zum Hauptinhalt
Der Weihnachtszauber Gendarmenmarkt findet in diesem Jahr auf dem Bebelplatz statt.

© Tagesspiegel/Marlene Jacobsen

Update

Acht Jahre nach dem Breitscheidplatz-Attentat: Der Anschlag in Magdeburg löst in Berlin schreckliche Erinnerungen aus

Ein Fahrzeug rast auf einen Weihnachtsmarkt: Was in Magdeburg geschah, löste gerade in Berlin Erinnerungen an den Breitscheidplatz-Anschlag aus. Die Sicherheitsmaßnahmen wurden seit damals verstärkt.

Stand:

„Bitte nicht so laut!“ Beim Stichwort „Anschlag“ reagiert das Sicherheitspersonal am Eingang des Weihnachtsmarktes auf dem Bebelplatz, dem „Weihnachtszauber Gendarmenmarkt“, sensibel – Panik unter den Besuchern soll vermieden werden. Auch rund drei Stunden nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt haben in Berlin noch nicht alle mitbekommen, was rund 130 Kilometer entfernt passiert ist.

Ein Mann zieht das Handy aus seiner Hosentasche und googelt, scrollt erschrocken durch die Nachrichten. Gerade in Berlin wecken die Meldungen aus Magdeburg Erinnerungen an eine traumatische Nacht. Mit 13 Glockenschlägen der Gedächtniskirche gedachte die Hauptstadt noch am Donnerstag der 13 Todesopfer des Terroranschlags auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz. Das war vor genau acht Jahren, am 19. Dezember 2016. Seitdem wurden die Weihnachtsmärkte stärker gesichert als vorher, teils auch mit Sperren gegen Fahrzeuge.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Geschlossen wird der Weihnachtsmarkt auf dem Bebelplatz vorerst nicht. Peter Seeber, technischer Leiter des stand am Freitagabend schnell im Kontakt mit der Polizei „Wir haben uns sofort angesehen, was los war und haben Informationen eingeholt, haben die Sicherheit kontrolliert, die bereits steht“, sagt er dem Tagesspiegel.

Wir haben das im Vorfeld alles durchkalkuliert und durchgespielt.

Peter Seeber, technischer Leiter des Weihnachtsmarktes auf dem Bebelplatz

Derzeit laufe der Betrieb auf dem Weihnachtsmarkt ruhig weiter. Man warte auf die nächsten Stunden. „Und dann müssen wir einfach reagieren.“ Übermäßig beunruhigt sei er selbst derzeit nicht, sagt Seeber: „Wir haben das im Vorfeld alles durchkalkuliert und durchgespielt.“ Viele Besucher seien jedoch entsetzt gewesen und hätten das Personal nach weiteren Informationen gefragt.

Man hoffe immer, dass nichts passiere, fügte der technische Leiter hinzu. „In der Vorweihnachtszeit ist das das Schlimmste, was uns passieren kann.“ Das sei „eine Geschichte, die darf überhaupt nicht passieren“. Aber, so Seeber: „Hundertprozentige Sicherheit gibt es halt nicht.“

„Santa Claus is coming to town“, schallt es am späten Abend über den Platz. Viel los ist zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Besucher erfahren von den Geschehnissen in Magdeburg zum Teil erst von Freunden, die via Handy nachfragten, ob alles in Ordnung sei.

„Man kann sich an so etwas nicht gewöhnen“

Julia Schneider aus Lichterfelde kommt gerade von einem Konzert zum Weihnachtsmarkt. Man könne sich nicht einsperren, sie werde auch weiter auf Weihnachtsmärkte gehen, sagt Schneider, aber: „Man kann sich an so etwas nicht gewöhnen.“

„Das haben wir schon mal überlebt, also den Schock“, sagt ein Maronenverkäufer. Als vor acht Jahren der Anschlag auf dem Breitscheidplatz geschah, habe er auf dem Weihnachtsmarkt am Gendarmenmarkt gearbeitet. Jetzt fühle er sich in den Moment zurückversetzt, sagt er.

Schon am Boulevard Unter den Linden versperren große Betonblöcke den Weg auf

© Tagesspiegel/Marlene Jacobsen

„Wir sind hier sicher“, sagt Uwe Homann, der auf dem Markt Weihnachtsbaumkugeln verkauft. Als er von dem Anschlag in Magdeburg erfuhr, „kamen Erinnerungen hoch“. Man könne Parallelen zu dem Anschlag vor acht Jahren ziehen. Seine Kollegin ergänzt: „Ich fühle mich sicher, weil Berlin schon gute Sicherheitsvorkehrungen getroffen hat. Und wir sind hier auf einem relativ geschlossenen Platz“.

23 Uhr, der Weihnachtsmarkt am Gendarmenmarkt macht zu. Während die Menschen rausgeschickt werden, beißen manche noch in ihre Crêpes oder Pommes. Sie umarmen sich zur Verabschiedung. Viele von ihnen haben von der Tat in Magdeburg noch nichts mitbekommen. Das wird sich ändern, wenn sie in der U-Bahn auf ihr Handy schauen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })