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Auf Berliner Weihnachtsmarkt: Frau singt „Sylter Lied“, Polizei hört mit – Ermittlungen wegen Volksverhetzung
Als bei der „Lichtenberger Winterzeit“ am späten Abend „L’Amour toujours“ lief, wurden Beamte der Berliner Polizei besonders aufmerksam. Eine 26-Jährige sang nicht den Originaltext.
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Für Besinnlichkeit ist die „Lichtenberger Winterzeit“ mit ihren Kirmes-Fahrgeschäften ohnehin nicht bekannt. Am späten Freitagabend wurde es auf dem Weihnachtsmarkt an der Landsberger Allee sogar richtig unangenehm: Wie die Polizei berichtete, wurde gegen 22.15 Uhr an einem Stand das Lied „L’Amours toujours“ abgespielt – doch eine 26-Jährige sang dazu nicht den Originaltext, sondern eine umgedichtete Fassung, die in diesem Jahr als „Sylter Lied“ bekannt wurde.
Wegen des rassistischen Inhalts wird nun gegen sie wegen des Verdachts der Volksverhetzung ermittelt.
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Die Frau geriet eher zufällig in den Blick der Polizei. Einsatzkräfte, die auf dem Weihnachtsmarkt patrouillierten, hatten bemerkt, dass an dem Stand das Lied von Gigi D’Agostino aus den Lautsprechern schallte. Nun hörten sie genau hin – und wurden auf die 26-Jährige aufmerksam, die aus einer Gruppe heraus den Refrain „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ anstimmte. Daraufhin nahmen sie die Personalien der Frau auf und leiteten ein Ermittlungsverfahren ein. Jetzt wird sich die Sängerin mit dem Polizeilichen Staatsschutz beim Landeskriminalamt auseinandersetzen müssen.
Seit Ende Mai ist in solchen Fällen auch vom „Sylter Lied“ die Rede. Damals hatte sich im Internet ein Video verbreitet, auf dem mehrere junge Leute in einem Nobel-Lokal auf der Nordseeinsel zu dem Partyhit den genannten rassistischen Text grölten. In der Folge häuften sich entsprechende Vorfälle: Die Polizei wurde deutschlandweit auf Hunderte dieser Entgleisungen aufmerksam gemacht – auf Volksfesten, Schützenfesten, Schulhöfen.
Zu einem Eklat kam es auch Anfang September beim Hoffest des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU) in Berlin. Zu später Stunde spielte dort der DJ das Lied „L’Amours toujours“. Zwar grölte dazu niemand rassistische Parolen. Doch wandten sich zahlreiche Gäste trotzdem empört ab, weil das Lied inzwischen derart mit dem Text assoziiert wurde.
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