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Kita ohne Kinder: Ab Mittwoch könnten bloß noch ihre Jacken da sein.

© dpa/Monika Skolimowska

Berliner Eltern demonstrieren gegen Kita-Streik: „Die Verhandlungen werden auf unseren Schultern ausgetragen“

Verdi und die Arbeiterwohlfahrt können sich nicht einigen, ab Mittwoch könnten wieder Kitas bestreikt werden. Dazwischen: Eltern und Kinder.

Mehr als 5000 Berliner Kinder und ihre Eltern müssen sich auf einen erneuten harten Winter einstellen. Der Tarifstreit zwischen Verdi und der Arbeiterwohlfahrt (Awo) steht kurz vor der Eskalation.

Denn Freitag läuft die Frist ab, die Verdi-Verhandlungsführerin Meike Jäger den Geschäftsführern der Awo für ein verbessertes Angebot gesetzt hatte. Die Vorbereitungen für den vorgesehenen Streik laufen bereits, bestätigt Jäger. Kommenden Mittwoch soll er beginnen.

Nach zwei Tagen Warnstreik im August und vier Tagen im September werde er diesmal „noch deutlich mehr Tage“ andauern. Wie lange genau, will sie nicht sagen.

Awo-Erzieher erhielten zwischen 150 und 400 Euro pro Monat weniger als ihre Kollegen im öffentlichen Dienst, erklärt Jäger. In anderen Berufsgruppen betrage die Differenz zum Tarifvertrag der Länder (TV-L) zum Teil bis zu 700 Euro.

Die Angebote der Awo, den Abstand zumindest teilweise zu schließen, genügen ihr nicht. „Uns fehlt die Perspektive“. Auf andere Forderungen der Gewerkschaft sei die Awo überhaupt nicht eingegangen – zum Beispiel, sachgrundlose Befristungen abzuschaffen.

Awo sieht sich an der "Schmerzgrenze"

Aus Sicht der Awo allerdings steht Verdi in der Pflicht. „Verdi ist bislang auf keines unserer immer wieder nachgebesserten Angebote eingegangen“, meint Berthe Jentzsch aus der Awo-Pressestelle. „Wir haben Mittwoch ein letztes Angebot abgeschickt. Das ist unsere Schmerzgrenze, mehr bekommen wir einfach nicht finanziert.“

Das Land Berlin stelle nicht genügend Mittel zur Verfügung. Jentzsch hofft, den drohenden Streik doch noch abwenden zu können. Andernfalls trage Verdi die Verantwortung.

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Die Eltern beobachten das Hickhack mit wenig Freude. „Die Verhandlungen werden auf unseren Schultern ausgetragen – und zwar von allen Seiten“, findet Juliane Zacher aus der Elternschaft der Kindertagesstätte Löwenzahn in Kreuzberg.

Sie hat Donnerstagnachmittag zusammen mit anderen Betroffenen vor ihrer Kita demonstriert. Mit einer Einigung rechnet sie nicht: „Alles, was wir hören, sind gegenseitige Schuldzuweisungen.“

Notbetreuung noch ungewiss

Ob es für die Dauer des Streiks eine Notbetreuung geben wird, ist noch unklar. „Sicherlich nicht in jeder Kita“, denkt Berthe Jentzsch von der Awo.

Noch stehen der Tarifeinigung einige Unebenheiten im Weg.
Noch stehen der Tarifeinigung einige Unebenheiten im Weg.

© dpa/Uwe Anspach

Elternvertreterin Zacher stellt sich auf das Schlimmste ein: „Wir hoffen natürlich bis zum Schluss. Aber im Hintergrund laufen schon die Vorbereitungen: Alle rufen ihre Großeltern und Freunde an. Wir sind uns natürlich bewusst, dass so eine Notbetreuung den Streik konterkariert, aber am Ende sind viele von uns berufstätig und haben wahrscheinlich keine andere Wahl.“

Verdi-Verhandlerin Jäger rechnet damit, dass sich „ein Drittel bis ein Viertel“ der Awo-Beschäftigten einem Streikaufruf anschließen würden. Ihnen ist nach anderthalb Jahren Pandemie die Solidarität vieler Eltern gewiss – aber auch ihr Unmut.

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