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Ehe nur zum Schein? (Symbolbild)

© imago images/Winfried Rothermel

Aprilscherz gegen das Ehegattensplitting: „Fördert endlich Kinder statt Trauscheine“

Ein Verein will darauf aufmerksam machen, dass alleinerziehende Mütter steuerlich benachteiligt werden. Dafür wurde ein vermeintliches Datingportal eingerichtet.

Wer die Internetseite www.ein-eltern-ehe.de öffnet, findet dort etwas, das auf den ersten Blick aussieht, wie eine neue digitale Plattform, auf der Alleinerziehende einen Partner finden können. Allerdings keinen Partner, mit dem sie dann tatsächlich ihr Leben teilen, sondern einen, den sie zum Schein heiraten können, um gemeinsam vom Ehegattensplitting zu profitieren. Das Splittingverfahren bringt in Deutschland deutliche steuerliche Nachteile für nicht verheiratete Paare und Alleinerziehende – sie müssen zum Beispiel mehr Einkommenssteuer zahlen.

Was nach einer etwas durchgeknallten, aber für Alleinerziehende sehr praktischen Idee klingt, ist nur ein Aprilscherz des Vereins Solomütter. Doch der Scherz hat einen ernsten Hintergrund: „Wir wollen mit der Aktion darauf hinweisen, dass das deutsche Steuersystem immer noch die klassische Ehe als Familienform bevorzugt“, sagt Solomütter-Gründerin Sara Buschmann. Ihr Verein setzt sich seit Jahren dafür ein, alleinerziehende Frauen und ihre Kinder nicht länger zu benachteiligen und die gesellschaftliche und ökonomische Situation von Müttern in Deutschland zu verbessern.

In Berlin gibt es 111.344 Alleinerziehende, insgesamt sind mehr als 30 Prozent aller Familien alleinerziehend.

„Mit fast 90 Prozent bilden Frauen den Großteil der Ein-Eltern-Familien. Gleichzeitig haben Alleinerziehende mit 43 Prozent das höchste Armutsrisiko aller Familien in Deutschland“, sagt Buschmann. Das liege unter anderem an einem veralteten und ungerechten Steuersystem: Beim Ehegattensplittings wird das Einkommen beider Ehepartner addiert und diese Summe durch zwei geteilt.

Nicht die Kinder zählen, sondern der Trauschein

Anhand des Ergebnisses wird die Einkommensteuer berechnet. Das Modell rechnet sich besonders für Ehepaare, bei denen ein Partner deutlich mehr verdient als der andere. Sein hoher Verdienst wird durch den niedrigen des Partners ausgeglichen und nicht voll besteuert. Das gilt auch für kinderlose Ehepaare.

Unverheiratete Paare und Alleinerziehende haben diesen Steuervorteil nicht. Seit Jahren fordern Kritiker deshalb, statt des Trauscheins nur die Anzahl der im Haushalt lebenden Kinder bei Steuerfragen zu berücksichtigen. Vor dem Bundesfinanzhof laufen derzeit zwei Klagen gegen das Ehegattensplitting.

„41 Prozent der Ehepaare, die vom Splitting-Tarif profitieren, haben keine Kinder. Aber 20 Prozent aller Familien in Deutschland sind Ein-Eltern-Familien“, sagt Buschmann. „Mit unserer Aktion zum 1. April wollen wir mit einem Augenzwinkern auf diese Ungerechtigkeit hinweisen. Wir fordern die Verantwortlichen auf: Fördert endlich Kinder statt Trauscheine!“

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