
© Bearbeitung Tagesspiegel/Philipp Arnoldt Photography/IHK Berlin
Ausbildung im Unternehmens-Verbund: Der Senat muss sich zu der Förderung bekennen
Es gibt das Gerücht, der Berliner Senat könnte einen Fördertopf schließen, der Unternehmen unterstützt, die auch für andere ausbilden. Das wäre ein Fehler, meint unser Kolumnist.

Stand:
Ausbildung ist super. Da sind sich – selten genug im Politikbetrieb – alle einig. Man sollte also meinen, Instrumente, die mehr Jugendliche in Ausbildung bringen, werden nach Kräften unterstützt. Dafür hat der Senat schließlich auch das Bündnis für Ausbildung initiiert. Soweit die Theorie.
In der Praxis macht aber derzeit ein böses Gerücht die Runde, das ausgerechnet die Unterstützung für ein seit Jahren erfolgreiches Ausbildungsmodell betrifft: die Verbundausbildung. Vereinfacht gesagt ist das so etwas wie Ausbildungs-Sharing: Unternehmen, die zum Beispiel wegen ihrer Größe oder Spezialisierung nicht allein ausbilden können, teilen sich die Aufgabe mit anderen.
Der oder die Auszubildende ist bei einem Unternehmen angestellt und absolviert Teile der Ausbildung in den verbundenen Unternehmen. Rund 500 Unternehmen bilden so fast 900 Jugendliche aus. Weil die Verbundausbildung für das „Hauptausbildungsunternehmen“ mit mehr Aufwand verbunden ist, unterstützt der Senat im Rahmen der sogenannten Richtlinienförderung.
Doch die Förderung läuft Mitte 2025 aus und jetzt heißt es, sie werde auch nicht verlängert. Sparmaßnahmen, man wisse schon. Ja, wir wissen um die Haushaltslage. Aber gerade deshalb muss doch das knapper werdende Geld zukunftsgerichtet investiert werden. Ausbildung zu ermöglichen, wo sie sonst nicht stattfinden würde, ist aus unserer Sicht genau eine solche Investition in die Zukunft – die der Jugendlichen und des Standorts.
Das Unverständnis bei den Unternehmen ist jedenfalls groß und die Zurückhaltung, sich bei den unsicheren Rahmenbedingungen an der Verbundausbildung zu beteiligen, bereits spürbar. Wenn es im eingangs erwähnten Bündnis für Ausbildung wirklich darum geht, mehr Jugendliche in Ausbildung zu bringen und nicht nur die widersinnige Ausbildungsumlage durchzusetzen, dann sollten die Gerüchte zeitnah aus der Welt geschafft werden. Ansonsten konterkariert der Senat seine selbstgesteckten Ziele.
In der Kolumne „In der Lobby“ kommentieren führende Köpfe der Berliner Wirtschaft die Lage.
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