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Software wird künftig im Ausland produziert: Autozulieferer Hella schließt Berliner Standort
Dem weltweit aktiven Software- und Lichtspezialisten wird der Standort Deutschland zu teuer. Die IG Metall fordert, die Entscheidung zur Schließung zurückzunehmen.
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Der Autozulieferer Forvia Hella mit Sitz in Lippstadt (Nordrhein-Westfalen) will sein Berliner Tochterunternehmen Hella Aglaia bis Mitte 2026 schließen. Das bestätigte das Unternehmen auf Anfrage des Tagesspiegels. Zuvor hatte die IG Metall Berlin mitgeteilt, dass 170 Arbeitsplätze bei Hella Aglaia in Tempelhof wegfallen sollen, vor allem für Softwarespezialisten.
„Hoch qualifizierte Beschäftigte entwickeln bei Hella Aglaia Software und Hardware für die Automobilbranche, darunter Steuergeräte für Elektrofahrzeuge und die Lichtsteuerung im Fahrzeug“, erklärte die IG Metall. Hella will seine Entwicklungsaufträge künftig an bereits bestehende Hella-Standorte im Ausland vergeben. In Medienberichten werden Indien und Vietnam genannt.
Höhere Kosten in Deutschland
„Hella Aglaia ist ein rein interner Entwicklungsdienstleister im Hella-Verbund und weist im Vergleich zu ausländischen Standorten eine deutlich höhere Kostenstruktur auf“, erklärte die Hella-Geschäftsführung. Wegen der „Wettbewerbsintensität im europäischen Markt ist die Entscheidung getroffen worden, interne Entwicklungsdienstleistungen zukünftig von internationalen Standorten mit wettbewerbsfähigeren Entwicklungskosten zu beziehen.“
Hier arbeiten hoch qualifizierte und engagierte Ingenieure, Informatiker und hoch qualifizierte Fachkräfte an Zukunftsthemen, die Berlin bewegen.
Jan Otto, IG Metall Berlin
„Wir fordern eine Standortsicherung für den Berliner Standort von Hella Aglaia Mobile Vision“, sagte Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin. „Hier arbeiten hoch qualifizierte und engagierte Ingenieure, Informatiker und hoch qualifizierte Fachkräfte an Zukunftsthemen, die Berlin bewegen. Es gibt gute Argumente für den Standort Berlin und gegen eine Verlagerung, vor allem, weil dadurch wertvolles Know-how verloren geht.“

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Forvia Hella schließt wegen der schwachen Geschäftsentwicklung auch andere Niederlassungen in Deutschland und baut Personal ab. Aglaia war in Berlin Anfang der nuller Jahre als eigenständiges Unternehmen für visuelle Sensortechnik bis auf 30 Mitarbeiter gewachsen und 2006 von Hella übernommen worden.
Zeitweise hätten in Berlin 400 Menschen für Hella Aglaia gearbeitet, heißt es in Medienberichten. Durch den Verkauf einzelner Sparten an VW und den Schweizer Spezialisten Xovis hätte sich die Belegschaft aber wieder deutlich verringert.
Nach eigenen Angaben beschäftigt Forvia Hella weltweit 37.500 Mitarbeiter an mehr als 125 Standorten. Im Geschäftsjahr 2023 wurde ein Umsatz von 8,1 Milliarden Euro erzielt. (Mitarbeit: Simon Schwarz)
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