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Nicht immer allzeit bereit: Zahlreiche Geldautomaten in Berlin stehen nur noch tagsüber zur Verfügung.

© dpa

Berliner Wirtschaft: Banken schließen SB-Räume mit Geldautomaten

Kunden der Geldinstitute kommen an deren Automaten oft nicht mehr rund um die Uhr an Bargeld. Wegen „Vandalismus“ sind viele SB-Bereiche nachts unzugänglich.

Als Reaktion auf „Vandalismus“ sperren Banken in Berlin in den Abend- und Nachtstunden immer öfter ihre Selbstbedienungsräume mit Geldautomaten. Die Formulierung ist allerdings meistens irreführend: In der Regel geht es nicht um Randalierer, sondern um Obdachlose, die in den Räumen übernachten. Diese ungebetenen Gäste beschädigen zwar keine Automaten, stören manche Kunden aber schon durch ihre Anwesenheit – oder hinterlassen schlimmstenfalls auch mal Flaschen oder Exkremente.

Volksbank ersetzt SB-Raum durch Automaten an der Fassade

Aus Kundensicht sind geschlossene SB-Standorte erst einmal ein Ärgernis – zumal die Zahl der klassischen Bankfilialen stetig sinkt, was die Geldinstitute mit dem Trend zum Online-Banking begründen. Über die Berliner Volksbank ärgert sich Helmut Döring, Vize-Vorsitzender der Händlergemeinschaft IG Kaiserdamm in Charlottenburg und Seniorchef des Traditionsgeschäfts Eisen Döring. „Klammheimlich“ verabschiede sich die Volksbank vom Standort am Kaiserdamm 105, schrieb Döring dem Tagesspiegel. Offenbar hätten „übelriechende Obdachlose die vornehmen Kaiserdamm-Kunden belästigt“, fügte er ironisch hinzu.

Ihre Filiale am Kaiserdamm hat die Berliner Volksbank längst schon aufgegeben. Nun verschwindet auch ihr SB-Raum mit zwei Geldautomaten, einem Automaten für Überweisungen und einem Kontoauszugsdrucker. Ab 3. August soll es ersatzweise einen Geldautomaten an der Außenwand geben.

Der Vorraum sei oft „stark verschmutzt“ gewesen, sagt eine Sprecherin. „Es gab Beschwerden.“ In ganz Berlin „sind aber noch einige unserer SB-Standorte 24 Stunden zugänglich, während andere Standorte nachts geschlossen werden“. Für Kundenberatungen und andere Dienste stünden Filialen in der Nähe zur Verfügung. Außerdem gebe es die Banking App und den Telefonservice.

"Vandalismus und Verschmutzung": So begründet die Postbank die Einschränkungen in der Joachimsthaler Straße.

© Cay Dobberke

Urin, Kot und leere Flaschen

Wer Bargeld braucht, hat trotzdem häufig ein Problem. Beispielsweise sind die Postbank-Vorräume an der Joachimsthaler Straße nahe dem Bahnhof Zoo oder in der Charlottenburger Bleibtreustraße außerhalb der Öffnungszeiten der Filialen gesperrt. Es sei „eklig“ gewesen, morgens Urinlachen, Kot und Flaschen vorzufinden, erinnert sich ein Mitarbeiter in der Joachimsthaler Straße.

Von der Deutschen Bank heißt es: „Sicherheit und Sauberkeit haben Priorität.“ Falls nötig, würden „SB-Zonen vorübergehend geschlossen“.

Sparkasse setzt auch auf Wachschützer

Die Berliner Sparkasse verriegelt abends bis nachts 20 ihrer stadtweit 70 Räume mit Geldautomaten. Diese „temporäre Maßnahme“ werde gelegentlich überprüft. Obdachlose seien nicht das einzige Problem. Es gebe auch Sachbeschädigungen. Die Sparkasse hat noch die meisten rund um die Uhr geöffneten SB-Räume. Diese werden regelmäßig von Wachschützern kontrolliert. Obdachlose übernachten aber nicht nur im Winter in den SB-Räumen. Vielleicht schläft man unter der Kameraüberwachung ja allemal sicherer als draußen, wie der Brandanschlag auf Obdachlose am S-Bahnhof Schöneweide zeigt.

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