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Jennifer Ingendorf lässt sich in dem neu eröffneten Impfzentrum im Einkaufscenter Alexa impfen.

© Annette Riedl/dpa

„Wenn ich mich impfen lasse, dann nicht so“: Berliner skeptisch gegenüber Pop-up-Impfung im Alexa - andere finden Angebot „super“

Seit einer Woche kann man sich im Einkaufszentrum Alexa ohne Termin impfen lassen. Nicht jeden überzeugt das.

Hinter einer Reihe roter Kordelständer stehen etwa zwölf Impfwillige Schlange. Seit dem 11. August gibt es im Einkaufszentrum Alexa in Mitte ein Impfangebot der Gesundheitsverwaltung. Wer möchte, kann sich ohne Anmeldung in der Mall am Alexanderplatz impfen lassen.

Bereits kurz nach Beginn um 10 Uhr versammeln sich die ersten Interessierten vor einem ehemaligen Geschäft im Erdgeschoss, das jetzt zu einer Pop-up-Impfstelle umfunktioniert wurde. Bis zur Mittagszeit reiht sich regelmäßig jemand ein, um sich mit Moderna oder Johnson & Johnson impfen zu lassen. Organisiert wird das Ganze von der Bezirksverwaltung Mitte.

Der Aachener Sezer Sag ist nur zu Besuch in Berlin. Von der Impfaktion erfuhr der 21-jährige spontan beim Vorbeischlendern, er und seine Begleitung besuchen das Alexa während eines Stadtbummels. Er wolle sich das Aufklärungsmerkblatt zur Impfung erst einmal gründlich durchlesen, werde das Angebot im Anschluss aber wahrscheinlich wahrnehmen. Die Entscheidung habe er getroffen, „da es mir sehr einfach gemacht wird und ich dann auch gewisse Vorteile habe, wie das Essen in der Innengastronomie.“

Andere halten sich bei sogenannten Pop-Up-Impfungen eher zurück. Zwei Mütter, die mit Kinderwagen durch die Einkaufshalle schlendern, können sich nicht vorstellen, eine Spontanimpfung in Anspruch zu nehmen. „Ich bin zwar noch nicht geimpft, aber wenn ich mich impfen lassen sollte, dann nicht so", sagt eine von ihnen. Impfzentren und Arztpraxen würden viel steriler erscheinen, ordentlicher arbeiten. „Ich hätte da Bedenken, würde mich einfach nicht so sicher fühlen wie im Impfzentrum.“

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Die Möglichkeit eines Impfslots inmitten einer Einkaufssession findet die Berlinerin Rosita M. hingegen „super, weil das dafür sorgt, dass endlich mehr Leute geimpft werden.“ Wenn ihre Mutter und sie nicht schon lange geimpft wären, würden sie nicht zögern, das niederschwellige Angebot anzunehmen: „Ja, wieso auch nicht?“

Eine Mitarbeiterin im Einkaufszentrum sieht das anders. Sie trägt keine Maske, sagt: „Mich fragen total viele, wo die Impfaktion stattfindet, ich zeige ihnen den Weg, aber verstehe den Andrang nicht.“ Sie findet, die Regierung würde zu viel Druck wegen der Impfungen machen. „Wie sich Leute so spontan für eine Impfung entscheiden können, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.“

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Sezer Sag habe vorher durchaus gezögert, sagt er. „Bei einer Teststation in Aachen hatte ich die Gelegenheit, mich impfen zu lassen, da war ich aber noch am Überlegen, ob ich das jetzt schon will.“ Er habe auch noch Bedenken gehabt, bevor er sich im Alexa spontan dazu entschieden habe, sich vor Ort zu informieren und sich „wahrscheinlich hier gleich impfen zu lassen.“ Diese Bedenken würden aber eher Formalitäten betreffen. „Wann und ob ich das hier machen möchte, da ich ja nicht aus Berlin bin und wo dann der zweite Impftermin wäre.“

In seinem Freundeskreis seien alle "überzeugt vom Testen"

Bei dem 20-jährigen Berliner Anton Römer habe den letzten Impuls zum Impfen seine Mutter gegeben, seine Familie sei bereits durchgeimpft. „Meine Mama sagt, dass es gut wäre, sich impfen zu lassen. Ich dachte mir aber immer: lohnt sich das?“ Im Gegensatz zu seiner Familie sei das Impfen in seinem Freundeskreis kein Thema. „Viele von meinen Freunden möchten sich nicht impfen lassen, weil sie überzeugt vom Testen sind. Ich selbst konnte mich nicht entscheiden, dachte halt, wieso soll ich mich impfen lassen, ich kann mich auch testen lassen.“

Ein Telefonat mit seiner Mutter habe ihn dann doch überzeugt, sich auf den Weg zum Alexa zu machen. „Die Entscheidung hat sie mir überlassen.“ Er habe außerdem Bedenken, dass die Schnelltests bald wesentlich „mehr kosten könnten“, auch deswegen habe er sich „ein bisschen naiv dazu entschlossen, die Impfung zu machen.“

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Auch die junge Mutter Sabrina Q. aus Pankow, die mit ihren Kindern unterwegs ist, sei ganz bewusst zum Alexa gefahren. Sie finde die Möglichkeit super und habe aktiv nach solch einem Impfangebot gesucht, „ich habe einfach ‚Johnson Impfung in Berlin‘ gegoogelt und bin jetzt hier.“

Dass für die Impfung keine Anmeldung erforderlich ist, findet Wolfgang Hübner richtig. Er ist selbst Impfarzt aus Leverkusen und zu Besuch in Berlin. Mit Blick zur Impfstelle sagt er: „Termine sollte es keine geben, sodass sich die Menschen ganz bequem impfen lassen können.“

Büsra Delikaya

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