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Auch die Demonstranten auf dem Christopher Street Day fragten sich bereits, wo Nachschub für die Affenpocken-Impfung in Berlin bleibt. 

© Imago/Emmanuele Contini

Noch kein Termin für zweite Verteilungsrunde: Ausreichend Affenpocken-Impfstoff für Berlin frühestens Mitte September

Bis Montag sollen die Impfstellen in Berlin jeweils 60 zusätzliche Dosen für die Immunisierung gegen Affenpocken erhalten. Der Bedarf ist aber deutlich höher.

Menschen, die in Berlin auf eine Affenpocken-Impfung warten, müssen sich weiter in Geduld üben. Wie aus einer Mail der Gesundheitssenatsverwaltung hervorgeht, steht immer noch kein konkreter Termin für die zweite bundesweite Verteilungsrunde des Impfstoffes fest.

In dem Schreiben, das am Dienstag an alle 32 Impfstellen in Berlin ging und dem Tagesspiegel vorliegt, heißt es: „Leider liegen uns keine Angaben von Seiten des BMG vor, wann mit der Lieferung der zweiten Tranche an Impfstoffen für Berlin zu rechnen ist.“ Man bemühe sich „auf mehreren Kanälen, für Berlin zusätzlichen Impfstoff zu erhalten.“

Bei der zweiten Tranche geht es um insgesamt 200.000 Dosen, von denen Berlin rund eine Drittel erhalten soll. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) schreibt auf Anfrage des Tagesspiegels, dass die Verteilung des Impfstoffes „in der zweiten Septemberhälfte 2022 erwartet“ wird.

Für eine Ansteckung mit Affenpocken sind insbesondere Männer, die Sex mit Männern haben, gefährde. Aus der queeren Community gab es wie berichtet in den vergangenen Wochen bereits Kritik, dass nicht ausreichend Impfstoff für alle, denen laut Robert Koch-Institut (RKI) eine Impfung empfohlen wird, zur Verfügung steht.

Eine Umfrage des Tagesspiegels bei den Impfstellen bestätigt dies. Demnach erhielten die Impfstellen in Berlin jeweils 300 Impfdosen. Viele bestätigten dem Tagesspiegel, dass die Kapazitäten schon nach wenigen Tagen aufgebraucht beziehungsweise verplant waren.

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„Der Impfstoff reicht vorn und hinten nicht“, sagt etwa der Arzt Tobias Glaunsinger, der in einer Praxis im Prenzlauer Berg gegen Affenpocken impft. „Wir haben täglich zirka 30 Anfragen per E-Mail von Menschen, die sich impfen lassen wollen, denen wir keine Impfung anbieten können. Wir könnten aktuell locker 1000 Impfdosen in 4-6 Wochen verimpfen.“

Kritik an der Kommunikation der Senatsverwaltung

Die meisten Impfstellen, die auf die Anfrage des Tagesspiegels antworteten, berichteten, dass sie das Drei bis Vierfache der bereitgestellten Dosen verimpfen könnten. Kritik gab es vereinzelt an der Kommunikation der Senatsverwaltung und der Ständigen Impfkommission (Stiko). Zu Beginn habe es „mehrfach differente Aussagen der Senatsverwaltung und auch der Stiko bezüglich der ersten und zweiten Impfung“ gegeben, schreibt eine Impfpraxis.

Gängigerweise sind für Grundimmunisierung zwei Dosen im Abstand von mindestens 28 Tagen notwendig. Aufgrund der Knappheit des Impfstoffs und der erwarteten zweiten Lieferung, empfahl die Senatsverwaltung den Impfstellen jedoch von der ersten Tranche keine Dosen für eine Zweitimpfung zurückzuhalten. Die meisten Impfpraxen folgten dem, wenn auch nicht alle. Die Entscheidung, wer wann geimpft wird, liegt letztendlich beim impfenden Arzt.

Manche Praxen halten derzeit eine kleine Notfallreserve für enge Kontaktpersonen von Infizierten zurück. Für ein wenig Entlastung könnte eine außerplanmäßige Lieferung in den kommenden Tagen sorgen. Bis Montag sollen laut Gesundheitssenatsverwaltung weitere 60 Impfdosen an jede Impfstelle verteilt werden.

Neuinfektionen gehen zurück

In Deutschland wurden dem RKI, Stand Donnerstag, bisher 3063 Fälle mit Affenpocken gemeldet. Davon wurden 1471 (48 Prozent) in Berlin registriert. Die Anzahl der Neuinfektionen ging in den vergangenen Wochen deutlich zurück. Dass Berlin nicht entsprechend mit der Hälfte des zur Verfügung stehenden Impfstoffes versorgt wurde, hat in der queeren Community und bei vielen Impfstellen Unverständnis ausgelöst. Von der ersten Tranche erhielt Berlin rund 28 Prozent des bundeweit verfügbaren Impfstoffes, von der zweiten sollen es rund ein Drittel sein.

Die Berliner Gesundheitssenatsverwaltung erklärte auf Nachfrage, dass der Verteilmechanismus vom RKI entwickelt und vom BMG angewandt wurde. Dabei sei der Anteil an Erkrankungen und Risikogruppen im jeweiligen Bundesland berücksichtigt worden, so ein Sprecher

Daniel Böldt

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