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Bisschen marode, aber schön im Kiez. Und immer stimmungsvoll. Das Karl-Liebknecht-Stadion in Potsdam-Babelsberg.

© Manfred Thomas

Streit ums Karl-Liebknecht-Stadion: Babelsberg 03 will nicht mehr im "Karli" spielen

Der ehemalige Zweitligist spielt im charmanten Karl-Liebknecht-Stadion. Doch es gibt mächtig Streit mit der Politik ums Geld. Sogar ein Umzug ins Hamburger Stadion des FC St. Pauli war im Gespräch.

Potsdams Stadtspitze hat mit Härte auf die Ankündigung des SV Babelsberg 03 reagiert, den Betrieb des Karl-Liebknecht-Stadions Ende Januar einzustellen und drei Mitarbeitern zu kündigen. Erstmals machte die Sportbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) dabei öffentlich, dass es im Jahr 2014 aus Sicht der Stadt beim SV Babelsberg 03 Unregelmäßigkeiten bei der Verwendung von städtischen Zuschüssen gegeben habe. Daher habe die Stadt die Modalitäten für die Auszahlung von Geldern verändert.

Für die Zahlungen für den laufenden Betrieb und das Stadionpersonal – dafür erhält der Verein jährlich bis zu 305.000 Euro – verlangt die Stadt jetzt einen Antrag, unter anderem mit Kosten- und Finanzierungsplan. Dies sei „allgemeine gesetzliche Vorgabe“ und gelte für alle, die Fördermittel bekommen.

Genau dieses Prozedere hatte die Babelsberger Vereinsführung um Präsident Archibald Horlitz mehrfach kritisiert; vor allem, weil der SVB zu 100 Prozent in Vorkasse gehen müsse und die Stadt ihren Anteil in Höhe von 73,5 Prozent erst bei Vorlage und Prüfung sämtlicher Belege und Verwendungsnachweise zahle. Dies aber würde das Budget des ohnehin finanziell eher klammen Regionalligisten zusätzlich strapazieren. „Das können wir nicht leisten“, so Horlitz.

Der Neubau hinter dem Tor. Das ist eine der neuen Tribünen im Stadion, die vor einigen Jahren entstanden ist.
Der Neubau hinter dem Tor. Das ist eine der neuen Tribünen im Stadion, die vor einigen Jahren entstanden ist.

© Manfred Thomas

Die jetzige erneute Eskalation der Streitigkeiten zwischen dem SV Babelsberg 03 und der Stadt rührt auch daher, dass das Rathaus eine harte Linie durchsetzt und dem Verein erst Geld zahlen will, wenn dessen Antrag zur Genehmigung der Jahresplanung 2015 – sie umfasse Betriebskosten und Investitionen in das „Karli“ in Höhe von 550.000 Euro – geprüft ist. Dafür hat die Stadt nach eigenen Angaben die Wirtschaftsprüfer des Unternehmens KPMG engagiert. Laut Stadt habe der Verein den Antrag erstmals am 16. Januar dieses Jahres eingereicht. Er sei jedoch „nicht prüffähig“ gewesen, so die zuständige Beigeordnete Magdowski. „Es gab formelle und inhaltliche Mängel.“ Erst am vergangenen Mittwoch, dem 28. Januar, habe der Verein den überarbeiteten Antrag eingereicht. Dieser werde nun erneut geprüft.

Magdowski betonte, sie sehe den Umgang mit den drei Stadion-Mitarbeitern, die laut Verein zu Ende Januar gekündigt werden sollen, mit „äußerster Besorgnis“. Der SVB habe die Stadt darüber per E-Mail erst am vergangenen Mittwoch informiert. „Weder wir noch diese drei Mitarbeiter sind für den späten Termin der Antragstellung verantwortlich“, sagte Magdowski. Im Klartext: Die Beigeordnete meint, der Verein sei an der jetzigen Misere selbst schuld, weil er das Geld für 2015 nicht rechtzeitig beantragt habe.

Seit Oktober zahlt die Stadt weniger Geld

Verschärfte Bedingungen gelten für den SVB allerdings bereits seit vergangenem Herbst. „Seit Oktober haben wir lediglich 18.000 Euro von der Stadt bekommen“, hatte SVB-Präsident Horlitz am vergangenen Mittwoch festgestellt. Jetzt werde „alles Geld, was der Verein noch hat, auch in den Verein und nicht ins Stadion fließen“. Somit könne der Verein die Stadionsicherheit nicht mehr garantieren, notwendige Kontrollen sicherheitsrelevanter Anlagen könnten nicht durchgeführt werden. Dabei beruft sich Horlitz auf einen Passus im Erbbaupachtvertrag: Zahlt die Stadt den verabredeten Zuschuss nicht oder nur teilweise, verringere sich in gleichem Umfang die Verpflichtung des SVB für Instandhaltungsmaßnahmen.

Magdowski sagte dagegen, dass der Verein den Stadionbetrieb aufrechthalten müsse. Dies sehe der Erbbaupachtvertrag vor, der 2002 geschlossen wurde und nicht einseitig gekündigt werden könne. Mindestens Frauenfußball-Bundesligist Turbine Potsdam müsse seine Spiele im Karl-Liebknecht-Stadion austragen können. Die Stadtpolitik forderte am Donnerstag parteiübergreifend eine Deeskalation der Lage.

Potsdams SPD-Fraktions- und Parteichef Mike Schubert sagte, er habe im Stadtparlament am Mittwoch weder „unterfütterte Aussagen“ der Sportbeigeordneten zu etwaigen Unregelmäßigkeiten beim SVB gehört, noch halte er eine externe – zumal teure – Prüfung für angemessen. „Da gibt es zunächst andere Möglichkeiten.“ Vom SVB Vorkasse zu verlangen, sei nicht zielführend. Der Babelsberger CDU-Chef Hans-Wilhelm Dünn verlangte, „dass sich die Stadt an die eingegangenen vertraglichen Verpflichtungen hält“. Es müsse verhindert werden, dass der SVB seine nächsten Heimspiele in Berlin oder gar Hamburg austrägt. Betroffen wären neben Tausenden Fans auch die Babelsberger Gastronomie, Caterer im Stadion und lokale Mittelständler.

Im Rathaus wird inzwischen intensiv nach Wegen gesucht, kurzfristig die laufenden Kosten für den Stadionbetrieb sicherzustellen. „Bei den von mir geführten Gesprächen, insbesondere mit Nulldrei-Vorstandsmitglied Götz Schulze, habe ich den Eindruck gewonnen, dass dieser Wunsch auch seitens des SVB besteht. Dafür wünsche ich mir aber eine konstruktive Zusammenarbeit seitens der Vereinsführung“, sagte Magdowski. Die Stadt werde nun erneut das Gespräch mit dem Verein suchen, um über die künftige Betreiberstruktur zu reden.

Wo könnten die Spiele stattfinden - jedenfalls nicht in Hamburg

Ein Regionalliga-Heimspiel des SV Babelsberg 03 im Stadion des FC St. Pauli wird es nicht geben – so lautet die klare Ansage von Mirko Wittig. „Eine Verlegung der Partien nach Hamburg ist nicht akzeptabel. Dafür gibt es keine Genehmigung“, sagte der Vorsitzende des Spielausschusses im Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV). Die Hansestadt liege nicht im Territorium der Regionalliga Nordost und sei daher als Austragungsort ausgeschlossen. „Die Erhöhung der Reisekosten können wir anderen Vereinen nicht zumuten“, meinte Wittig, der den Babelsbergern für eine Verlegung der Heimpartien in andere Orte aber keine grundsätzliche Abfuhr erteilte. Der neue Spielort müsse nur rechtzeitig beim Verband angemeldet werden. Voraussetzung ist, dass das Stadion eine Zuschauerkapazität von mindestens 3000 Plätzen aufweist (mit wenigstens 300 Sitzplätzen, davon 100 überdacht). Außerdem müssen zuvor die örtlichen Sicherheitsvorkehrungen abgenommen werden. Wittig: „Berlin oder Rathenow wären aus unserer Sicht Optionen.“ tog

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