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Bauplatz Schinkelsche Bauakademie in Mitte 2022

© Andreas Gehrke

Bauakademie in Berlin: Stiftung will sich nicht zur historischen Fassade zwingen lassen

Die neue Koalition will den Wiederaufbau der historischen Fassade durchsetzen. Die Bundesstiftung Bauakademie fordert andere Prioritäten.

Die Bundesstiftung Bauakademie hält an ihrem bisherigen Plan fest, das künftige Gebäude nicht ausschließlich von der Fassade her zu entwickeln – trotz des am Montag vorgestellten Koalitionsvertrags von CDU und SPD, laut dem die „Wiedererrichtung der historischen Fassade“ sichergestellt werden soll. Wenn man sich hier nicht mit der Bundesstiftung und dem Bund als Bauherrn einig werde, werde „der Senat hierzu eine Gestaltungsverordnung erlassen.“ 

„Wir wollen bei der Entwicklung der Bauakademie – anders als beim Humboldt Forum – vom Inhalt und den räumlichen Bedarfen ausgehen und nicht nur über die Fassade sprechen“, teilte der Gründungsdirektor der Stiftung, Guido Spars, dem Tagesspiegel mit. „Das erklärte Ziel lautet, dem Bauen der Zukunft einen Ort zu geben: im Diskurs und Dialog, im Experiment und Ausstellen sowie in der Bauweise selbst.“ Das bauliche Ergebnis müsse eine räumlich-bauliche Demonstration der Werte und Ziele der Bundesstiftung Bauakademie zulassen.

Über die mögliche Fassadenrekonstruktion gibt es seit längerem eine heftige Debatte. Zuletzt hatte es Anfang des Jahres kurz hintereinander zwei offene Briefe gegeben. Im einen forderten mehrere Berliner Vereine und Zusammenschlüsse aus Handwerk, Baugewerbe und Architektur den Wiederaufbau der historischen Fassade des Gebäudes von Karl Friedrich Schinkel.

Unterzeichnet hatten unter anderem der Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg e.V. (AIV), die Baukammer Berlin und die Fachgemeinschaft Bau Berlin Brandenburg e.V., deren Geschäftsführerin Manja Schreiner (CDU) aktuell als neue Verkehrssenatorin gehandelt wird.

Der andere offene Brief war von Architekten, Ingenieuren und Wissenschaftlern aus Berlin und bundesweit unterzeichnet worden. Dazu gehörten die Berliner- sowie die Bundesarchitektenkammer, der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) sowohl aus Berlin als auch bundesweit, die Bundesingenieurkammer, Architects for Future e.V. sowie zahlreiche Hochschulen. Dieser Brief fordert, dass das neue Bauakademie-Gebäude auch visuell „eine Vorbildfunktion für Bauen in planetaren Grenzen, also klima- und ressourcenangepasstes Bauen“ transportiert.

Eine Eins-zu-eins-Rekonstruktion der historischen Fassade würde wohl zu einem erheblichen CO₂-Ausstoß beim Bau führen. Trotzdem teilte Guido Spars nun mit: „Eine historische Fassade, die sich Schinkel zum Vorbild nimmt, die ihn an heutige Anforderungen und an die räumlichen Bedarfe anpasst, wird als Wettbewerbsbeitrag willkommen sein.“ (roe)

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