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Demonstranten protestieren in Berlin gegen Antisemitismus (Archivbild).

© Maja Hitij

Antisemitisches Mobbing in Berlin: Neue Beratungsstelle für Antisemitismus in Schulen

Antisemitismus gibt es auch auf dem Pausenhof. Künftig haben Lehrer und Schulen eine Anlaufstelle – für Erstberatung und längerfristige Betreuung.

Der Fall an der Berliner John-F.-Kennedy-Schule dürfte vielen noch präsent sein: Über Monate hatten Mitschüler einen Neuntklässler antisemitisch gemobbt, steckten ihm unter anderem mit Hakenkreuzen bemalte Zettel zu. Lange Zeit hatten weder Lehrer noch Schulleitung das mitbekommen, Täter wie Opfer verließen schließlich die Schule.

Damit sich ein Fall wie dieser möglichst nicht wiederholt, gibt es ab sofort die Praxisstelle für Bildung und Beratung. Betrieben durch die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (Kiga) soll diese dabei helfen, allen voran Lehrer für antisemitische Denkweisen zu sensibilisieren und fit zu machen, um diesen im Schulalltag angemessen begegnen zu können. Aycan Demirel, Direktor der vor 15 Jahren gegründeten Kiga, sprach angesichts dessen von einem „Traum, der in Erfüllung geht“.

Erstmalig überhaupt gebe es einen Rahmen und Ressourcen, um Strukturen und Stellen dauerhaft aufzubauen und Anfragen aus den Schulen beantworten zu können. Die Gründung der Praxisstelle sei ein „Impuls zur erfolgreichen Bekämpfung von Antisemitismus“. Dervis Hizarci, Vorsitzender der Kiga, berichtete, dass mehr als 100 Bewerbungen für Stellen derer eingegangen seien, die tatsächlich in die Schulen gehen und dort mit Lehrern wie Schülern arbeiten.

Antisemitische Vorurteile seien auch unter Lehrern verbreitet

Künftig wird die Praxisstelle zweigleisig arbeiten. Zum einen dient sie als Anlaufstelle für mit Antisemitismus konfrontierte Schulen und Lehrer, zum anderen geht sie aktiv auf diese zu, bietet Hilfe und Beratung für Lehrer wie auch Schüler an. 150 dieser Beratungen habe die Kiga im laufenden Jahr durchgeführt, künftig dürfte diese Zahl noch steigen.

Dass Antisemitismus an Schulen genauso verbreitet ist wie im Rest der Gesellschaft, gilt als unstrittig. Zwar lag die Zahl der registrierten Vorfälle mit 19 im Jahr 2017 relativ niedrig, die Dunkelziffer dürfte aber um ein Vielfaches höher sein. „Die fehlende Kultur des Meldens hat bisher dazu geführt, dass wir wenig darüber erfahren haben“, sagte dazu Marina Chernivsky, Vorsitzende des Kompetenzzentrums für Prävention und Empowerment (ZWST).

Hinzu komme, dass antisemitische Vorurteile auch unter Lehrern verbreitet seien, „auch wenn sie selbst teilweise nichts davon wissen“. Das ZWST führt aktuell eine qualitative Praxisstudie zum Umgang mit Antisemitismus in der Schule durch. Erste Ergebnisse sollen im Frühjahr 2019 veröffentlicht werden.

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