
© Philip Garnock-Jones/Universität Göttingen
Zweizahn und Silberschwert: Wo die Korbblütler megadivers wurden
Korbblütler sind die vielfältigste Blütenpflanzen-Familie der Welt. Viele der Asterngewächse entwickelten sich an besonderen Orten.
Stand:
Artischocke, Gänseblümchen oder Gartensalat: Zur Pflanzenfamilie der Korbblütler oder Asterngewächse gehören rund 34.000 Arten. Sie ist damit die artenreichste unter den Blütenpflanzen. Nun hat ein internationales Forschungsteam herausgefunden, dass sich ein unerwartet großer Teil dieser Vielfalt in relativ kurzen Zeiträumen auf Inseln entwickelt hat.
In der Zeitschrift „Nature Communications“ stellt das Team, darunter Forschende der Uni Göttingen, eine neue Datenbank vor, in der es Daten zur Verbreitung und Evolutionsgeschichte aller Korbblütler-Arten zusammengestellt hat. Die Analyse der Daten zeigt, dass es über 6000 Arten von Korbblütlern gibt, die auf Inseln heimisch sind. Fast 60 Prozent davon kommen ausschließlich auf Inseln vor.
Korbblütler sind ein typischer Bestandteil der Pflanzenwelt von abgelegenen Inseln wie Galápagos, Mauritius und Polynesien. Dazu gehören einige der spektakulärsten botanischen Arten: Von den vielfältigen Zweizähnen der Pazifikinseln über die fremdartig aussehenden und stark gefährdeten Silberschwerter auf Hawaii bis hin zu den riesigen Scalesia-Bäumen auf den Galápagos-Inseln.

© Lizzie Roeble/Universität Göttingen
Die Befunde bestätigen eine Theorie der Ökologie und Evolution, nach der größere, isolierte Inseln eine größere Anzahl einzigartiger Arten beherbergen. Viele dieser Arten sind heute vom Aussterben bedroht und nur durch einige wenige in der Wildnis überlebende Individuen bekannt. „Die Familie der Korbblütler ist eine Goldgrube, um zu verstehen, warum und wie sich neue Arten in den abgelegensten Umgebungen der Welt entwickeln“, wird Holger Kreft von der Uni Göttingen in einer Mitteilung zitiert.
Die Forschenden haben Artbildungen auf Inseln weltweit identifiziert. Bei den auch Radiationen genannten evolutionären Ereignissen bringt ein gemeinsamer Vorfahre in einem begrenzten geografischen Raum wie einer Insel über einen Zeitraum von nur wenigen Millionen Jahren viele neue Arten hervor. Die Nachfahren können sich in Größe, Form, Lebensraum und anderen Merkmalen drastisch unterscheiden.
Botaniker hatten schon lange vermutet, dass sich die Familie der Korbblütler auf Inseln in bemerkenswerter Weise entwickelt hat. „Unsere Studie zeigt, dass das Ausmaß der evolutionären Innovation in dieser Familie viel größer sein könnte als bisher angenommen“, sagt Erstautorin Lizzie Roeble vom Naturalis Biodiversity Center in Leiden, Niederlande. Das Team fordert daher, den Schutz dieser Pflanzengruppe zu verbessern. (Tsp)
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