis Dreifache.

Diesmal sollen die bodennahen Konzentrationen aber gering bleiben und nur den äußersten Süden Deutschlands betreffen. Eine relevant erhöhte Feinstaubbelastung – auch aus anderen Quellen – wird am Freitag und Samstag nur in Sachsen und dem südlichen Nordrhein-Westfalen erwartet.

Starke Winde können Staub aus der Sahara, wie hier über Ägypten (r.) und Libyen, aufwirbeln und in die Atmosphäre transportieren.

© dpa/NASA

Als größte natürliche Quelle von Feinstaub kann der Saharastaub auch gesundheitlich relevant sein. Zwar gelten die mineralischen Partikel als weniger gefährlich als Emissionen aus Verkehr oder Heizungen, doch bei empfindlichen Menschen mit Atemwegserkrankungen, Asthma oder Allergien kann es zu Reizungen und Beschwerden kommen. Fachleute raten Betroffenen, viel zu trinken und Schleimhäute feucht zu halten, bei Bedarf auch Luftfilter oder Masken zu nutzen.

Rolle des Klimawandels

Staubwolken aus der Sahara, die mit südlichen Strömungen nach Europa gelangen, sind kein neues Phänomen. Es stellt sich jedoch die Frage, ob sie durch den Klimawandel häufiger geworden sind. Eine Studie aus dem vergangenen Jahr bringt veränderte Windmuster damit in Verbindung, dass mehr Staub aufgewirbelt und über weitere Strecken transportiert wird.

Veränderte Strömungsmuster führen die Forschenden unter anderem auf den Klimawandel zurück, Trockenheit und Bodenerosion können den Effekt verstärken. So könnte es sein, dass der gelb-braune Hauch über Europa häufiger wird.

Bei einer Wetterlage mit Saharastaub kann es zu „Blutregen“ kommen. Er ist rötlich gefärbt, wenn Regenwasser den Staub aus der Atmosphäre wäscht.

© dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Sichtbar wird der Saharastaub auch nach einem Regenschauer, wenn sich ein rötlicher Film auf Autos und Fensterscheiben absetzt. Kommt es zu Niederschlag während eines Saharastaub-Ereignisses, kann sogar der sogenannte „Blutregen“ auftreten – ein rötlich gefärbter Regen, der im Mittelalter als schlechtes Omen galt.

Für Freitagnachmittag werden stellenweise in Deutschland Schauer und Gewitter erwartet, bei denen es lokal zu diesem Phänomen kommen könnte, wenn der Regen den Staub aus der Luft wäscht. Der ADAC empfiehlt, das Auto danach nicht sofort in die Waschanlage zu bringen – der Staub wirkt wie Schmirgelpapier und könnte den Lack beschädigen. Am besten wartet man den nächsten kräftigen Regen ab.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })