Bedrohtes Baudenkmal in Berlin: Bahnhof Gleisdreieck als „kritisch“ eingestuft
Weil ein Investor die historische Bahnhofsanlage mit Hochhäusern umbauen will, wurde das Gleisdreieck nun in die „Rote Liste“ bedrohter Berliner Baudenkmäler aufgenommen.
Der Bahnhof Gleisdreieck ist in die Rote Liste bedrohter Berliner Baudenkmäler aufgenommen worden. Das Kulturerbenetz Berlin, das die Liste führt, stuft die Zukunft des Bauwerks demnach als „kritisch“ ein.
Die 1912/13 erbaute Hochbahnanlage des Architekten Sepp Kaiser sei ein wichtiges Zeugnis früher Berliner Verkehrsgeschichte, zitiert das Kulturerbenetz Berlin das Landesdenkmalamt in der Entscheidungsbegründung: „Durch die frühe Zusammenarbeit von Architekt und Ingenieur entstand ein künstlerisch und konstruktionstechnisch einheitlicher Entwurf. Dieser zeichnet sich besonders durch den weitgehenden Verzicht auf dekorative Zutaten bei der Eisenkonstruktion aus, sodass die unverfälschte Konstruktionsform der Hallen zu sehen war. Dies führte zu einer die Moderne vorwegnehmenden Sachlichkeit.“
Bedroht sieht das Kulturerbenetz Berlin den Bahnhof, weil er im nördlichen Areal des Hochhausprojekts „Urbane Mitte“ liegt. Ein Investor möchte um die Bahnhofsanlage herum sieben Türme zwischen 25 und 90 Metern Höhe bauen. Grundlage dafür ist ein städtebaulicher Rahmenvertrag aus dem Jahr 2005.
„Dieser Gebäuderiegel würde dazu führen, dass der Gleisdreieckbahnhof aus dem Süden und von Westen her kaum noch sichtbar ist“, erklärt Norbert Rheinlaender von der Aktionsgemeinschaft Gleisdreieck e.V., die die Aufnahme in die Rote Liste beantragt hatte, „und das umso mehr, als die Hochhäuser sich aus einem massiven zweistöckigen Sockelgeschoss erheben werden, durch das zukünftig die Züge der S21 geführt werden sollen.“
Das Kulturerbenetz Berlin ist ein Netzwerk von Bürgerinitiativen, Vereinen und Einzelpersonen, die sich ehrenamtlich im Denkmalschutz engagieren. Seit September 2022 führt das Netzwerk die öffentlich einsehbare „Rote Liste“ zur Erfassung bedrohter Baudenkmäler. (roe)
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