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Pilotprojekt der Technischen Universität: Berliner Spedition testet Elektro-Lkw auf der Straße
Batteriewechsel sollen lange Ladezeiten vermeiden. Im Sommer beginnt der Praxistest auf der Strecke Berlin-Dresden.
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Der Güterfernverkehr auf der Straße verursacht erhebliche CO2-Emissionen. Elektro-Lkw könnten eine Alternative sein. Doch bisher lohnt sich der Betrieb für Speditionsunternehmen nicht: Nach einer langen Stecke müssen die Batterien für mehrere Stunden geladen werden. Eine Forschungsgruppe der Technischen Universität (TU) untersucht nun, ob Batteriewechselstationen die Effizienz erhöhen und die Akzeptanz steigern könnten. An der Feldforschung beteiligt sich auch der Schönefelder Pharmalogistiker Unitax.
„Der Schwerlastverkehr ist eine offene Frage, wenn es um die Reduktion von Emissionen geht“, sagt Jens Jerratsch, der das TU-Projekt eHaul initiiert hat und es gemeinsam mit Stefanie Marker leitet. Der Energieverbrauch eines einzelnen Lasters entspreche dem von einer Vielzahl privater Pkw, daher bedeute die Umrüstung eine deutliche CO2-Ersparnis. Doch geringe Reichweiten und lange Batterie-Ladezeiten sprächen aus Sicht von Flottenbetreibern gegen die Elektromobilität.
Batteriewechsel statt Zwangspausen
Der Lösungsansatz der TU Berlin: ein Netzwerk aus Batteriewechselstationen, an denen Lkw die leere gegen eine volle Batterie austauschen lassen und schnell weiterfahren können. Dafür brauche es zunächst eine Machbarkeitsstudie, sagt Jerratsch. Grundsätzlich sei dieser Ansatz aber schon heute technisch ausgereifter als zum Beispiel Schnellladeverfahren, Oberleitungen oder Wasserstofffahrzeuge.
Um das zu beweisen, arbeiten die Forschenden mit Partnern aus der Logistik, der Energieversorgung, der Hard- und Software-Systemintegration sowie der Fahrzeugtechnik zusammen.
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Die Testphase soll im Sommer 2022 beginnen. Südlich von Berlin wird dafür eine Wechselstation aufgebaut. Zwei elektrifizierte 40-Tonnen-Lkw werden momentan in Auftrag gegeben. Eine wichtige Rolle soll der Pharmalogistiker Unitax aus Schönefeld spielen, der unter anderem, wie im Tagesspiegel berichtet, in Brandenburg die Corona-Impfstoffe ausfährt.

© Unitax / Jungblut & Büssemeieran
Unitax plant, einen Elektro-Lkw im Regelbetrieb auf der Strecke zwischen Dresden und Berlin einzusetzen. Für die knapp 350 Kilometer seien zwei Batterieladungen erforderlich. In Schönefeld soll die Batterie gewechselt werden, und in Dresden kann sie über Nacht neu geladen werden. Den zweiten Lkw wird voraussichtlich ein weiterer Projektpartner testen, der sächsische Spediteur Reinert Logistic.
Daten sammeln für die Forschung
„Die beiden Test-Fahrzeuge werden über eine Vielzahl von Sensoren verfügen, die im Rahmen des regulären Betriebes Daten aufnehmen, die den Energieverbrauch der Fahrzeuge beeinflussen – Antrieb, Ladungsgewicht, Wetter, Höhenprofil der Route, Klimatisierung der Fahrerkabine und des Laderaums“, erklärt Stefanie Marker.
„Im Rahmen des Projektes interessieren uns neben den technischen und den Energieverbrauchsdaten auch die Wirtschaftlichkeit: Wie muss ein System gestaltet werden, um wirtschaftlich eine echte Alternative für die Logistikbranche zu sein?“

© Unitax/ Jungblut & Büssemeieran
Das Projekt wird vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert. Neben dem Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme sind unter anderem auch die landeseigene Berliner Agentur für Elektromobilität sowie die Robert Bosch GmbH beteiligt. Gemeinsam akquirierten sie Fördermittel in Höhe von etwa 6,5 Millionen Euro.
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