
© Getty Images/E+
Berlins beste Arbeitgeber und Ausbildungsbetriebe 2025: Diese Firmen überzeugen Fachkräfte und Nachwuchs am meisten
Von Start-ups bis Mittelstand: Berlin bietet viele Jobs. Die aktuelle Tagesspiegel-Studie verrät, wo sich die Bewerbung wirklich lohnt.
Stand:
Wer in Berlin nach einer Ausbildung oder einem Arbeitsplatz sucht, hat grundsätzlich eine große Auswahl. Neben großen Konzernen prägen innovative Start-ups und traditionsbewusste Mittelständler den Arbeitsmarkt. Viele dieser Unternehmen stehen vor der Herausforderung, Fachkräfte zu gewinnen – und investieren entsprechend in ihre Attraktivität. Im Auftrag des Tagesspiegels hat das Sozialwissenschaftliche Institut Schad (SWI) die „Besten Arbeitgeber und Ausbildungsunternehmen 2025“ ermittelt.
An der Untersuchung nahmen 600 Firmen teil. Grundlage war ein sogenanntes Self-Audit, bei dem sich die Unternehmen anhand detaillierter Fragen selbst einschätzten: von den internen Abläufen über Personalentwicklung bis zu den Zusatzleistungen.
Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sind solche Faktoren entscheidend. Neben Gehaltspaketen setzen viele Betriebe auf zusätzliche Urlaubstage, Gesundheitsprogramme oder Budgets für Weiterbildung, um neue Kräfte zu gewinnen und an sich zu binden.
Handwerk mit Zukunft und Nachhaltigkeit
Zu den ausgezeichneten Arbeitgebern zählt Thermondo. Das Unternehmen wurde 2012 in Berlin gegründet und hat seinen Sitz in der Prinzenstraße in Kreuzberg. Mit etwa 1000 Beschäftigten, davon 600 Handwerkern, versteht sich Thermondo nach eigenen Angaben als größter Heizungsinstallateur Deutschlands. Seit 2022 liegt der Schwerpunkt klar auf Wärmepumpen. Der Umsatz im Jahr 2022 betrug 104 Millionen Euro.
Die Personalgewinnung gestaltet sich nach Einschätzung des Managements vergleichsweise günstig. Vizechef Richard Lucht verweist auf die starke Präsenz in den sozialen Medien. Zwar sei es in einigen Regionen schwieriger, Handwerker für Sanitär, Heizung und Klima zu finden, doch insgesamt profitiere Thermondo von seiner Ausrichtung auf klimafreundliche Produkte und Nachhaltigkeit.
Vor einigen Jahren stieg das Unternehmen von Gasheizungen auf Wärmepumpen um. Das habe zunächst Personalverluste verursacht, gibt Lucht zu. Inzwischen habe sich das Team aber neu formiert; jetzt sei es „eine andere Truppe“. Thermondo biete Aufstiegschancen und die Möglichkeit, mit erneuerbaren Energien einen Beitrag für kommende Generationen zu leisten.
Zeitarbeit als Premium-Modell
Ein weiterer Preisträger ist Fairmedics mit Sitz am Kurfürstendamm in Charlottenburg. Das Unternehmen ist bundesweit aktiv – mit den Schwerpunkten Berlin und Hamburg – und vermittelt medizinische Fachkräfte für Intensivstationen, OP und Anästhesie.

© Fairmedics
Anders als manche Wettbewerber setzt Fairmedics nicht auf Lohndumping. „Der Ansatz der Firma ist ein sozialer“, erklärt Geschäftsführer Sebastian Heinrich. Sein Unternehmen biete „Premium-Zeitarbeit“: hohe Bezahlung und zugleich die Gewährleistung, dass Kliniken qualifizierte Fachkräfte erhalten.
Mitarbeitende sollen „wieder gern zur Arbeit gehen“, meint Heinrich. Besonders ältere Pflegekräfte, die sich zuvor aus dem Berufsleben zurückgezogen hatten, konnten bereits zurückgewonnen werden.
Die Einsatzdauer reicht von einem Tag bis zu 18 Monaten. Bei gegenseitigem Interesse können Fachkräfte dauerhaft von der Klinik übernommen werden.
Künstliche Intelligenz im Einsatz für den Mittelstand
Mit der Brayn.io GmbH aus Kreuzberg wurde ein junges Technologieunternehmen ausgezeichnet, das Softwarelösungen mit Künstlicher Intelligenz (KI) entwickelt.
Geschäftsführer Robert Menzlow nennt als Beispiel einen Maschinenbauer aus Süddeutschland, der von seinen Kunden komplexe Lastenhefte und technische Zeichnungen erhält. Die KI von Brayn.io kann diese Unterlagen schnell analysieren, DIN-Normen erkennen, Inhalte zusammenfassen und so die Angebotserstellung erleichtern. Ein Chatbot unterstützt die Mitarbeitenden dabei.

© Brayn.io GmbH
Auch wenn KI inzwischen selbst Code generieren kann, bleibe die Rolle des Menschen zentral, betont Menzlow. Das Anforderungsprofil habe sich allerdings „dramatisch“ verändert: Entwickler schreiben heute nicht mehr jede Zeile selbst, sondern steuern die KI, geben präzise Vorgaben und überprüfen die Ergebnisse, sagt der Experte.
Die Ausbildung ist gefragt bei jungen Menschen
Neben den Arbeitgebern standen auch Ausbildungsbetriebe im Fokus der Untersuchung. Viele Jugendliche in Berlin und Brandenburg wünschen sich einen Ausbildungsplatz, der zu ihren Fähigkeiten passt. Orientierung ist jedoch nicht immer leicht.

© Koch Automobile
Zwar gilt die Ausbildung insgesamt als attraktiv – laut einer repräsentativen Umfrage der Bertelsmann-Stiftung sehen neun von zehn Schülerinnen und Schüler darin eine realistische Perspektive.
Mehr als 40 Prozent wollen diesen Weg tatsächlich einschlagen. Zugleich bleibt jedoch fast jeder fünfte junge Erwachsene im Alter von 20 bis 34 Jahren ohne Berufsabschluss.
Ein Problem liegt in der Komplexität vieler Bewerbungsverfahren. Unklare Anforderungen und aufwendige Portale schrecken ab. Wer dennoch eine Lehrstelle findet, achtet auf faire Vergütung, planbare Arbeitszeiten und eine moderne Arbeitsumgebung.
Chancen in der Automobilbranche
Als einer der „Besten Ausbildungsbetriebe“ wurde das Autohaus Koch ausgezeichnet. Das Familienunternehmen zählt zu den größten Automobilhändlern in Berlin und Brandenburg und betreibt zahlreiche Standorte.
„Das Auto hat immer noch eine hohe Attraktivität“, sagt Thomas Greitzke, Mitglied des Vorstands der Koch Gruppe Automobile AG und Leiter des Standorts in der Hansastraße in Lichtenberg. Besonders gefragt sei die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker. Im laufenden Jahr gingen 850 Bewerbungen ein, 29 Auszubildende wurden eingestellt.
Für Koch ist die Ausbildung ein „zuverlässiger Pool“ für Fachkräfte, die im Unternehmen dringend gebraucht werden. In ländlichen Regionen sei die Situation schwieriger; dort hätten Autohäuser inzwischen teils massive Nachwuchsprobleme. In Berlin dagegen profitiert Koch von der Beliebtheit der Hauptstadt bei jungen Menschen.

© Tagesspiegel
Die Bäckerei Mann in Wilmerdorf bildet momentan zehn Auszubildende in drei Berufen aus: Bäcker, Konditor und Fachverkäufer. Geschäftsführerin Simone McSorley betont: „Gute Ausbildung ist wichtig für Berlin, wichtig für das traditionelle Handwerk.“ Für sie sind Wertschätzung, Verständnis und Anerkennung zentrale Erfolgsfaktoren.
Disziplin und Durchhaltevermögen begleiten die Arbeit. „Regeln sind kein Zwang, sondern der richtige Weg zur Selbstachtung“, meint McSorley. Motivation entstehe durch den Stolz auf eigene Produkte und die strahlenden Augen zufriedener Kunden.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: