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Bei einer Jobmesse der IHK Berlin und der Agentur für Arbeit für ukrainische Geflüchtete.

© dpa/Christoph Soeder

„Da zeichnet sich ein Trend ab“: Berlin registriert so viele ukrainische Geflüchtete wie seit zwei Jahren nicht mehr

Seit September kommen wieder mehr Menschen aus der Ukraine nach Berlin. Darunter sind viele junge Männer. Grund ist eine Entscheidung der ukrainischen Regierung.

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Im Oktober sind in Berlin so viele neue Geflüchtete aus der Ukraine registriert worden wie zuletzt vor zwei Jahren. Das geht aus aktuellen Zahlen des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) hervor. Demnach kamen im vergangenen Oktober 1.304 Ukrainer nach Berlin. Zuletzt kamen im Oktober 2023 mehr als 1.300 Menschen aus der Ukraine nach Berlin.

Aktuell habe man wieder „mit sehr stark erhöhten Zugangszahlen zu kämpfen“, sagte Integrationsstaatssekretär Max Landero (SPD) im Integrationsausschuss des Abgeordnetenhauses. Insbesondere viele junge Männer sollen unter den neu Ankommenden sein.

Aufgrund „politischer Entscheidungen in der Ukraine“, die besagten, dass junge Männer jetzt auch ausreisen dürften, verzeichne man stark steigende Zahlen, sagte Landero. „Das bedeutet, da zeichnet sich ein Trend ab.“ Deswegen sei eine vorausschauende Planung für die Unterbringung weiterhin wichtig.

Auch ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte dem Tagesspiegel am Sonntag, dass aktuell die Möglichkeit in Betracht gezogen werde, dass es sich um „eine erste Phase erhöhter Migration“ handele, nachdem die Ukraine im Sommer neue Ausreiseregeln beschlossen habe. Das Ministerium ziehe in Betracht, dass „die Zahl der schutzbegehrenden jungen Männer wieder abnehmen kann“, fügte der Sprecher hinzu.

Tatsächlich gab es nach Tagesspiegel-Informationen schon Mitte Oktober Hinweise seitens des Bundesinnenministeriums an Berlin, dass deutlich mehr junge ukrainische Männer in die Hauptstadt kommen könnten.

Merz appelliert an Selenskyj

Ende August hatte die ukrainische Regierung ihre Ausreiseregelungen gelockert. Seither dürfen Männer zwischen 18 und 22 Jahren die Ukraine verlassen. Zuvor durften Männer zwischen 18 und 60 seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine 2022 nur mit Erlaubnis ihr Land verlassen. So wollte die Regierung verhindern, dass sich Männer dem Kriegsdienst entziehen. Das Mindestalter, um in die ukrainische Armee eingezogen zu wurden, liegt derzeit bei 25 Jahren.

Erst in der vergangenen Woche hatte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) das Thema in einer Rede auf dem Handelskongress Deutschland angesprochen. Er plädierte dafür, dass insbesondere junge Männer aus der Ukraine „den Dienst in ihrem Land versehen“ sollten, anstatt nach Deutschland auszureisen. Merz bat den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, sich um das Thema zu kümmern.

Insgesamt sind die Zahlen in Berlin in diesem Jahr rückläufig gewesen. Bis Oktober 2025 wurden nach Angaben des LAF 6623 Personen aus der Ukraine im Ankunftszentrum Tegel registriert. Im Vorjahreszeitraum waren es 8961. Doch während die monatlichen Ankunftszahlen zwischen Februar und August zwischen rund 400 und 600 gelegen hatten, stiegen sie seit September über 1000.

Trotz der zuletzt steigenden Zahlen in Berlin geht die schwarz-rote Koalition im Land derzeit davon aus, dass sich das Fluchtgeschehen eher auf einem moderaten Niveau stabilisieren wird. Mit dieser Begründung beschloss sie in der vergangenen Woche, keine neuen Unterkünfte für Geflüchtete in Berlin zu bauen.

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