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Fit für die WM, da muss auch mal ein Nickerchen her.

© dpa

Ausgeschlafen zur WM 2014: „Mitarbeitern ein Nickerchen gönnen“

Elfmeterschießen in der Nacht, Anpfiff um 0 Uhr: Das schlaucht – und zwar die Zuschauer. Charité-Schlafforscher Fietze erklärt, wie Fans zur WM fit bleiben.

Herr Fietze, die Fußball-Weltmeisterschaft geht los. Die Spiele werden live übertragen, aber wegen der Zeitverschiebung ist es dann zum Teil schon Nacht. Und am nächsten Morgen wartet der Chef im Büro. Kann das gut gehen?

Grundsätzlich reichen vier Stunden Schlaf. Allerdings nur gelegentlich. In vier Stunden haben wir zwei Tiefschlafphasen hinter uns.

Also besser vier als fünf Stunden schlafen?

Ja, besser vier als drei oder fünf. Wer nur vier Stunden schläft und dann arbeitet, sollte aber die Nacht danach ausschlafen können. Vier-Stunden-Nächte sollten nicht öfter als zwei, drei Mal die Woche stattfinden.

Wie sieht es aus mit Mittagschlaf?

Eine gute Sache, aber hierzulande zumindest im Arbeitsleben nicht üblich. Was ich Arbeitgebern aber empfehlen würde: Sie sollten ihren Mitarbeitern ein Nickerchen gönnen. Wer 20 Minuten ruht, also einfach die Augen schließt und den Kopf auf den Tisch legt, ist danach deutlich entspannter und auch produktiver.

Ein Nickerchen bekommt aber nicht jeder Mensch hin, oder?

Das stimmt, die Gabe haben nicht alle. Generell lässt sich auch zum Schlafverhalten sagen: Ein Drittel der Menschen sind sensible Schläfer. Die können nur schwer einschlafen. Jeder dritte Fan hat also in den kommenden Wochen ein Problem. Zehn Prozent der Deutschen haben richtige Schlafstörungen.

Charité-Schlafforscher Fietze.
Charité-Schlafforscher Fietze.

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Was ist eigentlich mit den flackernden Bildschirmen, auf die viele gerade zur WM auch nachts starren?

Die fördern den Schlaf nicht gerade. Es ist aber nicht das Flackern. Es sind mehr die blauen und hellen Lichtanteile, die uns unruhig machen. Um so besser ist Public Viewing: Da steht die Leinwand weit genug weg, ab fünf Meter Entfernung zum Bildschirm geht’s besser.

Und die Aufregung? Viele Fußballfans sind aufgeregt, zuweilen gar hysterisch, wenn ihre Mannschaft spielt.

Wir kennen das von Künstlern, die spät abends auf der Bühne stehen. Die kommen nach Hause und können nicht schlafen. Nach einem aufregenden Erlebnis braucht man ein bis zwei Stunden, um runterzukommen.

Helfen in solchen Fällen Tee, Pillen oder Bücher?

Was immer gefällt: Beruhigungstee, ein Buch lesen, Baldrian-Dragees nehmen – die sind rezeptfrei und milde. Bei härteren Mitteln hängt man vormittags durch.

Wie viel Schlaf brauchen wir Menschen eigentlich?

Die 20- bis 30-Jährigen acht bis neun Stunden, die Über-65-Jährigen nur noch etwas mehr als sieben Stunden.

Wo werden Sie sich die Spiele anschauen?

Die ersten am Abend im Biergarten oder in einer Bar. Die späteren dann zu Hause.

Neben der WM dürfte die Hitze in den nächsten Wochen einigen das Schlafen erschweren.

Klar. Man sollte kurz vor dem Schlafengehen auf zu viel Alkohol oder ein dickes Steak verzichten. Sonst wird’s noch anstrengender.

Wann ist denn üblicherweise die richtige Zeit, um ins Bett zu gehen?

22 bis 24 Uhr ist die ideale Einschlafzeit, schon wegen des Hormonhaushaltes. Sensible Schläfer sollten das berücksichtigen.

Kann man Schlaftypen eigentlich ändern?

Man kann Lerchen und Eulen, also Früh- und Spätaufsteher, durchaus anders trainieren. Aber ob wir Kurz- oder Langschläfer sind, das ist in uns angelegt.

Professor Ingo Fietze, 53, leitet das Schlafmedizinische Zentrum der Charité in Mitte. Der Facharzt für Innere Medizin stammt aus Cottbus und forscht seit 1990 zum Thema Schlaf.

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