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Passagiere gehen am letzten Wochenende der Herbstferien durch das Terminal 1 des Flughafens Berlin Brandenburg (BER) „Willy Brandt“.

© dpa / Christoph Soeder

BER besteht Bewährungsprobe: Ferienauftakt am Flughafen Berlin-Brandenburg ohne Chaos

60.000 Gäste werden pro Tag zwischen Weihnachten und Neujahr am Flughafen erwartet. Wo kommen sie her - und wo wollen sie hin?

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Weihnachtstrubel am Flughafen. Da sieht mancher vor dem geistigen Auge Tausende Menschen mit Koffern und Tüten, aus denen glänzende Geschenke schauen, Passagiere, die ihren Maschinen hinterher hechten und dabei riesige Rollkoffer hinter sich herziehen und die mit ihrer Bordkarte in der Hand wedeln, während sie durch die Abflughalle rennen. So wie in dem Weihnachtsfilm-Klassiker „Kevin - Allein zu Haus“. Kevins Familie, die McCallisters, hasten über den Chicagoer Flughafen, während sie ihren Sohn zu Hause vergisst.

Am Donnerstagmorgen, dem ersten Ferientag, ist von so einem Stress am BER nichts zu merken. Menschen warten zwar in Schlangen vor Schaltern, um ihr Gepäck aufzugeben, sich einzuchecken oder um durch die Sicherheitskontrolle zu gelangen, aber hektisch wirkt dabei kaum jemand. Die Anzeigen in der großen Abflughalle im Terminal 1 zeigen Wartezeiten zwischen fünf und 18 Minuten an.

600.000
Fluggäste werden bis zum Montag nach Neujahr erwartet. Also 60.000 am Tag.

Anruf bei dem BER-Pressesprecher Jan-Peter Haack, ob er sich freut, dass endlich mal nicht von einem Chaos am neu gebauten Flughafen die Rede ist. Haack lacht und klingt tatsächlich ganz froh. Dann sagt er: „Wir haben aber auch nicht mit einem Ausnahmezustand gerechnet.” Stattdessen seien die 600.000 Fluggäste, die bis Montag nach Neujahr erwartet werden, keine große Herausforderung für den BER. Das seien ja nur ungefähr 60.000 Passagiere pro Tag.

Verzweifelte Passagiere, gestrandetes Gepäck

Im Herbst dagegen hatten sie an einem Tag 82.000 abzufertigen, erinnert Haack. Das war am 23. September. Googelt man die Tage rundherum, findet man Berichte von Passagieren, die verzweifeln, weil sie so lange vor der Sicherheitskontrolle anstehen müssen, dass sie ihren Flug verpassen, von verschollenen Koffern und stapelweise gestrandetem Gepäck.

Doch heute haben die Passagiere Glück. Weil nicht September ist - und nicht so ein Ansturm. Ein Pärchen, Mann und Frau, 78 und 80 Jahre alt, aus Zehlendorf, sitzt in der Abflughalle auf einer Bank. Sie haben ihr Gepäck schon aufgegeben. Nur die Frau hat noch eine kleine Handtasche bei sich. Es ist zehn Uhr. Ihr Flug nach München geht um 13 Uhr. Sie wollen in Bayern ihre Söhne besuchen und mit ihnen Weihnachten feiern.

Der „Raum der Stille“ am BER.

© gmp/Marcus Bredt

Für halb elf haben sie einen Slot für den sogenannten Runway gebucht. Das heißt, sie bekommen separat Zutritt zu der Sicherheitskontrolle und dann direkt dran, ohne sich anstellen zu müssen. Seit August können sich alle Passagiere kostenlos dafür registrieren. „Das ist total praktisch”, sagt der Mann.

Dem Weihnachtsstress entfliehen

Wer verlässt Berlin noch über die Feiertage? Lena und Dana. Beide sind 16 Jahre alt und beide gehen in Berlin auf ein Internat. Lena kommt aus Griechenland und Dana aus der Türkei. Sie besuchen ihre Familie zu Hause. Das tun sie oft. Fliegen ist für sie nichts Großes.

Dann ist da noch ein Paar aus Oranienburg, ein Mann und eine Frau, das dem Weihnachtsstress mit Rumfahren, Familie treffen, Geschenke kaufen, kochen, essen, dekorieren, abwaschen, neu aufdecken und wieder kochen, entfliehen will. Deshalb fliegen sie nach Hurghada in Ägypten. Zehn Tage Rotes Meer, Hotel, all inclusive.

Außerdem sitzt Kathleen Kaminski, 77, im Terminal eins auf einer Bank. Sie ist auf Durchreise, kommt aus Florida, hat die letzten vier Tage in Berlin verbracht, davor war sie mit ihrem Schwiegersohn, ihrer Tochter und deren einjährigem Kind in Paris und London. Europa-Reise. Weihnachten feiern sie in Wien.

Jan-Peter Haack sagt, dass „der Flughafen am vollsten während der Tages-Randzeiten ist“. Zwischen sechs und acht Uhr am Morgen würden viele abfliegen und abends gegen 19 Uhr viele ankommen. An dem Weihnachten vor der Pandemie - also 2019 - habe die Flughafengesellschaft 1,2 Millionen Gäste gezählt. Das sind doppelt so viele wie in diesem Jahr.

Ein Stockwerk über der Abflughalle findet der Raum der Stille. Es ist wirklich still da drin. Nur ein Mann läuft auf und ab und betet.

Im Stockwerk unter der Abflughalle kommen Passagiere an. Ein kleiner Junge läuft auf einen älteren Mann zu und springt an ihm hoch. Menschen umarmen und freuen sich, nehmen sich das Gepäck gegenseitig ab. Ein Mann und eine Frau kommen aus der Schiebetür, sie tragen große Rucksäcke und schauen sich unsicher um.

Im Raum der Stille gibt es ein Gästebuch. Der letzte Eintrag ist vom Dienstag. Da steht: „Peace and Love for the World and Beyond.”

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