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Buchhändlerin Christiane Fritsch-Weith in ihrem über Berlin-Schöneberg hinaus bekannten Buchladen.

© Kitty Kleist-Heinrich für den Tagesspiegel

Abschied einer Buchhändlerin: Der Bayerische Platz bleibt aber eine erste Adresse für Bücher

47 Jahre lang führte Christiane Fritsch-Weith den traditionsreichen Buchladen in Berlin-Schöneberg. Jetzt zieht sie sich zurück. Vorher sicherte sie die Zukunft des Geschäfts.

Der Buchladen Bayerischer Platz blickt inzwischen auf 103 bewegte Jahre zurück. Und es wird weitere Kapitel des traditionsreichen Geschäfts geben. Nur die Frau, die 47 Jahre lang an der Geschichte des Ladens maßgeblich mitgeschrieben hat, verabschiedet sich. In der vergangenen Woche feierte Christiane Fritsch-Weith jetzt offiziell ihren Rückzug aus dem aktiven Buchhandelsgeschäft mit einem Fest im „Goldenen Stern“ – natürlich – am Bayerischen Platz.

Ihre Nachfolge hat sie längst geregelt. Seit dem 1. Januar ist Joachim Fürst Inhaber des Buchladens. Auch Fürst ist in der Berliner Buchhandelsszene alles andere als ein Unbekannter; er betreibt seit 2008 die ebenfalls namhafte Autorenbuchhandlung unter den S-Bahn-Bögen am Savignyplatz in Charlottenburg.

„Ich finde diese beiden Buchhandlung passen sehr gut zueinander und zu mir, daher freue ich mich darauf, den Buchladen Bayerischer Platz ein Stück seines Weges zu begleiten, zu leiten und zu führen“, sagt Fürst auf der Website des Schöneberger Buchladens.

Und Fritsch-Weith hat viel dazu getan, dass Fürst langfristig in Schöneberg aktiv sein kann. Sie hat die Gewerbeimmobilie gekauft, um sicherzustellen, dass es auch in Zukunft den Buchladen geben wird. „Das große literarische Herz am Bayerischen Platz wird weiterschlagen“, sagt Fritsch-Weith. „Es ist ein großes Glück, dass ich den Buchladen weitergeben konnte.“

1975 hat die heute 73-Jährige als 25-Jährige, Mutter zweier Kinder, den Laden übernommen. Fritsch-Weith kam aus Darmstadt, hatte dort ihre Buchhandelslehre gemacht und war erst wenige Jahre in Berlin. Sie war erst die dritte Inhaberin – nach Geschäftsgründer Benedict Lachmann, dem die Geschäfte mit der Buchhandlung in der Nazizeit aufgrund seiner jüdischen Herkunft immer schwerer gemacht wurden und der schließlich 1937 – noch vor einer Zwangsarisierung – an seinen Mitarbeiter Paul Behr verkaufte. 

Das große literarische Herz am Bayerischen Platz wird weiterschlagen.

Christiane Fritsch-Weith

Das Geschäft ist weit über den Kiez hinaus bekannt, auch wenn es dort eine große, gute Stammkundschaft hat. Buchliebhaber, die das Sortiment und die Beratung Fritsch-Weiths schätzen, kommen aber aus ganz Berlin. Und zum Abschied der Buchhändlerin kamen auch viele Gäste von weither. Eine Kundin aus Schweden, die in Schöneberg noch ein Standbein hat, war extra angereist. Insgesamt waren rund 200 Menschen gekommen, um mit Fritsch-Weith den Abschied zu feiern.

Viele Autorinnen und Autoren kamen zu Lesungen

Der Laden war auch stets mehr als nur ein Geschäft, in dem Bücher verkauft wurden. Vielmehr gab es dort immer wieder – abgesehen jetzt von der Zeit der Pandemie – Veranstaltungen und Lesungen. Viele Autorinnen und Autoren stellten in all den Jahren am Bayerischen Platz ihre Werke vor.

Aus diesen Beziehungen wurden auch Freundschaften – so zu Monika Maron und Jakob Hein, die auch beide zum Abschiedsabend gekommen waren. Ebenso wie der frühere Tatort-Darsteller und Autor mehrerer Bücher, Andreas Hoppe, der in Schleswig-Holstein lebt. Hoppe hat unter anderem ein „Sizilien-Kochbuch“ geschrieben sowie ein Buch über Wölfe. Er bekam sogar einen Schlafplatz auf der Couch im grünen Salon in der Wohnung der Buchhändlerin.

Ganz loslassen vom Buchhandel wird Fritsch-Weith nicht. Als „die Buchhändlerin“ wird sie auch weiterhin den Literaturkurier, den Newsletter des Buchladens am Bayerischen Platz, betreuen. So wird sie schreibend mit den Kunden in Kontakt bleiben. Aber viele von ihnen sieht sie ohnehin täglich im Kiez.

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