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24/7-Unterkunft für Obdachlose in Berlin: Alternativgebäude steht in Aussicht – aber nur mit Hälfte der Plätze
Die Mittel für die Rund-um-die-Uhr-Unterkunft sind eingeplant, aber am bisherigen Ort in Berlin-Mitte kann es nicht weitergehen. Nun wurde ein Alternativstandort gefunden.
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Für die 24/7-Notunterkunft für Obdachlose in der Auguststraße in Berlin-Mitte ist ein Alternativstandort gefunden worden. Allerdings wird es dort nur etwa halb so viele Plätze geben wie in der bisherigen Unterkunft. Das teilte die Sozialverwaltung dem Tagesspiegel auf Nachfrage mit.
Ende September habe der Träger der bisherigen Einrichtung, die Berliner Stadtmission, der Senatssozialverwaltung mitgeteilt, dass eine neue Immobilie gefunden werden konnte, hieß es von der Verwaltung. Derzeit liefen die Mietvertragsverhandlungen und weitere Vorbereitungsarbeiten, deshalb könne keine Auskunft über den konkreten Standort erteilt werden. Geplant sei, dass das Objekt für die Dauer von zwei Jahren genutzt werden könne.
Die Besonderheit an den 24/7-Unterkünften ist, dass zuvor obdachlose Menschen dort über einen längeren Zeitraum Tag und Nacht verbringen können. Es gibt Mahlzeiten und medizinische Versorgung sowie soziale und psychologische Betreuung. Nach Aussage der Verantwortlichen erhöhen diese Unterkünfte die Chance, Menschen dauerhaft von der Straße zu holen und sie auch in eigenen Wohnraum zu vermitteln.
Bislang wurden das Projekt in der Auguststraße und eine weitere 24/7-Unterkunft in Kreuzberg, die von einem anderen Träger betrieben wird, aus Mitteln der Europäischen Union finanziert. Die Projekte gingen 2021 an den Start und waren von Beginn an auf zwei Jahre befristet: Der Vertrag im Rahmen des EU-Projekts läuft am 15. November 2023 aus. Sowohl die Träger als auch Fachpolitiker hatten sich für eine Fortführung der Unterkünfte, die als Vorzeigeprojekte in der Obdachlosenhilfe gelten, eingesetzt. Auch Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) hatte sich dafür starkgemacht. Ihr Haus hat entsprechende Mittel für den Doppelhaushalt 2024/2025 angemeldet.
Kurz nachdem dies bekannt wurde, hatte die Stadtmission im Juli mitgeteilt, dass sie die 24/7-Unterkunft am bisherigen Ort in der Auguststraße nicht weiter fortführen könne. Eine dauerhafte Unterbringung von wohnungslosen Menschen sei mit der baurechtlichen Widmung des bisherigen Gebäudes als Hotel nicht vereinbar, hieß es.
Nun gibt es offenbar eine Alternative – allerdings nur für etwa die Hälfte der Bewohner. Im bisherigen Standort in der Auguststraße gibt es insgesamt Platz für 88 Personen.
Wenn Gelder übrig bleiben, soll es eine weitere Unterkunft geben
Die Senatsverwaltung schreibt, Ziel des Senats sei weiterhin, das Projekt der Berliner Stadtmission in der gleichen Form zu betreiben. Dabei soll das Konzept anhand der durchgeführten Evaluation in Zusammenarbeit mit dem Träger „fortgeschrieben und teilweise neu ausgerichtet werden“.
Die 24/7-Unterkunft soll demnach noch bis zum 1. Dezember von der Stadtmission in der Auguststraße weitergeführt werden, danach soll einem Teil der Bewohnenden der Umzug in das neue Objekt angeboten werden. „Für den anderen Teil bemüht sich die Berliner Stadtmission derzeit um die Organisation einer Folgeunterbringung im System der Wohnungslosenhilfe. Sie wird dabei durch das Land Berlin unterstützt“, schreibt die Sozialverwaltung. Die Berliner Stadtmission selbst reagierte auf eine Anfrage zunächst nicht.
Sollten durch weniger Plätze im Nachfolgeprojekt der Berliner Stadtmission veranschlagte Haushaltsmittel übrigbleiben, plant die Senatssozialverwaltung nach eigenen Angaben, weitere 24/7-Notunterkunft zu fördern.
Für die Finanzierung der bestehenden zwei Einrichtungen ab dem 15. November bis Ende des Jahres ist übrigens offenbar gesorgt. Die Mittel für den Weiterbetrieb seien in Form von Zuwendungen aus dem Landeshaushalt gesichert. „Die entsprechenden Antragsverfahren laufen“, hieß es.
Denn die Verabschiedung des Doppelhaushalts ist erst Mitte Dezember vorgesehen – eine längerfristige Finanzierungszusage kann derzeit noch nicht erteilt werden. Erst nachdem der Haushalt verabschiedet wurde, können die Träger für die kommenden Jahre planen.
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