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Corona-Pandemie in der Hauptstadt: Berliner Grüne wollen auch Kita-Kinder testen lassen
Wenn Kitas und Schulen wieder öffnen, sollen Selbsttests Infektionsketten durchbrechen. Davon ausgenommen sind Kita-Kinder. Die Grünen wollen das ändern.
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Kaum war die Nachricht über die Bereitstellung von Selbsttests für Berliner Schulen und Kitas in der Welt, gab es Kritik. Warum ausgerechnet die jüngsten und für Hygiene- und Abstandsregeln wohl am wenigsten empfänglichen Kita-Kinder nicht mit Selbsttests ausgestattet werden sollen, leuchtete Beobachtern wie Fachleuten nicht ein.
Unter ihnen ist Martin Hoyer, stellvertretender Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, deren Mitglieder in Berlin rund 530 Kitas betreiben. "Kann jemand erklären, warum nicht für Kita-Kinder?", twitterte Hoyer unmittelbar nach Bekanntwerden der Senatsentscheidung vom Dienstagmittag. Eine Antwort auf die Frage hatte er am Tag darauf noch nicht gefunden und bezeichnete die Entscheidung deshalb als "weder logisch noch schlüssig" sowie "erklärungsbedürftig".
Tags zuvor hatte Hoyer eine gemeinsam von Bildungs- und Gesundheitsverwaltung verschickte Pressemitteilung zitiert, wonach Selbsttests dabei helfen, "eine noch genauere Übersicht über das Infektionsgeschehen zu erhalten und die Ausbreitung einzudämmen." Warum das ausgerechnet in Kitas nicht gelten soll, sei ihm unklar, so Hoyer.
Kritik äußerte mit Marianne Burkert-Eulitz auch die bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus. "Kitakinder MÜSSEN auch getestet werden können", twitterte sie ebenfalls nur wenige Stunden nach der Senatssitzung.
Burkert-Eulitz zeigte sich überrascht über die Entscheidung, Kitakinder von der Möglichkeit zum Selbsttest auszuschließen und kündigte an, auf eine Ausweitung der laut Senatsbeschluss "flächendeckenden und regelmäßigen" Tests hinwirken zu wollen.
Bildungsverwaltung: Nutzen von Schnelltests bei Kita-Kindern unklar
Die Bildungsverwaltung äußerte sich zunächst zurückhaltend auf die Frage danach, warum zwar zehn Millionen Schnelltests für Schulen und Kitas beschafft werden sollen, 1,5 Millionen davon noch in der laufenden Woche, Kita-Kinder jedoch von deren Anwendung ausgenommen bleiben sollen. Während die Tests für Lehrkräfte, Schüler:innen und Pädagog:innen von "epidemiologischen Fachleuten als sinnvolle Präventionsmaßnahme" bewertet würden, sei das bei Kita-Kindern "weniger klar", erklärte Iris Brennberger, Sprecherin der Bildungsverwaltung.
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Unklar ist, wie schnell die nun bestellten Tests tatsächlich angewendet werden können. Während am Dienstag von zwei bis drei Wochen Wartezeit die Rede war, ehe das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte die Genehmigung erteilen würde, schürte Claudia Denkinger am Mittwoch Hoffnungen auf eine Beschleunigung des Verfahrens. Denkinger ist Leiterin der Sektion Klinische Tropenmedizin an der Universitätsklinik in Heidelberg und berät Regierungen, darunter auch den Berliner Senat, im Umgang mit der Pandemie.
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