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Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey, Wirtschaftssenator Stephan Schwarz und Vertretern der Berliner Kammern und Verbände haben am Montag eine Charta zum Energiesparen unterzeichnet.

© TSP/Tanja Buntrock

Mindestens zehn Prozent: Berliner Betriebe verpflichten sich zum Energiesparen

Mit der Charta „Wirtschaft spart Energie“ gehen die Unternehmen eine freiwillige Selbstverpflichtung ein, den Energieverbrauch zu reduzieren.

Die Bürger müssen sparen, der Senat will sparen – nun auch die Wirtschaft. Zusammen einigten sich alle Verbände und Kammern der Berliner Wirtschaft mit dem Land Berlin auf die Charta „Wirtschaft spart Energie“, die am Montag im Roten Rathaus von der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD), Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos, für SPD) und den Vertretern der einzelnen Kammern und Verbände offiziell unterzeichnet wurde.

Es sei eine „freiwillige Selbstverpflichtung“, sagte Giffey, der gesamten Berliner Wirtschaft „zehn Prozent plus X“ an Energie einzusparen.

„Wir setzen auf Angebote statt Verbote“, betonte Giffey. Man wolle die Unternehmen nicht von oben mit einer „Maßnahme“, die für alle gelten müsse, zwingen, sondern setze auf die Flexibilität der einzelnen Betriebe, überall dort zu sparen, wo es sinnvoll sei. Denn das Niveau sei bereits sehr hoch.

Während andere Bundesländer zwar beteuerten, „bis zu 20 Prozent einsparen zu wollen“, setze Berlin bei mindestens zehn Prozent an. „Mehr geht immer“, sagte die Regierende. Wirtschaftssenator Schwarz ergänzte: „Berlin hat bereits den niedrigsten Pro-Kopf-Energieverbrauch und die höchste Energieproduktivität aller Bundesländer.“

Eine eigene Webseite stellt konkrete Schritte vor

Damit die Einsparziele erreicht werden können, stellt das „Berliner Energiesparbündnis“ konkrete Schritte vor, wie Betriebe ihren Verbrauch senken können: etwa von der Absenkung der Raumtemperatur auf den zulässigen Mindestwert über den Austausch von Leuchtmitteln bis zum Austausch von alten zu energieefizienten Geräten und Maschinen und vieles mehr.

Ähnlich wie bei der Ukraine-Hilfe gibt es dazu eine Website, die auf dem Portal berlin.de verlinkt wird und „in die Breite kommunizieren soll“, sagte Giffey.

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Der Präsident der Industrie -und Handwerkskammer (IHK), Sebastian Stietzel, stellte heraus, dass die Unternehmen und Betriebe schon seit vielen Monaten dabei sind, Energie einzusparen und nicht erst jetzt damit anfingen. „Doch selbst wenn ein Betrieb zu 100 Prozent Ökostrom bezieht, muss er mit einer 17-fachen Steigerung des Strompreises rechnen“, sagte er.

Stefan Moschko, Präsident der Unternehmensverbände (UVB), appellierte an die Politik, „jetzt schnelle Lösungen“ möglich zu machen und sich nicht lange mit Genehmigungsprozessen aufzuhalten. Etwa, wenn ein Betrieb gerade „den Switch von Gas auf Öl macht“.

Energie-Berater sollen den Betrieben zur Seite stehen

Wie ein Unternehmen noch besser Energie einsparen kann, dazu habe das Land Berlin „Energie Scouts“ geschaffen, also Beraterinnen und Berater, die mit ihrer Expertise schnelle Lösungen anbieten und von den Unternehmen in Anspruch genommen werden können.

Zudem verwies Schwarz auf die KEK – die Koordinierungsstelle Energieeffizienz und Klimaschutz. Sie existiert seit März dieses Jahres und diene als „Erstberatung“. Ab 1. September können Berliner Betriebe zudem Anträge für das Förderprogramm „Solar Plus“ zum Solarausbau bei der Förderbank IBB stellen. Das Budget: 6,9 Millionen Euro. „Das finde ich schon ganz ordentlich“, sagte Schwarz.

Handwerkskammerpräsidentin Carola Zarth nannte die steigenden Energiepreise „Fluch und Segen zugleich“. Denn einerseits könnten die extremen Preise nur zum Teil an die Kunden weitergegeben werden und viele um ihre Existenz fürchten müssten.

Andererseits führten sie dazu, dass Betriebe eher einen alten gegen einen energieeffizienten Backofen tauschten oder sich für eine Solaranlage entschieden. „Aber die Solaranlage muss installiert werden. Und da sagen viele Betriebe Aufträge ab, weil sie keine Fachkräfte mehr haben, die das machen könnten.“

Ganz pragmatisch sparten aber auch Handwerksbetriebe schon seit Langem Energie ein. Etwa Bäckereien, die freiwillig „mehr Kastenbrot backen als Rundbrot, weil das weniger Energie kostet“, sagte Zarth.

Doch warum werden diese Einsparmöglichkeiten nicht verpflichtend festgelegt für die Wirtschaft? Hier ergriff Franziska Giffey das Wort: „Ich will nicht in einer Welt leben, wo es nur Kastenbrote gibt“. Schließlich würden von der Kundschaft ja auch immer noch Rundbrote verlangt, ergänzte Carola Zarth.

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