
© Brauseboys
20 Jahre Brauseboys: Die Berliner Kult-Lesebühne kehrt zurück nach Wedding
Die Brauseboys feiern Jubiläum – und treten in ihrem Heimatkiez auf. Bei der Show geht es unter anderem um die These „Warum 20 das schlimmste Alter der Welt ist“.
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Neue Texte vortragen, jeden, wirklich jeden Donnerstag, und das seit 20 Jahren: Die Berliner Lesebühne-Gruppe „Brauseboys“ feiert nach mehr als 1000 Auftritten ihr großes Jubiläum. Dafür kehrt die Truppe am Sonnabend in ihren Heimatkiez zurück, dorthin, wo alles angefangen hat: in Wedding.
Die Brauseboys um Thilo Bock, Robert Rescue, Frank Sorge, Volker Surmann und Heiko Werning präsentieren, mittlerweile im Haus der Sinne in Prenzlauer Berg, jede Woche originelle Texte, häufig Satire, manchmal in Liedform.
Die Texte handeln von Berlin und politischen Fragen
„Wir verarbeiten die Beobachtungen und Erfahrungen, die wir während der Woche machen. Häufig geht es um das Berliner Stadtleben, um die Veränderung der Kieze, aber auch immer wieder um politische Fragen“, sagt Volker Surmann. Eins seiner wiederkehrenden Themen ist: Was mir in Berlin auf den Sack geht. „Neudeutsch würde man das wohl einen Rant nennen.“
Lesebühnen haben große Tradition in Berlin. Heute gibt es immer weniger von ihnen, die bekannteste ist wohl die Lesedüne im SO36. Die Brauseboys gründeten damals eine in Wedding, ein Stadtteil, in dem viele von ihnen wohnten und wo es noch keine Lesebühne gab. „Wir hatten unglaublich Lust, eigene Texte vorzutragen, aber in den bestehenden Lesebühnen gab es keine freien Plätze. Da haben wir kurzerhand unsere eigene gegründet“, sagt Surmann.
Was macht die Lesebühne zu einer besonders reizvollen Kunstform? Einmal der Druck, jede Woche einen neuen Text im Gepäck haben zu müssen, meint Surmann. „Durch diese Spontanität entstehen häufig tolle Ideen. Und überraschenderweise fügen sich unsere Texte meist auf wundersame Weise zusammen an einem Abend, ohne dass ein roter Faden geplant war.“ Einige seiner Texte, die er am Donnerstagabend am Publikum der Lesebühne testen konnte, erscheinen dann auf der Satire-Seite der „Taz“.
Zum anderen ist es die besondere Verbundenheit, die bei einer Lesebühne zwischen Publikum und Künstlern entsteht. Viele im Publikum kommen regelmäßig, alle paar Wochen, um den Brauseboys zuzuhören. „Das ist auch Teil des Erfolgskonzeptes dieser Kunstform: dass man am Leben der Vorlesenden teilhaben kann. Dadurch, dass die Texte direkt aus unseren Alltagsbeobachtungen entstehen, kennt man nach einer Weile die Eigenarten des jeweiligen Brauseboys“, erzählt Surmann.
Bei der Jubiläumsshow erwartet das Publikum ein Best-of der vergangenen Jahre: Besonders beliebte Videos und Lieder werden noch mal gezeigt. Es wird aber auch viele neue und noch nie gesehene Texte geben. Vom Brauseboy Volker Surmann wird zum Jubiläum ein neuer Text kommen zur These „Warum das Alter 20 das schlimmste Alter der Welt ist“. Außerdem sind der Liedermacher Lukas Meister und die Bonusbrauseboys Paul Bokowski und Hinark Husen mit am Start. Das ganze Programm hat einen expliziten Wedding-Bezug. Die Brauseboys wollen ihre Anfänge ehren, viele von ihnen wohnen noch immer in Wedding und fühlen sich noch verbunden.
Auch der Name „Brauseboys“ hat Wedding-Bezug: In der ersten Location der Lesebühne, eine kleine Galerie im Hinterhof in Wedding, stand neben der Herrentoilette mitten im Raum eine Dusche. Dort wurde das erste Pressfoto der Gruppe aufgenommen – und schon war ein Name gefunden: die Brauseboys. Einmal kam die Dusche auch zum Einsatz, sodass ein Brauseboy seinen Text im Handtuch vortrug.
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