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Berliner Autobahnen A100 und A113 zeitweise gesperrt: Anti-Terror-Ermittler suchen Spuren zu Brandanschlag und Stromausfall in Treptow-Köpenick
Wegen eines Polizeieinsatzes wurde die Stadtautobahn am Donnerstagvormittag voll gesperrt. Suchhunde sollten Hinweise zu linksterroristische Tätern finden.
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Große Teile der A100 und A113 in Berlin waren am Donnerstagvormittag zeitweise komplett gesperrt. Grund sind brisante Ermittlungen der Polizei. Denn nach dem linksterroristischen Brandanschlag auf einen Strommast in Johannisthal verfolgen die Ermittler offenbar eine konkrete Spur. Auf den gesperrten Autobahnabschnitten suchten sie nach Tagesspiegel-Informationen mit Spürhunden Hinweise und Beweismittel, die zu den Tätern führen könnten.
Polizei und Staatsanwaltschaft wollten nicht bestätigen, dass die Autobahnen für die Ermittlungen zum Brandanschlag gesperrt werden mussten. Intern war zu den Gründen höchste Geheimhaltung angeordnet worden.
Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte lediglich, dass der Einsatz im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens der Berliner Strafverfolgungsbehörden zum Auffinden möglicher Spuren und Beweismittel gedacht war. Um welches Verfahren es sich genau handelt und Informationen dazu, ob die Ermittler Spuren sichern konnten, machte der Sprecher „zum Schutz der Ermittlungen“ nicht.
Die Ermittler suchten die Strecke zwischen der Anschlussstelle Stubenrauchstraße (A113) und der Alboinstraße (A100) ab. Bei der Aktion kamen auch spezielle Spürhunde zum Einsatz, die frei über die Fahrbahn liefen. Es handelte sich um sogenannte Mantrailer-Hunde, die darauf trainiert sind, auch nach Wochen Geruchsspuren aufzunehmen und über lange Distanzen zu verfolgen.
Sperrung vorzeitig beendet – Berliner Stadtautobahn wieder frei
Nach rund einer Stunde war der Einsatz wieder beendet und die Autobahnen waren wieder in beide Richtungen befahrbar. Damit endete die Sperrung vorzeitig. Die Polizei hatte vorab mitgeteilt, dass die Strecke von 10 bis 15 Uhr gesperrt sei. Ob der frühere Abschluss durch einen schnellen Fund zustande kam oder die Aktion wegen fehlender Hinweise abgebrochen werden musste, blieb zunächst unklar. Wie die „B.Z.“ berichtete, sollen die Hunde schnelle eine Spur abseits der Autobahn verfolgt haben.
Bislang hielten sich die Behörden mit Auskünften zu den Ermittlungen zum Brandanschlag auf den Strommast zurück. Die Täter hatten Mitte September Stahlketten an die Kabel, die am Mast ins Erdreich führen, und mit Benzin Feuer gelegt.
Als der Isolierungsmantel geschmolzen war, entstand durch den Kontakt des Kabelkerns mit den Metallketten ein Kurzschluss. Der führte zu einem rund 60-stündigen Stromausfall in Treptow-Köpenick, von dem rund 50.000 Stromkunden im Südosten Berlins betroffen waren.
Die Ermittler verfolgen nun Spuren, die nach einem Bericht der „Welt“ auf einen gezielten Eingriff in die Energieinfrastruktur hindeuten. Entsprechende Bereiche seien entlang der Trassen untersucht, Beweismittel gesichert und mögliche Kabelschäden dokumentiert worden.
Die Ermittlungen zum Brandanschlag hat die Berliner Generalstaatsanwaltschaft „wegen der besonderen Bedeutung des Falls“ übernommen. Die Abteilung für Staatsschutz und Terrorismusbekämpfung ist mit dem Fall befasst. „Die Ermittlungen dauern an“, sagte ein Sprecher am Donnerstag.
Nach Einschätzung der Ermittler geht der Brandanschlag auf das Konto linksextremistischer Täter. Ein im Internet veröffentlichtes Bekennerschreiben werde als authentisch eingeschätzt, hatte Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) nach dem Brandanschlag gesagt.
In dem Schreiben ist von einem Angriff auf den „militärisch-industriellen Komplex“ im Technologiepark Adlershof die Rede. Es war unterzeichnet mit „einige Anarchist:innen“.
Das Schreiben weist laut Spranger Ähnlichkeiten auf mit einem Bekennerschreiben zu einem ähnlichen Brandanschlag im Februar auf. Damals war nahe Wuhlheide ein Kabelschacht an der Bahnstrecke nach Erkner in Brand gesetzt worden. Der Anschlag richtete sich gegen die Bahn und vor allem gegen die Autofabrik Tesla im nahegelegenen Grünheide in Brandenburg. Zu beiden Anschlägen – auf Strommast und Bahnkabel – sagte Spranger: „Wir gehen davon aus, dass es die gleiche Tätergruppe ist.“
Die am Donnerstag zeitweise gesperrte A100 verläuft als innerstädtische Schnellstraße durch den Süden und Westen Berlins. Sie verbindet die Bezirke Mitte, Charlottenburg-Wilmersdorf, Tempelhof-Schöneberg, Neukölln und Treptow-Köpenick und folgt in großen Teilen der Trasse der Berliner Ringbahn.
Zum Wochenende müssen sich Pendler erneut auf Umleitungen einstellen. Wie die Verkehrsinformationszentrale mitteilte, wird auf der A100 ab diesem Freitag, 10. Oktober, ab 20 Uhr bis Montag, 13. Oktober, 5 Uhr die Fahrbahn in Höhe Tunnel Innsbrucker Platz saniert. Dann wird die Stadtautobahn in Richtung Treptow ab der Anschlussstelle Wexstraße bis zur Auffahrt Innsbrucker Platz voll gesperrt, wie es die Zentrale mitteilte. Der Verkehr werde über den Innsbrucker Platz zurück auf die A100 geleitet.
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