
© Franke Steinert GmbH/AIV
Abschied von der Auto-Stadt Berlin: Freiluft-Ausstellung zum klimagerechten Straßenumbau eröffnet
Der Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg hat eine Freiluft-Ausstellung Unter den Linden eröffnet. Zehn Planerteams machen Vorschläge zum klimagerechten Umbau von Benzinpisten.
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Die autogerechte Stadt mit ihren Magistralen als Leitbild war einmal. Doch ihre Spuren hat sie in den Straßensystemen deutscher Großstädte hinterlassen. Bis heute, zumal in Berlin. Unwirtliche Plätze sind entstanden, genau genommen sind es Unorte, denen alles fehlt, was einen Platz ausmachen würde. Man denke nur an die Gegend rund um den Steglitzer Kreisel.
Umso verdienstvoller, dass sich der AIV, der Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg, anlässlich seines 200. Vereinsjubiläums mit dem Thema „Immer modern! Berlin und seine Straßen“ beschäftigt und eine Freiluft-Ausstellung Unter den Linden mit begleitenden Veranstaltungen auf die Beine gestellt hat. Die Ausstellung läuft bis zum 30. November.
Hier wird auf Schautafeln nicht nur Geschichte erzählt, sondern nach vorne geblickt. Zehn Architekturbüros zeigen „Große Straßen für morgen“: Die Friedrichstraße zählt nicht dazu, was angesichts der Diskussionen der vergangenen Jahre über die Sperrung für Autofahrer etwas schade ist. Man kann dem AIV-Vorsitzenden Tobias Nöfer nur beipflichten, wenn er anlässlich der Ausstellungseröffnung am Donnerstag im Kronprinzenpalais davon sprach, dass der Zustand vieler Berliner Straßen Ausdruck ungelöster Zielkonflikte sei.

© gmp · Architekten von Gerkan, Marg und Partner
Die Planerteams haben beispielhaft das Veränderungspotenzial von zehn Hauptstraßen Berlins und der benachbarten Landeshauptstadt Potsdam untersucht und Vorschläge für eine Umgestaltung gemacht. Die klimagerechte Stadt Berlin zeigt sich hier nicht nur in Visionen. Den Entwürfen ist – so die Verantwortlichen vom AIV – auch deren Realisierbarkeit eingeschrieben.

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Die Planer haben – ohne Honorarforderungen – den Blick nach vorne gerichtet, unter anderem für die Mollstraße, die Holzmarktstraße, die Möllendorffstraße (Lichtenberg), die Lindenstraße (Kreuzberg) und die Nuthestraße in Potsdam. Letztere zeigt, dass wohl alle größeren Städte ein gemeinsames Problem haben und lösen müssen.
Die Ausstellung „Immer modern!“ stellt ausgewählte Hauptstraßen Berlins vor: die Allee Unter den Linden, die Swinemünder Straße, den Kurfürstendamm, die Westachse, die frühere Leninallee (heute Landsberger Allee), die Bundesallee und die Steglitzer Schloßstraße, dazu den Einstieg in die autogerechte Stadt um 1930.
Im Straßenbild zeigen sich Irrwege
„All diese Straßen zusammen künden von Berlin, formen ein Bild der deutschen Hauptstadt“, sagte zur Eröffnung Harald Bodenschatz, AIV-Vorstandsmitglied und Kurator eines der Ausstellungsteile. „In diesen Straßen bündeln sich die Anstrengungen zu Architektur, Städtebau und Ingenieurbau wie in einem Brennglas – einschließlich der Brüche, Schwierigkeiten und Irrwege.“
Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) meldete sich in der Auftakt-Pressekonferenz „als Stadtrat für Stadtentwicklung aus dem Maschinenraum des Wandels“. Der SPD-Politiker zeigte sich dankbar für den Vorstoß des AIV. Überdies sei „schön, dass wir in wirklich guter Zusammenarbeit mit dem Senat auch gerade einen Fokus legen auf die historische alte Mitte Berlin als Zukunftsort“.
Mit Mitteln aus der Städtebauförderung wollen sich das Land und der Bezirk Mitte hier neben dem Molkenmarkt auch mit der Alexanderstraße und der Spandauer Straße befassen. Hier gelte es, die Lebensqualität zu steigern, „die Straßenräume der Berliner Altstadt eben zu etwas Besserem zu machen, als was sie heute sind“, sagte Gothe. Das zeige sich gerade an heißen Spätsommertagen wie in diesem Jahr.
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