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Die Berliner Grünen kamen am Wochenende zum Parteitag zusammen.

© Paul Zinken/dpa

Frust und Freude nach dem Parteitag: Berliner Grüne stellen neue Landesliste auf – und streiten über Platzverteilung

Die Berliner Grünen wählen eine Liste mit vielen neuen Namen. Doch es gibt Streit: Unabhängige Kandidaten hätten keine Chance auf vordere Plätze, so die Kritik.

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Am Tag danach wirkten nicht alle Bündnisgrünen glücklich, allen voran Jacob Zellmer und Sadullah M. Abdullah. Beide – Zellmer ist Vorsitzender der Grünen-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Treptow-Köpenick, Abdullah Mitglied der BVV Steglitz-Zehlendorf – kandidierten auf weniger aussichtsreiche Plätze für die Abgeordnetenhausliste der Partei und schoben das zumindest indirekt auf Absprachen der verschiedenen Lager.

Unabhängige Kandidat:innen hätten kaum eine Chance auf vordere Listenplätze, sagte Zellmer „mit Wut im Bauch“. Er hatte erfolglos auf die Plätze 24, 26 und 28 kandidiert und unterlag auch im Duell um Platz 32. Abdullah sprach von „Wunden, die wir uns zugefügt haben“, kündigte jedoch bereits vor seiner Wahl auf Platz 40 an, beim Heilen helfen zu wollen.

Tatsächlich hatte es an Tag 1 der Landesdelegiertenkonferenz – am Samstag war die erste Hälfte der 60 Plätze umfassenden Liste gewählt worden – spontane und teils hektische Verhandlungsrunden gegeben, an denen auch Abdullah maßgeblich beteiligt war. Neben Realos und Linken stand dabei auch die Gruppe Bunt-Grün im Zentrum, die sich für Vielfalt in der Partei einsetzen will und der auch Abdullah angehört.

Ausgelöst hatte die Hektik dem Vernehmen nach vor allem Filiz Keküllüoglu, Spitzenkandidatin der Gruppe aus Friedrichshain-Kreuzberg. Sie war am Samstag zunächst im Duell um Listenplatz 3 gegen Bahar Haghanipour aus Neukölln und später gegen Louis Krüger, Kandidat der Grünen Jugend, im Kampf um Rang 24 gescheitert. Keküllüoglu sollen weitere Listenplätze angeboten worden sein, diese habe aber abgelehnt.

Von „unfairen Äußerungen“ in Richtung anderer Bewerberinnen und „blank liegenden Nerven“ war am nächsten Tag die Rede. Das wesentliche Ziel der Gruppe wiederum wurde erreicht: Die Abgeordnetenhausliste ist deutlich diverser als die zuletzt – gemessen an den selbst formulierten Ansprüchen der Partei – zu Recht kritisierte Bundestagsliste.

Viele neue Gesichter in der Fraktion

Enttäuscht dürften Petra Vandrey und Fatos Topac sein. Beide werden der Abgeordnetenhausfraktion in der kommenden Legislatur aller Voraussicht nach nicht mehr angehören. Vandrey unterlag am Samstag in einer Kampfkandidatur. Topac trat gar nicht erst an, dem Vernehmen nach ebenfalls begründet durch die interne Arithmetik bei Bunt-Grün.

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Klar ist schon jetzt: Durch die Grünen-Fraktion weht nach der Wahl ein frischer Wind. Mit der auf Rang 7 gewählten Klara Schedlich zieht eine aktuell 21-jährige Kandidatin der Grünen Jugend in das Parlament ein. Sie löst June Tomiak als jüngste Abgeordnete ab.

Ebenfalls neu und mehr oder weniger sicher dabei: Bahar Haghanipour, Gollaleh Ahmadi, Catrin Wahlen, Taylan Kurt, Tonka Wojahn, Christoph Wapler, Ario Mirzaie – und Monika Hermann, Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg.

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