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Der Bush-Enkel und die Statue.

© US-Botschaft

An Berlins Clayallee: US-Präsident Bush senior mit Bronzestatue geehrt

Bush-Enkel Pierce und US-Botschafterin Amy Gutmann enthüllten am Mittwoch das Denkmal. Bei der Ehrung des 41. US-Präsidenten geht es um seine Rolle bei der deutschen Wiedervereinigung.

Mitten in seiner Rede überwältigt Pierce Bush die Erinnerung an seinen Großvater, den früheren US-Präsidenten George H. W. Bush. Seine Stimme bricht, als er von seiner Tante Doro erzählt, wie sie sich einst freute, dass „ein freundlicher und anständiger Mensch“ Präsident der Vereinigten Staaten würde.

Es fällt ihm zunächst nicht leicht, seine Rede zu Ende zu bringen. Er hat an diesem Mittwochnachmittag gerade zusammen mit US-Botschafterin Amy Gutmann an der Clayallee 170 – direkt vor dem US-Konsulat – die Statue seines Großvaters enthüllt. Und er hat erzählt, wie er dabei war, als der Großvater Ehrenbürger von Berlin wurde. Da habe er ihn gefragt: Was macht diese Stadt eigentlich so besonders für Dich?

Der Großvater habe geantwortet, dass es zu den größten Erfolgen seiner Präsidentschaft zähle, was hier erreicht wurde. Berlin war für ihn das Epizentrum der friedlichen Wiedervereinigung Europas. Dass es der Umsicht von George H. W. Bush zu danken ist, dass gegen viele Widerstände die deutsche Wiedervereinigung letztlich den Weg für ein freies und einiges Europa ebnete, weiß kaum jemand besser als Botschafter Robert B. Zoellick, damals der leitende Verhandlungsführer.

Da war es soweit: Augenblick der Enthüllung an der Clayallee.
Da war es soweit: Augenblick der Enthüllung an der Clayallee.

© US-Botschaft

Das Drama jener Tage lässt er anlässlich der Enthüllung noch einmal lebendig werden. „Man wusste nie, wann sich das Fenster schließen würde“, sagt er in der plötzlich warmen Maisonne dieses Nachmittags. „Es gab so viele Unwägbarkeiten.“ Und er betont noch einmal, was für ein Wunder es war, die deutsche Einheit in nur zehn Monaten zustande zu bekommen. „Wenn man bedenkt, was man heute in zehn Monaten schafft, ist das ganz erstaunlich!“

Zoellick kann sich auch an den Moment erinnern, als die entscheidende Freundschaft mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl begann. Bush musste mit ihm im Auto in der Tiefgarage warten, bis draußen eine Demonstration vorübergezogen war. Er habe es als gutes Zeichen dafür genommen, dass in Deutschland wirklich Redefreiheit herrschte.

Enkel Pierce Bush ist, wenn er an den Mauerfall zurückdenkt, überzeugt: „Mein Großvater wusste intuitiv, dass dies ein deutscher Moment war.“ Auch US-Botschafterin Amy Gutmann würdigt den früheren Präsidenten – als einen „echten Kriegshelden“, der bescheiden und mutig gewesen sei und besser das Wunder des Friedens habe wertschätzen können als andere.

Mein Großvater wusste intuitiv, dass dies ein deutscher Moment war.

Pierce Bush

Hinter den Kulissen habe Bush damals still und sorgfältig gehandelt. Dass auf der anderen Seite der belebten Clayallee die Truman Plaza liegt, die an Harry S. Truman erinnert, der am Ende des Zweiten Weltkriegs Präsident war, schließt für Gutmann einen historischen Kreis, da Bush am Ende des Kalten Krieges Präsident war.

Sie wünscht sich, dass die Statue auch eine tägliche Erinnerung sein möge daran, was angesichts des illegalen Angriffskrieges auf die Ukraine gerade auf dem Spiel steht: „Präsident George H.W. Bush stand für Demokratie. Er stand für Selbstbestimmung, individuelle Freiheit und Rechtsstaatlichkeit“, sagt sie. „In dieser Zeit, in der wir gemeinsam die Ukraine gegen die brutale und rechtswidrige Aggression Russlands unterstützen, inspiriert er uns weiterhin dazu, für unsere Selbstbestimmung, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und ein geeintes und freies Europa einzutreten.“

Mit zuversichtlichem, freundlichen Gesichtsausdruck

Der CEO der Stiftung George & Barbara Bush, Max Angerholzer, gibt der Hoffnung Ausdruck, dass die Statue einer neuen Generation von Deutschen Gelegenheit gebe, sich auf das große Erbe des früheren Präsidenten zu besinnen, der durch Diplomatie und Freundschaft zur friedlichen Lösung von Konflikten beigetragen habe. Die Statue ist ein Geschenk der Stiftung an die Botschaft.

Die Statue stammt von US-Künstler Chas Fagan

Pierce Bush verliest noch einen Brief seines Onkels George W. Bush, der ebenfalls ein ehemaliger US-Präsident ist. Der schreibt, dass sein Dad hart gearbeitet habe für einen friedlichen Übergang zu einem wiedervereinigten Europa. Die Statue des US-Künstlers Chas Fagan muss dann für manches Selfie herhalten, wird aber auch sehr gelobt. Groß ist sie und zeigt den 2018 im Alter von 94 Jahren verstorbenen 41. Präsidenten der USA mit einem zuversichtlichen, freundlichen Gesichtsausdruck.

„Wir waren uns sehr nahe“, erzählt Pierce Bush an der Seite seiner Frau Sarabeth am Ende der Veranstaltung, als im Hintergrund Sekt und Cola ausgeschenkt und Botschaftssouvenirs wie T-Shirts und Basecaps angeboten werden. Nach der Präsidentschaft sei der Großvater nach Houston gezogen, und die Familie sei ihm immens wichtig gewesen.

Und er geht noch mal auf den Moment ein, als er den Großvater begleiten durfte ins Berliner Rathaus, wo dieser die Berliner Ehrenbürgerwürde erhielt. „Damals habe ich die gleiche Krawatte getragen wie heute“, sagt er lachend. Sobald die zweijährige Tochter groß genug sei, um etwas von der Geschichte zu verstehen, wolle er wiederkommen und ihr die Stadt zeigen, die der Umsicht seines Großvaters so vieles verdankt.

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