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Kleine Berühmtheit im Norden Berlins. Der Kinderbauernhof in Pankow existiert seit 1991.

© Thilo Rückeis

Berlin-Pankow: Ärger um Kinderbauernhof Pinke-Panke

Das Bezirksamt Pankow hat dem beliebten Ausflugsziel zwei Drittel der Gelder gestrichen. Das Berliner Abgeordnetenhaus will das nun verhindern.

Von Christian Hönicke

Pankow rühmt sich gern seiner Kinderfreundlichkeit. Im Alltag sieht es nicht ganz so freundlich aus: Die Spielplätze verkommen, und jetzt hat es auch noch den stadtweit beliebten Kinderbauernhof Pinke-Panke am Bürgerpark erwischt. Das Bezirksamt strich ihm fast zwei Drittel des Etats für 2019. Der Jugendhilfeausschuss beschloss, die Zuwendung von 65 000 Euro um 40 000 Euro zu kürzen.

„Das traf uns völlig überraschend und ohne fachlichen Grund“, sagt Leiterin Annett Rose. „Man gefährdet die finanzielle Grundlage des Kinderbauernhofs. Er ist schließlich kein Unternehmen, das profitorientiert wirtschaften kann.“ Rose wirft dem Bezirk vor, das gesparte Geld für andere Projekte zu verwenden, „um Fehler in der Finanzwirtschaft auszugleichen.“

Ein Protest mit dem Weihnachtsmann

Dagegen protestiert der Bauernhof, unter anderem per Online-Petition und per Weihnachtsbaum. „Unser Weihnachtsbaum trägt Protest und ist beladen mit der Last der anstehenden Streichungen“, sagt Rose. Betroffen sei etwa die beliebte Familien-Holzwerkstatt. Rose ruft die Eltern und Kinder auf, den Bauernhof zu unterstützen. Man wolle die Bezirkspolitiker und die zuständige Stadträtin Rona Tietje (SPD) mit Protest-Postkarten darauf hinweisen, „warum ihre Entscheidung falsch ist“.

Pinke-Panke wurde 1991 wurde als erster Kinderbauernhof im Ostteil der Stadt auf dem Mauerstreifen zwischen S-Bahn-Station Wollankstraße, Panke und Bürgerpark angelegt. Seither betreibt der Verein Spielraum den pädagogisch betreuten Spielplatz mit Tierhaltung. Der Bauernhof richtet sich an Schulkinder zwischen 7 und 14, sie können hier Brot im Lehmofen backen, Körbe flechten oder Knüppelteig und Würstchen am Lagerfeuer rösten. Es gibt Ferienprogramme, auch Kindergeburtstage können gefeiert und Tierpatenschaften übernommen werden. Alles ist öffentlich und frei zugänglich, gefördert vom Bezirk.

Das Abgeordnetenhaus will der Kürzung einen Riegel vorschieben

In der Vergangenheit erhielt der Bauernhof wegen seiner „gesamtstädtischen Bedeutung“ zusätzliche Landesmittel. Dies war als Aufstockung gedacht, doch der klamme Bezirk nahm das immer wieder als Anlass, seinen Anteil an der Förderung zu kürzen. So kalkuliert man offenbar auch für 2019.

Dem will nun das Abgeordnetenhaus einen Riegel vorschieben. Es änderte soeben das Haushaltsgesetz. Künftig ist eine Senkung der bezirklichen Leistungen bei einer Aufstockungsförderung durchs Land nicht mehr zulässig. Nach seiner Einschätzung lasse sich die Senkung der bezirklichen Förderung „schon unter rechtlichen Gesichtspunkten nicht aufrechterhalten und wird spätestens im Wege der Rechtsaufsicht des Senats kassiert“, sagt Torsten Schneider, Pankower SPD-Abgeordneter. Auch aus politischen Gründen würde der Bezirk nicht damit durchkommen, „ein derart wichtiges Projekt so zu behindern“.

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