
© Gestaltung: Tagesspiegel/Screenshot/Instagram/mehmetkaplankiranofficial
Zehn Schüsse auf Villa in Berlin-Lichterfelde abgefeuert: Polizei kritisiert Kopfgeld-Aktion von kurdischer Clangröße
Unbekannte schossen auf seine Villa im Berliner Südwesten. Dann setzt der kurdische Pate Mehmet K. 500.000 Euro Belohnung für Hinweise aus. Die Polizei ist darüber alles andere als erfreut.
Stand:
Die flüchtigen Täter feuerten am Mittwochvormittag mindestens zehn Schüsse auf die Villa des kurdischen Paten Mehmet K. in Berlin-Lichterfelde. Doch den Behörden traut der 62-Jährige offenbar nur wenig – denn er lobte in den sozialen Medien eine Belohnung in Höhe von 500.000 Euro für Hinweise auf die Täter aus.
Die Berliner Polizei ist alles andere als froh über das selbstbewusste Auftreten des Mannes. Denn nicht nur die Mordkommission ist mit den Ermittlungen betraut, auch die Soko „Ferrum“ ist beteiligt, die wegen der massiv gestiegenen Zahl von Schüssen im kriminellen Milieu und des drohenden Bandenkriegs ermittelt. „Wir sehen die Auslobung einer Belohnung durch den Betroffenen sehr kritisch“, sagte ein Behördensprecher. „Es obliegt den Strafverfolgungsbehörden, Straftaten aufzuklären.“ Es sei Aufgabe der Staatsanwaltschaft, Belohnungen für Hinweise auszuloben.
Mehmet K. ist bei der Polizei als bedeutendes Mitglied kurdischer Clans und im Milieu auch als „Kurden-Mehmet“ bekannt. „Der Mann wurde durch das Glücksspiel zur Größe in Berlin. Er hat viele Feinde“, wird ein Beamter von der B.Z. zitiert. Demnach habe der 62-Jährige, der Restaurants und Spielhallen betreibe, krank im Bett gelegen und sofort die Polizei alarmiert.
Wenn ihr mir feindlich gesinnt seid, dann seid wenigstens ein Mann.
Mehmet K.
Bei Instagram veröffentlichte Mehmet K. am Donnerstag ein Foto von sich – samt Erklärung. Auf sein Haus, in dem er mit seiner Familie lebt, sei von „unbekannten maskierten Personen“ ein Attentat verübt worden. Er sei „ein Mensch, der sehr genau weiß, was Freundschaft und Feindschaft sind“, schreibt er. Die Schüsse selbst scheinen ihn weniger überrascht zu haben – aber das Ziel: „Denjenigen, die diesen Angriff verübt haben, und denen, die ihn angeordnet haben, habe ich zwei Worte zu sagen: Reicht euch die Macht auf der Straße nicht aus, dass ihr das Haus meiner Kinder angreift? Seid ihr so schamlos, so ehrenlos, ohne Anstand und Menschlichkeit?“
Weiter schreibt Mehmet K.: „Wenn ihr mir feindlich gesinnt seid, dann seid wenigstens ein Mann. Ich habe mein ganzes Leben lang meine Feindseligkeit wie ein Mann gezeigt. Wenn ihr ein bisschen Mut hättet, dann hättet ihr mich vielleicht woanders angegriffen.“ Die Täter seien keine Männer und keine Menschen. „Jeder soll wissen, dass ich niemals von dem Weg abweichen werde, den ich für richtig halte.“
Mehmet zeigt sich jedenfalls selbstbewusst. „Mit solchen feigen Methoden könnt ihr mich nicht einschüchtern. Ich habe solche Leute mein ganzes Leben lang nicht ernst genommen und werde es auch weiterhin nicht tun.“ Er kündigte auch an, die Bilder seiner Überwachungskamera von dem Angriff zu veröffentlichen. Der Post endet mit den Worten: „Wer Informationen zu diesem Vorfall hat und mir mit Beweisen und Belegen mitteilt, wer die Täter sind, erhält von mir persönlich 500.000 Euro.“
Staatsanwaltschaft sieht keine Probleme bei Belohnung
Die Staatsanwaltschaft Berlin äußert sich weniger kritisch als die Polizei über das Kopfgeld des Clanbosses. „Die Auslobung einer Belohnung ist rechtlich nicht unzulässig, solange nicht zu Straftaten aufgerufen wird“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Freitag.
Der Angriff auf die Villa hatte einen größeren Polizeieinsatz ausgelöst. Die Villa wurde von der Spurensicherung abgesperrt. Kurz nach dem Vorfall sollen sich laut „Bild“ zahlreiche Bekannte des Bewohners in der Nähe des Hauses an der Elmshorner Straße versammelt haben. Drei von ihnen seien wegen aggressiven Verhaltens Reportern gegenüber vorübergehend festgenommen worden.
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„Wir sehen, dass im Bereich der Organisierten Kriminalität seit Monaten massiv aufgemuskelt wird, weil vorrangig türkische Gruppierungen Machtverhältnisse ausloten wollen“, ordnete der Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Benjamin Jendro, der „Bild“ gegenüber den Vorfall ein. (mit jmi, cna)
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