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Berlin: Babelsberg-Affäre könnte teuer werden für Potsdam

Filz und Fußball: Der Landesrechnungshof ermittelt, die Politik streitet Am Abend war Krisensitzung, bei der Ex-Minister Speer zurücktreten sollte

Potsdam - Weiter wie bisher, Zwangsabstieg oder gar die Insolvenz? Für den Fußballklub Babelsberg 03 werden die nächsten 48 Stunden entscheidend. Während Vorstand und Aufsichtsrat am Montagabend über die Zukunft des Vereins beraten wollten – auf der Sitzung sollte auch Ex-Innenminister Rainer Speer (SPD) seinen Posten als Vereinspräsident abgeben – , entscheiden am Dienstag die Mitglieder, was aus dem Fußball-Drittligisten wird. Die Kommunalpolitiker streiten dagegen weiter um den richtigen Umgang mit dem Klub. Denn eine erneute Vereinsinsolvenz könnte weitreichende Folgen für die Landeshauptstadt haben – sogar die Rückgabe von Fördermitteln droht.

Schon jetzt hat der Landesrechnungshof bei der Verwendung des Geldes aus dem Konjunkturpaket Mängel beanstandet. Ein Auftrag für Planungsleistungen in Höhe von 183 000 Euro Netto ist ohne Ausschreibung vergeben worden. Ausgerechnet an das städtische Unternehmen „Energie und Wasser Potsdam GmbH“, dessen bisheriger Geschäftsführer Peter Paffhausen auch bislang Aufsichtsratschef des Sportvereins gewesen ist.

Paffhausen ist zuletzt nach einer Spitzel-Affäre als Manager des Unternehmens ausgeschieden und hat auch den Aufsichtsratsvorsitz aufgegeben. Seitens des Landesrechnungshofes erklärte Sieglinde Reinhard aus dem Direktorium, es sei ein „schwerwiegender Verstoß gegen Wettbewerbsregeln“. Die Sportbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) erklärte, die Verwaltung habe den Auftrag für die Projektsteuerung nicht „ins Graue hinein“ vergeben; es sei eine „renommierte Anwaltskanzlei“ beauftragt gewesen, das Verfahren zu begleiten. Sollte der Landesrechnungshof jetzt die Vergabe beanstanden, gerate die Kanzlei „in Haftung“.

Aktuell fehlen dem SV Babelsberg 03 für die Erfüllung der Lizenzvorgaben für den Spielbetrieb in der Dritten Liga nach eigenen Angaben 1,3 Millionen Euro. Einige private Sponsoren des Vereins hätten entschieden, sie wollten „in der Landeshauptstadt Potsdam jetzt nicht mehr dabei sein“, beschrieb jüngst Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) die Lage. Dies sei aber eine „falsche Reaktion“, damit würden „die Falschen bestraft“.

Um die Insolvenz des populären Kiezklubs abzuwenden, wollen die Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung dem SV Babelsberg einmalig 700 000 Euro zur Verfügung stellen; allerdings ist die CDU bisher dagegen, auch in der FDP gibt es Zweifel. Daran geknüpft ist die Forderung nach mehr Transparenz bei dem Verein. Das Stadtparlament will darüber am Mittwoch entscheiden. Es ist der Tag, an dem der Verein auch den aktuellen Lizenzantrag zum DFB schicken muss.

Im Falle einer Vereinsinsolvenz wäre die Stadt über Nacht für den Ausbau des Stadions verantwortlich und müsste die Arbeiten bis Ende Oktober zu Ende führen. Ansonsten droht die Fördermittelrückzahlung, da die Arbeiten aus dem Konjunkturpaket II bezahlt werden. Jakobs bezeichnete eine Rücknahme des Stadions als „suboptimal“, gleichwohl arbeite die Verwaltung an Plänen, „wie wir das hinkriegen“. Es sei damit zu rechnen, dass der Stadionbetrieb für den Verein nicht mehr zumutbar sei.

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