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Die Tage der sanierungsbedürftigen Rudolf-Wissell-Brücke sind gezählt.

© imago/Jürgen Ritter

Berlin-Charlottenburg: Bezirk will A100-Brücke über Bahngleisen

Für eine Verlagerung von Teilen der Stadtautobahn A 100 plädieren der Bürgermeister und der Baustadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf – um Raum für neue Nutzungen zu schaffen.

Ein ganz neuer Vorschlag zur Sanierung der Stadtautobahn A 100 im Bereich der maroden Rudolf-Wissell-Brücke kommt aus dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf: Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) und Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) schlugen am Donnerstag eine Trassenführung über die benachbarten Bahngleise vor. Der Verkehr könne auf zwei Ebenen fließen nach dem Motto: „Unten die Bahn, oben die Autobahn.“ Auf diese Weise gewinne man mehr als 20 Hektar Fläche „in zentraler Innenstadtlage“.

Bisher planen die Bundes-Fernstraßengesellschaft Deges und Berlins Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne), die 930 Meter lange Rudolf-Wissell-Brücke durch zwei neue Brücken zu ersetzen. Die Idee der Verlagerung stammt von Schruoffeneger. Er will sie „in das Planfeststellungsverfahren einbringen“. Bis zum Jahr 2020 könne Berlin noch am Konzept der Autobahnsanierung mitwirken, danach „zieht der Bund alles an sich“. Die Bauarbeiten beginnen frühestens 2023.

Angedacht ist ein neues Gewerbegebiet

Die Wissell-Brücke würde nach den Vorstellungen der Bezirkspolitiker erst nach einer Überbauung der Bahnlinien mit einer Ersatzbrücke abgerissen. Schruoffeneger will die A 100 auch in Höhe der Westendbrücke mit der Ausfahrt Spandauer Damm verlagern. Auf frei werdenden Flächen soll Gewerbe angesiedelt werden – zumal es beiderseits der Autobahn schon Gewerbegebiete an der Sophie- Charlotten-Straße und am Fürstenbrunner Weg gibt. Für Wohnungsbau ist die Lärmbelastung zu hoch.

So könnte die A 100 über Bahnstrecken nebenan verlaufen (klicken Sie bitte auf die Grafik für die ganze Ansicht).
So könnte die A 100 über Bahnstrecken nebenan verlaufen (klicken Sie bitte auf die Grafik für die ganze Ansicht).

© Tsp/Schmidt

Die Kosten würden steigen

Welche Chancen der Vorstoß hat, scheint fraglich. Die Planungsgesellschaft Deges zeige eine „begrenzte Bereitschaft, mit uns neu zu verhandeln“, bedauert Schruoffeneger. „Ihr Ansprechpartner ist das Land Berlin.“ Doch auf Landesebene werde über alternative Lösungen nicht diskutiert. Außerdem „müssten wir den Bund davon überzeugen, mehr Geld auszugeben“, sagt Naumann. Die Autobahnverlagerung wäre zwar teurer als die bisherigen Pläne, andererseits würde für die Stadtentwicklung in Berlin ein „Mehrwert generiert“.

Die Deutsche Bahn müsste einem Brückenbau über ihren Gleisen ebenfalls zustimmen. Die Senatsverkehrsverwaltung teilte mit, sie kenne die Vorschläge noch nicht. Der Bezirk könne diese „gerne im Planfeststellungsverfahren und im Projektbeirat Rudolf-Wissell-Brücke“ zur Sprache bringen.

Wohnungsbau auf "gedeckeltem" Autobahndreieck?

Naumann und Schruoffeneger nahmen auch Stellung zu weiteren Aspekten der A 100-Sanierung. So spricht sich der Bürgermeister für den ersatzlosen Wegfall der Ausfahrt Kaiserdamm an der Knobelsdorffbrücke aus. Stattdessen solle die Messe Berlin – wie auch von Landespolitikern gewünscht – einen eigenen Autobahnanschluss erhalten.

Am Autobahndreieck Funkturm kann sich das Bezirksamt eine „Deckelung“ der Fahrbahn vorstellen. Zuvor hatte bereits die FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus beantragt, eine solche Tunnel-Lösung zu prüfen. Am Dreieck Funkturm hält Naumann auch Wohnungsbau für denkbar. Die bislang einzigartige Autobahn-Überbauung an der Schlangenbader Straße in Wilmersdorf funktioniere doch. Die Mieter der in den 1970er erbauten Anlage wirkten zufrieden – abgesehen davon, dass es zunehmend Probleme mit veralteter Gebäudetechnik gebe.

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