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Im vergangenen Jahr rückten die Feuerwehrleute 532.157 Mal wegen Not- und Krankheitsfällen sowie Bränden aus. (Symbolbild)

© Soeren Stache/dpa

Update

Berliner Feuerwehr kommt nicht zur Ruhe: Immer mehr Einsätze – jedes Jahr ein neuer Rekord

Im vergangenen Jahr musste sich die Berliner Feuerwehr um viele Extremlagen kümmern. Die Innensenatorin spricht von einem „historischen Höchststand“ der Einsätze.

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Immer mehr, immer weiter: Der Anstieg der Einsatzzahlen bei der Berliner Feuerwehr hält an. Für das vergangenen Jahr vermeldete Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Mittwoch erneut einen Rekord. 532.157 Einsätze zählte die Feuerwehr, das sind 3,3 Prozent mehr als im Jahr 2023. „Das ist ein historischer Höchststand. 2024 war geprägt von extremen Situationen“, sagte Spranger bei der Vorstellung der Jahresbilanz.

Doch die Zahl der Einsätze steigt auch dieses Jahr weiter. Mit Stand Ende Juni waren es bereits 279.000. Auf das gesamte Jahr gerechnet dürfte damit für 2025 erneut ein Höchststand von bis zu 558.000 erreicht werden, mit einem Anstieg von fast fünf Prozent.

Landesbranddirektor Karsten Homrighausen sprach von einer hohen Belastungssituation. „Wir werden im nächsten Jahr wohl wieder hier sitzen und einen neuen Höchststand verkünden“, sagte er. Auch die internen Prognosen gehen von mehr als 550.000 Einsätzen in diesem Jahr aus. Zum Vergleich: Bis zum 19. Juni verzeichnete die Berliner Feuerwehr bereits so viele Einsätze wie im gesamten Jahr 1997.

Die Hauptlast trägt der Rettungsdienst. 486.213 Einsätze waren es 2024, davon waren 25.700 Fehleinsätze. Beim Rettungsdienst stieg die Einsatzzahl im Vergleich zu 2023 um 4,5 Prozent. Bei der sogenannten technischen Hilfeleistung bei Bränden oder Unfällen gab es dagegen einen Rückgang um sieben Prozent, wobei die Zahl der Brände seit Jahren leicht steigt.

Alle 28 Sekunden ein Notruf

Mit 9732 Bränden mussten die Feuerwehrleute 148-mal häufiger löschen als im Jahr zuvor. Technische Hilfeleistung wie die Bergung von Menschen bei Unfällen oder Hilfe nach Unwettern fiel mit 14.714 Fällen deutlich seltener an als 2023. Die Anzahl der Notrufe ging nach jahrelangem Anstieg leicht zurück (minus 5,7 Prozent) auf rund 1,15 Millionen. Täglich erreichten die bundesweit größte Rettungsstelle damit mehr als 3000 Notrufe, alle 28 Sekunden ging ein Notruf ein, wie Homrighausen sagte.

Grüne-Innenexperte Vasili Franco sagte, der Anstieg der Einsätze treffe auf einen Rettungsdienst, der „ohnehin seit Jahren am Limit fährt“. Die Zunahme an Hitzewellen und Extremwetterereignissen werde die Belastung weiter steigern.

Franco zweifelte auch Homrighausens Darstellung der Personallage bei der Feuerwehr an. Die Zahl der Stellen stieg in den vergangenen zehn Jahren von 4000 auf 5100. Doch der Jahresbericht weist weniger Mitarbeiter aus – nämlich knapp 4800. Zudem hob Homrighausen hervor, dass die Zahl der Auszubildenden seit Jahren auf nun 900 gestiegen ist, um den steigenden Bedarf und die Pensionierungswelle abzufangen. „Ein Zeichen dafür, dass die Berliner Feuerwehr als attraktive Arbeitgeberin wahrgenommen wird“, sagte der Feuerwehrchef.

Doch Franco erklärt: „Eine Personaloffensive existiert auf dem Papier, in der Realität ist jedoch keine Entlastung in Sicht. Wenn nicht gegengesteuert wird, droht die Berliner Feuerwehr schon in naher Zukunft selbst unter die Räder zu kommen.“ Auch die Deutsche Feuerwehr-Gewerkschaft (DFeuG) zeigte sich irritiert.

„Was uns ein wenig fragend zurückgelassen hat, waren die umfangreichen Ausführungen zu Ausbildungsstruktur“, sagte DFeuG-Landeschef Lars Wieg. Tatsächlich verlässt ein nicht geringer Teil der neuen Mitarbeiter nach wenigen Jahren die Feuerwehr wieder. In einigen Ausbildungsjahrgängen sind es bis zu 25 Prozent. Auch der Personalzuwachs sei Augenwischerei. „Die Entwicklung im mittleren Dienst, bei den tarifbeschäftigten Rettungsdienstkräften, eben jenen, die die Einätze bewältigen müssen, ist der Anstieg allerdings mehr als übersichtlich“, sagte Wieg.

DFeuG-Landesvize Manuel Barth warnte Schwarz-Rot angesichts der Lage vor einem neuen Sparhammer. „Die Arbeitsverdichtung steigt in allen Bereichen“, sagte er. „Die Belastung nimmt vollumfänglich und Jahr für Jahr zu, völlig entkoppelt vom Netto-Anstieg an notwendigem Personal und finanziellem Unterbau.“

Auch Mario Busch, Hauptbrandmeister und Mitglied im Landesvorstand der Gewerkschaft der Polizei (GdP), warnte: „Wir fahren seit Jahren auf Verschleiß.“ Statt einer Sparpolitik forderte er „Investitionen in unseren historischen Fuhrpark“, eine zeitgemäße Ausstattung, mehr Stützpunkte und eine bessere IT.

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