zum Hauptinhalt
Das Steppenmammut gab es wahrscheinlich schon vor dem Wollhaarmammut.

© Illustration: B. Zaiken/Centre for Palaeogenetics

Mammut ist nicht gleich Mammut: Zahnfunde in Sibirien zeugen von Artenbildung der Mammuts

Vor etwa 4000 Jahren verschwanden die letzten Mammute von der Erde. Neu entdeckte Überreste der Urzeit-Tiere ermöglichte Genforschern einen Rekord.

Aus mehr als eine Million Jahre alten Mammut-Stoßzähnen haben Forscher Erbgut-Reste gewinnen können. Es sei das bisher älteste analysierte Erbgut überhaupt, berichten die Wissenschaftler um Love Dalén vom Centre of Paleogenetics in Stockholm in der Fachzeitschrift „Nature“.

Die Untersuchung der prähistorischen DNA zeigte, dass in Sibirien vermutlich eine weitere, bisher unbekannte Mammutart lebte.

Seit im Zuge des Klimawandels der Permafrostboden in Sibirien taut, werden immer wieder Überreste von heute ausgestorbenen Tieren gefunden, die über Jahrtausende konserviert wurden. Das Team um Dalén untersuchte Backenzähne von drei Mammuten, die nach den Fundorten Krestovka, Adycha und Chukochya genannt wurden. Die Forscher sequenzierten darin enthaltene DNA.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können]

Unbekannte Mammutart

Über die Analysen der Lagerstätten ermittelten die Wissenschaftler für Krestovka und Adycha ein Alter von einer Million bis 1,2 Millionen Jahre. Chukochya war hingegen mit 500.000 bis 800.000 Jahren deutlich jünger. Eine DNA-basierte Bestimmung ergab ein Alter von 1,65, 1,34 und 0,87 Millionen Jahren für Krestovka, Adycha und Chukochya.

Beim Vergleich der genetischen Daten mit anderer Mammut- und Elefanten-DNA stellten die Forschenden fest, dass sich das Erbgut von Krestovka deutlich von den Genomen anderer Mammute unterscheidet. „Das hat uns völlig überrascht“, sagt Erstautor Tom van der Valk vom Centre of Paleogenetics. „Alle früheren Studien haben gezeigt, dass es zu diesem Zeitpunkt in Sibirien nur eine Mammutart gab, das Steppenmammut.“

Die genetischen Codes deuten jedoch darauf hin, dass es neben dem Steppenmammut Mammuthus trogontherii noch eine zweite sibirische Abstammungslinie gibt. Die Forscher gehen davon aus, dass es sich um eine neue, eigenständige Art handelt, erwiesen ist das aber noch nicht.

Haarwachstum, Wärmeempfinden und Fettspeicherung

Teile des Erbguts, in denen sich Krestovka vom Steppenmammut unterscheidet, wurden auch beim nordamerikanischen Präriemammut Mammuthus columbi wiedergefunden. Demnach wäre das Präriemammut als Mischung aus dem Krestovka-artigen Mammut und dem Wollhaarmammut Mammuthus primigenius entstanden, wahrscheinlich vor weniger als 500.000 Jahren.

Das Erbgut liefert auch Hinweise darauf, wann sich die Mammute zu kälteunempfindlichen Arten entwickelt haben. Die Forschenden untersuchten Gene, die wahrscheinlich am Haarwachstum, am Wärmeempfinden oder an der Speicherung von Fett beteiligt sind. Sie stellten fest, dass die überwiegende Mehrheit der Änderungen im genetischen Code bereits im Adycha-Genom festgeschrieben waren – also lange bevor die berühmten Wollhaarmammute auftauchten. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false