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Role Models in der Wissenschaft: Es braucht mehr diverse Vorbilder, um die Jugend zu motivieren
Wissenschafts-Promis? Jugendlichen fallen außer Albert Einstein kaum Stars ein, die als Bildungsvorbild taugen. Noch rarer sind Role Models mit Migrationsgeschichte. An der TU Berlin könnte es aber bald eins geben.

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Fallen Ihnen eigentlich spontan Vorbilder aus der Forschung ein? Personen, die als Wissenschaftler*innen überdurchschnittlich bekannt sind, vielleicht sogar bewundert werden, deren Werke im Regal stehen oder deren Poster in Kinderzimmern hängen? Wenn Sie ohnehin eine gewisse Nähe zur „Hochschulblase“ haben, fällt Ihnen sicher etwas ein – aber fragen Sie doch einmal Ihre Kinder.
Vor einigen Monaten sollten sich Jugendliche in einem Workshop zum Kennenlernen mit ihren Wissenschafts-Idolen vorstellen. Es gab einige Einsteins, einen Heisenberg (allerdings den aus der Serie „Breaking Bad“) und zu meinem Bedauern keinen MacGyver (den einfallsreichen Geheimagenten aus einer US-Actionserie der 1980er). Bei den Frauen reichte es ausschließlich zu Marie Skłodowska – allerdings in der reduzierten, angeheirateten Variante: Marie Curie.
Das kann Zufall sein, verwundert aber dennoch. Schließlich hat sich Wissenschaftskommunikation in den vergangenen Jahren beeindruckend weiterentwickelt. Science Slams, Lange Nächte der Wissenschaften, digitale Lehrformate und Forscher*innen, die einer breiten Öffentlichkeit ihre Arbeit verständlich vermitteln, haben aus dem ehemaligen „Elfenbeinturm“ eine deutlich zugänglichere und besser nahbare Institution gemacht.
Das ist gut so: Studien zeigen, dass Vorbilder Einfluss darauf haben können, ob sich Kinder für ein Studium entscheiden. Besonders ausgeprägt ist der Effekt weiblicher Role Models auf das Interesse junger Mädchen an Naturwissenschaften und Technik. Gerade für an Hochschulen unterrepräsentierte Gruppen können Personen mit hohem Identifikationspotenzial ein wichtiger Faktor sein.
Und in akademischen Institutionen zählen selbstverständlich Forschung, Qualität und Inhalte – nicht Herkunft oder Symbolik. Aber weil die Diversität in Spitzenjobs bis heute begrenzt ist, überrascht es kaum, wenn die Wahl von Fatma Deniz’ als neue TU-Präsidentin weit über den akademischen Mikrokosmos hinaus Begeisterung auslöst: eine junge Frau mit migrantischen Wurzeln.
Diese Form der Sichtbarkeit, Identifikation und Repräsentanz kann neben dem ohnehin anspruchsvollen Alltag einer Uni-Präsidentin eine zusätzliche, nicht selbst gewählte Verantwortung bedeuten. Gleichzeitig liegt darin eine Chance: Über die eigentlichen Aufgaben hinaus Wirkung zu entfalten – für junge Menschen mit ähnlichen Biografien. Und vielleicht sogar ein Vorbild zu sein.
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