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Berlins beste Rechtsanwälte im Check: Tagesspiegel-Studie zeigt, welche Kanzlei wirklich hilft
Gemeinsam mit dem Handelsblatt Research Institute hat der Tagesspiegel die Spitzenjuristen der Hauptstadt in verschiedenen Rechtsgebieten ermittelt.
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Ein offizielles Schreiben liegt im Briefkasten, schon steht ein juristisches Problem im Raum. Plötzlich ist anwaltliche Hilfe gefragt, und die Suche nach der passenden Kanzlei kann in Berlin zum Kraftakt werden. Die Auswahl ist geradezu unüberschaubar, aber freie Termine sind meist knapp. Empfehlungen helfen nur bedingt, Online-Bewertungen noch weniger.
Um Orientierung in diesem unübersichtlichen Markt zu bieten, hat der Tagesspiegel gemeinsam mit dem Handelsblatt Research Institute (HRI) die führenden Anwälte der Hauptstadt ermittelt. Bereits zum zweiten Mal wurde die Rangliste „Berlins Beste Rechtsanwälte“ erstellt.
Grundlage ist eine Befragung unter mehr als 3700 Juristinnen und Juristen, die ihre fachlich kompetentesten Kolleginnen und Kollegen benennen konnten. Eigenempfehlungen und Absprachen waren ausgeschlossen.
Geldwäsche und andere Wirtschaftskriminalität
Einer der Ausgezeichneten ist Jan Philipp Book. Der Strafverteidiger, seit 2016 Fachanwalt für Strafrecht, konzentriert sich auf das Wirtschaftsstrafrecht. Besonders häufig beschäftigt ihn der Vorwurf der Geldwäsche.

© Jan Philipp Book
„Banken melden heute sehr viel mehr verdächtige Transaktionen als früher“, sagt er. So geraten Unternehmen ins Visier, wenn sie Zahlungen aus dem Ausland erhalten – auch wenn kein Fehlverhalten vorliegt. Privatpersonen können betroffen sein, sobald sie größere Bargeldbeträge einzahlen. „Das geht heutzutage ganz schnell.“
Book hebt hervor, dass Wirtschaftsstrafrecht selten schwarz-weiß ist. Anders als beim klassischen Drogenhandel, wo Beweise und Schuld oft eindeutig seien, beginne die Arbeit in seinem Fachgebiet mit der Frage, ob überhaupt ein Straftatbestand erfüllt ist.
Häufig betreffen die Verfahren Ärztinnen und Ärzte, die mit komplexen Abrechnungsvorschriften konfrontiert sind. Ein kleiner Fehler bei der Buchung kann bereits ein Ermittlungsverfahren nach sich ziehen.
Mehr Insolvenzen bedeuten mehr Beratungsbedarf
Auch Insolvenzen sind ein Dauerthema – beschleunigt durch die Pandemie, hohe Energiepreise und wirtschaftliche Unsicherheiten. Books Rat lautet: frühzeitig juristischen Beistand suchen und das Schweigerecht nutzen, bevor die Staatsanwaltschaft aktiv wird.
In Berlin sind laut Rechtsanwaltskammer derzeit 12.646 Anwältinnen und Anwälte zugelassen, 36,5 Prozent davon Frauen. Drei Mitglieder haben sich als divers registrieren lassen.
Besonders konzentriert ist die Dichte in Mitte mit knapp 5000 Anwälten, gefolgt von Charlottenburg-Wilmersdorf mit mehr als 4200. Im Bezirk Marzahn-Hellersdorf hingegen arbeiten nur 188 Anwältinnen und Anwälte – die geringste Zahl in der Stadt.
Wenn aus Liebe ein Gerichtsverfahren wird
Eine von ihnen ist Gabriele Linde. Die Fachanwältin für Familienrecht arbeitet in der Kanzlei Kärgel de Maizière & Partner am Kurfürstendamm. In den meisten ihrer Fälle geht es um Scheidungen – und damit um die Fragen: Wer bekommt die Kinder, wer die gemeinsame Wohnung?

© Gabriele Linde
Gerade in Berlin spielt der Wohnraumkonflikt eine große Rolle. Oft entscheidet am Ende ein Gericht, welches Elternteil mit den Kindern in der bisherigen Wohnung bleiben darf.
Je mehr Geld da ist, desto mehr kann man sich streiten.
Gabriele Linde, Scheidungsanwältin
Auch Vermögensauseinandersetzungen belasten Mandanten: „Je mehr Geld da ist, desto mehr kann man sich streiten“, sagt Linde. Ein Ehevertrag könne helfen, müsse aber regelmäßig überprüft werden, da Lebenssituationen sich ändern.
Ihre Erfahrung: Im Familienrecht gehe es weniger um Konfrontation als um Begleitung – juristisch wie menschlich – beim Übergang in einen neuen Lebensabschnitt.
Wenn der Arzt Fehler macht
Im Fachgebiet Medizin- und Arzneimittelrecht arbeitet Jörg Heynemann. Er vertritt zum Beispiel Patienten, die durch Behandlungsfehler oder fehlerhafte Medizinprodukte geschädigt wurden.

© Jörg Heynemann
Übersehene Schlaganfälle oder Herzinfarkte sind typische Fälle: Wird nicht innerhalb von sechs Stunden die richtige Behandlung eingeleitet, drohen lebenslange Schäden. Versäumnisse in der Notaufnahme oder überlastetes Personal können fatale Folgen haben.
Besonders erschütternd sind die Fälle von Kindern, die schwer geschädigt zur Welt kommen oder sterben, weil Stationen unterbesetzt sind.
Auch fehlerhafte Implantate, undichte Herzklappen oder defekte Herzschrittmacher beschäftigen Heynemann regelmäßig. Ein Drittel seiner Fälle betrifft fehlerhafte Medizinprodukte. „Das kann zu sehr großen Schäden führen“, sagt er.
Bevor er Jurist wurde, war Heynemann Apotheker. Auch heute befasst er sich mit Pharmazie: etwa wenn Patienten durch mangelhaft geprüfte Arzneimittel geschädigt wurden. Zwar seien solche Fälle aufgrund strenger Regulierung selten geworden. Doch wenn es zu Fehlern kommt, sind die Folgen gravierend.

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