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Berlin: Bahn sucht die Schuld an Pannen bei anderen

BERLIN .Am Freitag ist es im Nah-und Fernverkehr erneut zu flächendeckenden Verspätungen gekommen.

BERLIN .Am Freitag ist es im Nah-und Fernverkehr erneut zu flächendeckenden Verspätungen gekommen.Durchschnittlich 45 Minuten mußten die Reisenden auf ihre Züge warten.Durch zwei schwere Unfälle an Bahnübergängen in Brandenburg fielen mehrere Züge über die Stadtbahn ganz aus.Bei dem einen Unfall gab es einen Toten und einen Schwerverletzten.Viele Züge waren eine Stunde zu spät, darunter auch ICEs.Bahnvorstand Heinisch machte Computerprobleme in den neuen Stellwerken für die Pannenserie verantwortlich.Nach Informationen des Tagesspiegels jedoch hat es seit Eröffnung der Stadtbahn keinen einzigen Rechnerabsturz gegeben.Mittlerweile schickt die Bahn selbst Fernreisende mit dem Taxi ans Ziel, wenn diese wegen Umleitungen ihren Zug verpassen ( siehe hier ).Insgesamt hatte die Bahn bis zum Freitag nachmittag 600 Entschädigungsanträge erhalten.

Das Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn AG, Roland Heinisch, räumte am Freitag bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz zahlreiche Pannen bei der Eröffnung der Stadtbahn ein.Bei der Stellwerkstechnik seien zahlreiche Probleme aufgetreten.Das neue Kommunikationssystem auf den Bahnhöfen sei schlichtweg "nicht betriebsbereit", sagte Heinisch.Das System sei zu spät geliefert worden.Eine technische Abnahme habe nicht stattgefunden."Hier müssen wir auch Fragen in Richtung Industrie stellen", sagte Heinisch.Schon im Probebetrieb sei es bei den Stellwerken zu Ausfällen gekommen.Die Eröffnung der Stadtbahn zu verschieben, sei aber wegen des Fahrplanwechsels nicht mehr möglich gewesen.Zudem seien Mitarbeiter unzureichend geschult worden.

Diese Darstellung des Bahnvorstands stößt bei Experten auf Widerspruch.Keineswegs seien die elektronischen Stellwerke abgestürzt, zudem seien sie selbstverständlich, wie auch die Informationssysteme, abgenommen worden.Schuld seien vielmehr Fehlbedienungen des Personals.Insgesamt hat die Firma Siemens Signal- und Stellwerkstechnik für 100 Millionen Mark auf der Stadtbahn installiert.Nach Informationen des Tagesspiegels ist die angebliche Computerstörung, von der der Bahnvorstand der Presse berichtete, ein simpler mechanischer Fehler: Ein Bagger hatte im Betriebswerk Rummelsberg eine Gleisfreimeldeanlage zerstört.

Von den Ausfällen war auch der Regionalverkehr betroffen.Hans Leister, der Chef des Regionalverkehrs, berichtete am Freitag von durchschnittlich 50 Minuten Verspätung.Zu den eigenen Problemen sei hinzugekommen, daß um 11.06 Uhr in Schwielowsee bei Caputh ein Auto mit dem RE 3710 Dessau-Stralsund zusammenstieß.Der Zugführer kam mit einem Schock ins Krankenhaus.Die Auto-Insassen blieben unverletzt.Weit gravierender war der zweite Unfall um 15.49 Uhr bei Lübben.Ein Mopedfahrer fuhr in den RE 4512 Cottbus-Brandenburg hinein.Er starb, der Beifahrer kam schwerverletzt ins Krankenhaus.Die Strecke war bis 16.40 Uhr in beide Richtungen gesperrt.Offensichtlich gelingt es der Bahn auch nach einer Woche nicht, bei solchen Extrem-Situationen den Fahrplan auf der Stadtbahn aufrecht zu erhalten.Verspätungen schaukeln sich dann immer höher auf, schließlich ist auch der hochwertige Fernverkehr betroffen.

JENS ANKER, JÖRN HASSELMANN

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