
Die BSR rückt an: Aus der Traum vom Baum
Ab Montag sammelt die BSR die Weihnachtsbäume ein. Andreas Conrad hat sein Exemplar längst abgeschmückt und ist froh, dass er nicht bis 2. Februar warten muss.
Leise rieselt der Schnee? Von wegen! Nicht in Berlin. Das Einzige, was hier mit zunehmender Tendenz rieselt, sind die Tannennadeln im Wohnzimmer. Schauen Sie Ihren Christbaum also bitte nicht zu scharf an und gehen Sie möglichst auf Zehenspitzen an ihm vorbei, auf dass er auch am 2. Februar noch als Nadelgehölz erkennbar ist.
Ja, ganz recht: 2. Februar. Das letzte Fest der Weihnachtszeit, auch Mariä Lichtmess genannt, 40 Tage nach dem ersten Weihnachtstag. Erst danach werden in katholischen Kirchen traditionell die Krippen weggepackt, die Tannen abgeschmückt und entsorgt.
Uralte biblische Bräuche wirken hier nach, Vorschriften aus dem Alten Testament, wonach Frauen sich 40 Tage nach einer Geburt eines Sohnes einer rituellen Reinigung zu unterziehen haben. Und im Namen Lichtmess deutet sich an, dass an diesem Tag die Kerzen fürs kommende Jahr zu weihen sind. Erstmals wurde dieses christliche Fest im Jahre des Herrn 542 gefeiert, anstelle eines heidnischen – aber wen kümmert das schon noch im seit vielen Jahrhunderten protestantisch gesinnten, dazu mittlerweile recht kirchenfernen Berlin.
Die Stadtreinigung jedenfalls kümmert es nicht, die von Montag an wieder durch die Straßen fährt und ausgemusterte Weihnachtsbäume einsammelt. Und ihre Kundschaft sowieso nicht, eine Familie, wie sie Böll in seiner Erzählung „Nicht nur zur Weihnachtszeit“ schilderte, sucht man hier wohl vergebens. Täglich musste dort Heiligabend gefeiert werden, Tante Milla wollte sich einfach nicht von ihrem Baum trennen. Wann diese Manie sie überfiel? Genau: zu Mariä Lichtmess.