zum Hauptinhalt

Nach tödlicher Messerattacke: Behörden befürchten weitere Gewalt unter Jugendlichen

Nach dem Streit zwischen Jugendlichen in Wittenau, bei dem am Samstagabend ein 17-Jähriger durch einen Messerstich getötet wurde, ist die Lage im Stadtteil immer noch angespannt.

Nach dem Streit zwischen Jugendlichen in Wittenau, bei dem am Samstagabend ein 17-Jähriger durch einen Messerstich getötet wurde, ist die Lage im Stadtteil immer noch angespannt. Der Reinickendorfer Jugendstadtrat Peter Senftleben (SPD) traf sich am Mittwoch unter anderem mit der Jugendamtsleiterin des Bezirks. Dass die Situation weiter eskalieren könne, „kann man wohl noch nicht ganz ausschließen“, sagte Senftleben.

Der Streit war am Samstag nach einem Schneeballwurf eskaliert. Dazu, wie nun eine weitere Eskalation aussehen könnte, wollte sich Senftleben nicht äußern. „Es würde wohl eher in Richtung Tegel Süd gehen als andersherum“, sagte er jedoch. Man müsse die Situation nun eben beobachten und, wenn nötig, frühzeitig reagieren. Im Internet hatten Freunde und Bekannte des Opfers wie berichtet bereits damit gedroht, Rache für den ermordeten 17-Jährigen zu nehmen.

Senftleben wollte sich nicht zu den Vorwürfen äußern, das Reinickendorfer Jugendamt sei bereits auf den Jungen aufmerksam geworden, aber an der ungenügenden Kooperationsbereitschaft der Eltern gescheitert. Diese sollen sich gegen eine Unterbringung in einem betreuten Wohnheim ausgesprochen haben. Der Fall sei ein schwebendes Verfahren, Polizei und Staatsanwaltschaft „an der Sache dran“. Senftleben: „Details werde ich nicht kommentieren.“

In der Sitzung sei es ansonsten darum gegangen, „Vorsorge zu treffen“, sagte der Stadtrat. „Wir versuchen, die Emotionen der Jugendlichen ein Stück weit zu dämpfen und haben durchaus ein Auge auf die Lage.“ Was weiterhin besprochen wurde, seien „Interna“, die er nicht nach außen tragen wolle.

Aus dem Verein für Straßensozialarbeit Gangway hieß es, es gebe bereits Absprachen etwa mit den Schulen, wie man auch in den Klassen mit den Jugendlichen ins Gespräch kommen könne. Das Bedürfnis nach Gesprächen sei hoch. Wie lange die Arbeit vor Ort dauern werde, sei unklar, sagte Gangway-Geschäftsführerin Elvira Berndt: „Das kommt darauf an, wie intensiv das noch wird.“

Die Polizei sieht in der tödlichen Attacke einen tragischen Einzelfall, der weder durch Prävention noch durch Repression verhindert werden konnte. Bekanntlich hatte der 15 Jahre alte Maik R. (Name geändert) ein Küchenmesser bei der Tat benutzt. Selbst wenn es ein Verbot von Küchen- oder Taschenmessern gebe, könnte die Verwendung dennoch kaum kontrolliert werden. Bei der Polizei hieß es, dass es an „kriminalitätsbelasteten Orten“ anlassunabhängige Kontrollen auf Waffen gebe. Das sind zum Beispiel bestimmte U-Bahnhöfe, Plätze oder Einkaufszentren. An anderen Stellen in der Stadt – und auch am Bahnhof Wittenau – sind solche Kontrollen aber nicht erlaubt.

R., der mittlerweile in einem Heim in Brandenburg untergebracht ist, wurde bei der Polizei als sogenannter KOM geführt, das ist ein „kiezorientierter Mehrfachtäter“ und die Vorstufe zum Intensivtäter. Der Jugendliche ist wegen Diebstahls, Einbruch, Sachbeschädigungen und Körperverletzung bekannt. Anders als sein älterer Bruder, der ebenfalls in die Auseinandersetzung verwickelt war, gilt er nicht als Drogenkonsument. Dem Vernehmen nach war auch die Schwester der beiden am Tatort, sie wird aber nur als Zeugin geführt. Jörn Hasselmann/Patricia Hecht

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false