
© dpa/Stephan Jansen
Berlins Hausärzte sind verzweifelt: Viele Praxis-Inhaber denken über Schließung nach
15 Prozent der Ärzte drohen mit einem „Systemausstieg“, wenn die geplante Budgetreform weiter ausbleibt. Rund die Hälfte der niedergelassenen Allgemeinmediziner überlegt aufzugeben.
Stand:
Fünfzehn Prozent der Berliner Allgemeinmediziner:innen denken laut einer Umfrage des Hausärzteverbands Berlin und Brandenburg über einen „Systemausstieg“ nach, sollten wichtige Gesundheitsreformen auf Bundesebene nicht umgesetzt werden.
Das teilte der Verband am Mittwoch mit. An der Befragung von Anfang Dezember nahmen 262 Ärzt:innen teil. Insgesamt arbeiten knapp 2900 Allgemeinmediziner:innen in der Hauptstadt.
Erzürnt sind die Praxisärzt:innen vor allem deshalb, weil ihr „Hausärztegesetz“, das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz, wegen des Ampel-Aus im Bund auf Eis liegt. Es ist de facto nicht mehrheitsfähig.
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Das Gesetz sollte die Deckelung der Quartal-Budgets in den Praxen beenden. Versorgt eine Hausärztin darüber hinaus Patient:innen, erhält sie für diese Behandlungsfälle eine geringere Vergütung von den Krankenkassen.
„Es steht drei vor zwölf“
Laut Umfrage zögern 89 Prozent der in einer Praxis angestellten Ärzt:innen aufgrund der aktuellen Bedingungen, sich niederzulassen. 51 Prozent der Inhaber:innen sollen überlegen, ihre Praxis zu schließen oder den Kassensitz abzugeben.
120 Ärzt:innen machten sich Sorgen, wie sie künftig ihre Angestellten bezahlen sollen. Ein Fünftel gibt an, „ehrlich verzweifelt zu sein“.
„Wir waren selbst überrascht, welchen Einfluss die wirtschaftliche Unsicherheit und die Missachtung der hausärztlichen Versorgung in der Kommunikation durch Politik und Krankenkassen haben“, sagt Kahina Toutaoui, Vorstandsmitglied des Verbands. „In unseren Praxen steht es drei vor zwölf“, erklärt Sandra Blumenthal, eine der zwei Co-Vorsitzenden des Verbands.
Vor allem in den Ostbezirken der Hauptstadt gibt es einen Praxenmangel. Seit Jahren gelingt es der Kassenärztlichen Vereinigung dort nicht, rund 130 freie Ärzt:innen-Sitze zu besetzen – trotz einer Prämie von bis zu 60.000 Euro für eine Neugründung.
Mehrere Krankenkassen sind der Ansicht, dass auch die sogenannte Entbudgetierung die Versorgung nicht verbessern wird. Beschlösse der Bund diese Reform, würde dies lediglich die Beiträge der gesetzlichen Kassen erhöhen.
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